Internationaler Tag gegen Rassismus

"Ihr seid nicht das Volk"

22.03.2017 | Der 21. März ist Internationaler Tag gegen Rassismus. In den 1960er Jahren von den Vereinten Nationen ausgerufen, ist er heute aktueller denn je. Flüchtlingskrise und Angst vor Veränderungen. Ängste gilt es Ernst zu nehmen, sagt Mustafa Yeni, Vorsitzender des Migrationsausschusses der IG Metall in Berlin und seit 37 Jahren bei Pierburg beschäftigt im Interview. Ängste aber sind nicht Teil der Lösung.

Mustafa Yeni arbeitet seit 37 Jahren bei Pierburg, ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Vorsitzender des Migrationsausschusses der IG Metall in Berlin.

Diesen Flyer verteilten Metaller und Metallerinnen an rund einem Dutzend Betrieben.

Flyerverteilen bei Daimler.

Mustafa Yeni mit Kollegen vor dem Pierburg-Tor.

Am gestrigen Internationalen Tag gegen Rassismus haben Metaller und Metallerinnen Flyer der IG Metall in rund einem Dutzend Berliner Unternehmen verteilt. Du hast bei Pierburg gestanden und Kolleginnen und Kollegen Flyer überreicht. Warum?

Jeden Tag gibt es rund ein Dutzend registrierter Überfälle auf Flüchtlinge oder Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Jeder einzelne Überfall ist zu viel. Darüber hinaus wenden sich Menschen, auch Beschäftigte in den Betrieben, populistischen Parteien zu, die in Abschottung und Ausgrenzung ihr Heil suchen. Da ist es uns wichtig, unsere Ideale hochzuhalten. Und es ist schön zu merken, dass die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten diese Ideale teilen.

Wie erlebst Du Populisten heute?

Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die bei bestimmten politischen Ereignissen und Diskussionen, Positionen der AfD oder die der Le Pens dieser Erde rechtfertigen. Diese nehmen in Anspruch, für das Volk zu sprechen. Dem treten wir entgegen, im Betrieb, in der Gesellschaft. Wir sagen Rechtspopulisten und Rassisten klar und deutlich: Ihr seid nicht das „Volk“, ihr seid nicht die Alternative für Deutschland! Ihr steht gegen unsere Grundwerte. Ihr versucht, die Menschen gegeneinander auszuspielen. Wir treten von Anfang an dem Motto entgegen, das wird man wohl sagen dürfen. Denn die Botschaften der Populisten sind menschenverachtend, rassistisch und respektlos.

Dahinter verbergen sich Ängste vor Veränderungen. Die Flüchtlingskrise wird als Bedrohung erlebt. Was entgegnest Du diesen Menschen?

Wir nehmen diese Ängste Ernst, die Lösung kann aber nicht die Abschottung und Ausgrenzung sein, weil diese noch nie Ängste verringert haben. Der Schriftsteller Jonas Lüscher beschrieb den Mechanismus der Angst einmal sehr schön. Die Kinder fürchten sich in der Nacht. Sie gehen zu ihren Eltern und sagen: Unter meinem Bett liegt ein Monster. Wie normale Eltern darauf reagieren ist klar. Die Petrys, Wilders und Le Pens dieser Welt aber sagen im übertragenen Sinne zu ihren Kindern: Bist Du sicher, dass darunter nur eines liegt?“ Sie schüren die Ängste, weil sie davon profitieren.

Wie begegnet man diesen Populisten?

Unsere Antwort, die Antwort der IG Metall orientiert sich an den politischen Grundwerten, die da lauten Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Respekt und Anerkennung. Diese Werte sind das Fundament unseres Handelns. Für mehr Gerechtigkeit in Betrieb und Gesellschaft einzutreten und damit den Menschen ein besseres, selbstbestimmteres und freies Leben zu ermöglichen. Und dafür setzen wir uns ein, am heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus, und genauso an den anderen 364 Tagen im Jahr.

Von: mn

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