Internationale Frauentag in der IG Metall Berlin:

Die Demokratie braucht uns

09.03.2018 | Zum Internationalen Frauentag 2018 hatte die IG Metall Berlin unter der Überschrift „Die Demokratie braucht uns“ eingeladen. 40 Frauen aus verschiedenen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, der IG Metall und der engagierten außerbetrieblichen Arbeitskreise folgten der Einladung ins IG Metall-Haus.

Dass den heutigen Arbeits- und Lebensbedingungen für Frauen jahrzehntelange politische und gewerkschaftliche Auseinandersetzungen voraus gegangen sind, zeigte Regina Katerndahl, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, in ihrer Einführung anhand einiger exemplarischer und für Frauen wichtiger Daten auf. Dazu zählt beispielsweise die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts von 1955 mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz, der regelt, dass Männer und Frauen bei gleicher Arbeit auch den gleichen Lohn erhalten. Oder dass bis 1977 gültige Recht der Ehemänner, die der Erwerbsarbeit ihrer Ehefrauen zustimmen mussten und die ihren Arbeitsvertrag auch kündigen konnten.

2001 kam der Rechtsanspruch auf Teilzeit. „Und mit dem Tarifabschluss 2018 haben wir als IG Metall erreicht, dass die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ihre Wochenarbeitszeit bis zu zwei Jahre auf 28 Stunden absenken und danach wieder Vollzeit arbeiten können“, sagte Regina Katerndahl. „Damit sind wir dem Gesetzgeber ein Stück voraus. Ich gehe davon aus, dass dieser Tarifabschluss auch in anderen Branchen zu ähnlichen Modellen führen wird.“

So manche Teilnehmerin konnte anhand ihrer Lebenserfahrungen beschreiben, wie viel Überzeugungskraft und Mut erforderlich waren, um weibliche Beschäftigte für die Gewerkschaft zu gewinnen. „Oft haben die Frauen gesagt, sie müssten erst ihren Ehemann fragen, ob sie Mitglied werden dürfen“, berichtete Anna Schlor, die sich in den sechziger Jahren in der Textilgewerkschaft engagierte.

Chaja Boebel, Historikerin und Referentin im IG Metall Bildungszentrum Pichelssee, zeigte anhand von Auszügen des AfD-Parteiprogramms, Aussagen aus verschiedenen Reden rechtskonservativer und nationalistischer Reden sowie Wahlplakaten von der letzten Bundestagswahl, dass Frauenpolitik dieser Colour vor allem darauf zielt, dass deutsche Frauen wieder mehr Kinder bekommen, als Mütter die Familienarbeit leisten und ihren Ehemännern treu zur Seite stehen. Ein Lebensmodell, das Kinder und Beruf gleichwertig für Frauen und Männer ermöglicht, entspricht diesem völkischen Verständnis nicht.

Auf den Punkt gebracht: Alle politischen Instrumente wie beispielsweise Quotenregelungen, flächendeckende Versorgung mit Kitaplätzen oder Equal Pay Day lehnen diese Rechten ab. „Für uns Gewerkschafterinnen ist es eine permanente Aufgabe, die Ziele der AfD und anderer rechtskonservativer Kräfte offen zu legen. Wir müssen für unsere emanzipatorischen Ansätze argumentieren und Frauen und Männer dafür ständig gewinnen“, fasste Chaja Boebel ihre Argumente zusammen.

Wie brüchig einstmals errungene Rechte sind, verdeutlichte ein Blick auf die junge deutsche Geschichte: Viele Frauen aus der ehemaligen DDR haben nach der deutschen Einheit erfahren, dass einige der Rechte, die in der DDR ihre Selbstständigkeit untermauerten, in der Bundesrepublik keine Anwendung fanden.
Die Berichte aus den einzelnen Betrieben zeigten das Spektrum, mit denen Frauen jedes Alters weiterhin konfrontiert werden: Sei es, dass einer schwangeren Frau nahegelegt wird, auf eine Führungsposition zu verzichten, sei es, dass junge weibliche Auszubildende E-Mails von männlichen Kollegen mit zweifelhaften Einladungen und Angeboten erhalten.

„Doch bei allen zu führenden Auseinandersetzungen: Wir haben viel erreicht! Und so ist der 8. März, unser Internationaler Frauentag auch ein Tag, sich auszutauschen und zu feiern. Und genau das haben wir anschließend mit viel Freude gemacht“, so Regina Katerndahl weiter.

Von: rk

Unsere Social Media Kanäle