Ganztätige Betriebsversammlungen bei IT-Dienstleister wegen Tarifflucht

Atos auf Konfrontationskurs mit seinen Beschäftigten

07.07.2016 | Beim IT-Dienstleister Atos fanden gestern bundesweit ganztägige Betriebsversammlungen statt. Die Beschäftigten diskutierten die tarifliche Situation im Vorfeld der geplanten, vorerst letzten Verhandlungsrunde am 12./13. Juli. Atos will den bestehenden Tarifvertrag aushöhlen und bietet Tariferhöhungen nur gegen Veränderungen bei der Anbindung an die Erhöhungen der Metall- und Elektroindustrie.

In Berlin wies der unabhängige Wirtschaftsberater Thomas Wagner gegenüber den Beschäftigten darauf hin, dass es aus wirtschaftlicher Sicht keine Notwendigkeit gibt, den Tarifvertrag nicht einzuhalten. Atos knüpft jedoch die den Beschäftigten tarifvertraglich zustehende Zahlung höherer Entgelte an die Forderung, die tariflichen Bestimmungen künftig aufzuweichen.

Konkret fordert Atos in der Verhandlung eine Änderung der Anbindung an die Erhöhungen der Metall- und Elektroindustrie, die im bei Atos geltenden Rahmentarifvertrag IT-Dienstleistungen festgelegt ist. Den Beschäftigten bei Atos steht laut Tarifvertrag IT-Dienstleistungen die in der Metall- und Elektroindustrie vereinbarte Erhöhung mit einem Monat Verzögerung zu. Das Unternehmen möchte allerdings die Entgelterhöhungen künftig nur leistungsbezogen und erfolgsabhängig gewähren. Deshalb droht es, die fällige Entgelterhöhung an die Beschäftigten nicht zu zahlen, sollte die IG Metall Atos nicht bei der Anbindung entgegen kommen.

Thomas Wagner sieht in der Verweigerung der Zahlung der Tariferhöhung nicht den letzten Streitpunkt. Vielmehr verfolge Atos die Strategie, unter Missachtung geltender tarifvertraglicher Regelungen Personalkosten einzusparen. Er empfahl deshalb der Belegschaft sich im hohen Maße gewerkschaftlich zu organisieren, weil nur durch einen hohen Organisationsgrad dieser Strategie des Arbeitgebers wirksam begegnet werden könne.

Gegen diese Bestrebungen des Arbeitgebers hat die IG Metall bundesweit die Beschäftigten für Montag, den 11. Juli, zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Die Berliner Atos-Beschäftigten werden am Montag, ab 10.30 Uhr durch Adlershof demonstrieren, um ihren Unmut bis zur Konzernzentrale in Frankreich hörbar zu machen.

Von: sst

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