Rexam Berlin

Interview mit Rexam-Betriebsrat: Ende des Monats schließt das Werk

01.12.2015 | Das Werk des Dosenherstellers Rexam in Lichterfelde wird Ende Dezember 2015 geschlossen. Fünf Monate lang haben 165 Kolleginnen und Kollegen im Werk für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze gekämpft. 90 Prozent der Beschäftigten sind der IG Metall beigetreten. Gemeinsam wurde eine hohe öffentliche Beachtung organisiert. Im Juli wurde ein Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen. Ein Gespräch mit Detlef Lange und Frank Bobert, Betriebsrat Rexam sowie mit Rüdiger Lötzer, der den Betrieb betreut.

Fotos: Christian von Polentz/transitfoto.de

Wie ist die Stimmung bei Euch im Werk?

Es herrscht natürlich eine sehr gedrückte Stimmung vor. Viele Mitarbeiter hatten anfangs doch noch irgendwie Hoffnung, dass es doch vielleicht weiter geht. Doch je näher das Ende rückt, je mehr realisiert jeder einzelne seine Lage.

Seid Ihr zufrieden mit dem Interessenausgleich und Sozialplan?

Detlef Lange und Frank Bobert: Wir, als Betriebsrat, sind mit dem erreichten Sozialplan zufrieden. Mehr war für uns leider nicht erreichbar. Einige Punkte hätten wir gern anders verhandelt, aber es sitzen ja immer zwei Parteien am Verhandlungstisch.

Grundsätzlich haben wir aber einen für alle akzeptablen Nachteilsausgleich erzielt und eine gute Transfergesellschaft verhandelt. 

Bei den Mitarbeitern wurde der Sozialplan natürlich sehr kontrovers Diskutiert, je nach Betroffenheit, befürwortet oder abgelehnt. Wir mussten sehr viel erklären.

Allen kann man es nie recht machen, dies war uns von vornherein bewusst.  

Rüdiger Lötzer: Die Kollegen haben wirklich entschlossen und vorbildlich gekämpft. Sie haben sich schnell in der IG Metall organisiert und dann gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft dem Arbeitgeber und dessen Zentrale in London ein großes Gefecht geliefert. Diese Schließung kommt den Konzern sehr teuer. Die Kolleginnen und Kollegen können stolz sein auf ihr Ergebnis. Sie haben damit auch anderen Belegschaften geholfen, weil sich bei den Arbeitgebern in Berlin herumgesprochen hat, wie teuer eine Betriebsschließung werden kann, wenn sie gegen eine gut organisierte Belegschaft durchgesetzt werden soll.

Stehen alle am 1. Januar 2016 auf der Straße?

Detlef und Frank: Auf der Straße steht erst mal keiner unserer Mitarbeiter. Es wechseln alle Mitarbeiter, die die Möglichkeit haben, in die Transfergesellschaft. Die Verweildauer in der Transfergesellschaft richtet sich nach der Kündigungsfrist und liegt zwischen 6 und 12 Monaten. Einige haben auch schon einen neuen Job gefunden.

Werdet Ihr als Team weiter in Kontakt bleiben?

Detlef und Frank: Dies wird die Zukunft zeigen. Viele haben ja mehr als 20 Jahre zusammen gearbeitet. Da entstehen Freundschaften, die natürlich über die Zeit bei Rexam hinaus bestand haben werden.

Welche Informationen gibt es von der Übernahme durch den Konzern Ball?

Detlef und Frank: Wir haben nur die Informationen die öffentlich gemacht werden, die Übernahme wird durch das Kartellamt geprüft.

Rexam versäumt aber keine Gelegenheit, immer wieder zu sagen, dass die Schließung von Berlin nichts mit der Übernahme zu tun hat. Wir sind, trotz aller Erklärungsversuche, immer noch anderer Meinung.

Was wäre eigentlich passiert, wenn es im Werk keinen Betriebsrat gegeben hätte?

Rüdiger: Sozialplan und Interessenausgleich werden vom Betriebsrat mit der Geschäftsführung abgeschlossen. Beides ist im Betriebsverfassungsgesetz geregelt. Ohne Betriebsrat gibt es bei einer Schließung von Unternehmen auch keinen Sozialplan und keinen Interessenausgleich. Es lohnt sich, organisiert zu sein!

<link http: www.berliner-zeitung.de berlin external-link-new-window external link in new>Artikel in der Berliner Zeitung vom 19. November 2015

Von: rl

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