Tagung von Berlin braucht dich!, 16. Juni 2017

„Benachteiligungen wirken hartnäckiger als erwartet“

19.06.2017 | Der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter Berlins Auszubildenden ist zu gering. Die 2005 gestartete Initiative Berlin braucht dich! versucht die Schere zu schließen und erzielt damit auch Erfolge, sagt der Integrationsbeauftragte des Senats, Andreas Germershausen im Interview. Er verantwortet für den Berliner Senat die Initiative, in der auch die IG Metall Berlin mitwirkt.

Warum ist es so schwer, Jugendliche mit Migrationshintergrund für eine duale Ausbildung zu gewinnen bzw. Unternehmen zu finden, die diesen Jugendlichen eine Chance gewähren?
Andreas Germershausen: Zuerst einmal muss man unterscheiden. Jugendliche mit Migrationshintergrund, die ihre Schule erfolgreich abgeschlossen haben, finden relativ problemlos einen Ausbildungsplatz. Sehr viel schwerer aber ist es, jene Jugendlichen zu vermitteln, die Probleme mit der Schule haben, aus bildungsfernen Elternhäusern kommen oder an Schulen lernen, in denen sich diese Jugendlichen massieren. Es gibt Schulen in Berlin, da sind 70 Prozent der Eltern bereits arbeitslos.  oder beziehen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch. Und natürlich konnten die wenigen in Berlin ausbildenden Betriebe die Creme abschöpfen, für die anderen sollte der Staat aufkommen.

Was hat sich mit Ihrer Initiative <link http: www.berlin-braucht-dich.de external-link-new-window external link in new>Berlin braucht Dich! verändert?
Wir haben als Kampagne angefangen, sind damit in die Öffentlichkeit gegangen und konnten auch schnell gute Zahlen vorweisen. Die vermittelten Jugendlichen waren in der Regel aber jene guten Schüler mit Migrationshintergrund. Bei den anderen wirken die Benachteiligungen stärker als erwartet. Deshalb konzentrieren wir uns nun auf integrierte Schulen in Stadtvierteln mit hohem Migrationsanteil. Eine wichtige Rolle spielen für uns Praktika.

Warum?
Viele Schüler haben in der Regel keine Vorstellungen von einer Ausbildung. Indem sie Praktika im öffentlichen Dienst oder in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie absolvieren, bekommen sie ein Gefühl, machen vielleicht positive Erfahrungen, die ihnen das Entscheiden vereinfacht.

Sehen Sie schon eine Verbesserung?
Die teilnehmenden Schulen vermitteln heute mehr Jugendliche in die duale Bildung als früher. Aber nach wie vor wünschte ich mir bessere Zahlen aus den Praktika-Klassen. Da wollen wir noch besser werden.

Jugendliche mit Migrationshintergrund sehen sich jedoch auch massiven Vorbehalten gegenüber, oder?
Das ist richtig. Es gibt immer noch Betriebe, die Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht ausbilden und diskriminieren. Ihre Zahl schwindet jedoch. Durch unsere Initiative ist auch bei Unternehmen und im öffentlichen Dienst eine größere Offenheit entstanden. Gleichzeitig fällt es Unternehmen immer schwieriger, genügend Bewerber für ihre Ausbildungsplätze zu finden. Dieses Momentum wollen wir nutzen.

 

<link http: www.berlin-braucht-dich.de external-link-new-window external link in new>Berlin braucht dich!

will mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund in die Duale Bildung vermitteln. Partner der Initiative sind die IG Metall Berlin, der Verband der Metall- und Elektroindustrie (VME) in Berlin sowie ein Dutzend Unternehmen und deren Betriebsräte. An vergangenen Freitag (16. Juni 2017) trafen sich die Partner zum achten Treffen der Initiative im Friedrichstadtpalast.

Von: igm

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