MAN Diesel & Turbo

Manager mit Weitblick gesucht

07.10.2016 | Die Abbaupläne sind auf dem Tisch, Details aber verweigert der MAN-Vorstand nach wie vor. Die Beschäftigten von MAN haben auf ihrer letzten Zusammenkunft im Rahmen einer kollektiven Betriebsratsinformation ihren Unmut ausgedrückt und rüsten sich für die Auseinandersetzung. In nur wenigen Tagen sind knapp 90 Beschäftigte der IG Metall beigetreten. Die Beschäftigten haben gute Argumente und sind gut organisiert.

Die Belegschaft kämpft vereint gegen die Abbaupläne.

Aktionen wird es viele geben, das haben ...

die MAN Turbo Dragons erst vergangenes Wochenende gezeigt.

Am vergangenen Donnerstag bildeten sie ein Spalier für den Vorstand.

Die IG Metall begrüßt 90 neue Mitglieder aus der MAN-Belegschaft und versteht das als Auftrag.

400 Stühle hat der Betriebsrat für die betriebliche Informationsveranstaltung am gestrigen Donnerstag aufstellen lassen. Und alle sind besetzt. Sie stehen in der neu errichteten Logistikhalle. Die Regale sind noch nicht eingeräumt, der Boden wurde neu verlegt. Zukunftsplanung á la MAN. Trotz der Investitionen will man an dem Standort 317 von 520 Beschäftigten „abbauen“, den Standort degradieren und dem Werk sein Herz entreißen.

René Marx, Betriebsratsvorsitzender, geht noch einmal auf die Vorstandspläne ein, die in der Halle nach wie vor Unmut und Fassungslosigkeit und immer mehr Wut erzeugen. Der Projektor projiziert die Giftliste des MAN-Vorstandes an die Wand: Die beabsichtigte Streichung ganzer Funktionsbereiche. So sieht es aus, wenn Vorstände kurzerhand 317 Beschäftigte, 61 Prozent der Belegschaft, die wohlgeordnete Zukunft rauben und ihr Leben ins Chaos stürzen. „Ich habe vor drei Monaten geheiratet. Jetzt wollten wir ein Haus kaufen. Wie es jetzt weitergehen wird, weiß ich nicht“, sagt einer der Beschäftigten leise.

Natürlich wollen die Beschäftigten wissen, wie es weitergeht. Doch seit mehr als 14 Tagen nennt das oberste Management keine Details, und präsentiert immer wieder die alten Folien, die der Betriebsrat längst kennt. Aber was sind die Hintergründe für ihre Entscheidung? Auf welchen Zahlen basieren sie? Wohin will sich der Betrieb aufstellen? Was sagen die bislang zufriedenen Kunden, wenn sie künftig nicht mehr aus Berlin beliefert werden sollen, sondern aus Bangalore? „Wir wollen diese Zahlen wissen, damit wir Alternativen entwickeln können“, sagt Réne Marx.

„Vielleicht sollten wir hier dann einfach mal den Stift fallen lassen, um ein wenig Schwung in den Informationsfluss zu bringen“, sagt ein Beschäftigter aufgebracht und erntet großen Beifall. Viele im Saal sind 20, 30 oder mehr Jahre an Bord. Sie haben MAN Diesel & Turbo in Berlin mit ihrem Wissen und ihrer Hingabe zu einem global geschätzten Unternehmen gemacht.

So soll es bleiben. Bislang ist Berlin ein komplexer Fertigungsstandort, der von der Entwicklung bis zur Endmontage alles aus einer Hand bewerkstelligt. Der Vorstand aber will, dass nur noch einzelne Komponenten aus Berlin zugeliefert werden. „Was der Vorstand Euch anbietet, ist kein Konzept, sondern ein Sterben auf Raten. Das werden wir mit allen Mitteln zu verhindern wissen“, sagt Andreas Buchwald, betreuender Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Berlin. Für Pessimismus gibt es aus seiner Sicht keinen Grund. Die Beschäftigten haben gute Argumente in der Hand. Da ist der wachsende Organisationsgrad. Dann ist MAN eine Tochter des VW-Konzerns. „Und was der Konzern derzeit wirklich nicht brauchen kann, ist negative Öffentlichkeit“, erklärt Buchwald.

Das aber werden sie bekommen. Letzten Samstag hat das Team der Turbo Dragens beim Drachenbootrennen demonstriert. Heute haben Beschäftigte eine<link https: www.change.org p kein-stellenabbau-bei-man-und-erhalt-des-werkes-als-fertigungsstandort-in-berlin-tegel external-link-new-window external link in new> Petitionsaktion an den MAN-Vorstand gestartet, an der sich Beschäftigte und Interessierte beteiligen können. Viele weitere Aktionen werden folgen.

Nach zwei Stunden gehen die Beschäftigten an ihre Arbeitsplätze zurück. Nach wie vor zeigen sie sich entgegenkommend gegenüber ihrem unsolidarischen Arbeitgeber zum Beispiel bei Mehrarbeit, die einige Abteilungen derzeit leisten um pünktlich ausliefern zu können.

Am Standort Berlin können sie praktisch alles produzieren, es ist ein gewachsener Standort mit großem Wissen, eingespielten Abläufen und Beschäftigten, die nach vorne denken können. Es ist ein Schatz, den Vorstände mit Weitblick erkennen. Vielleicht entwickeln die MAN-Manager diesen Weitblick noch. Die IG Metall und die Beschäftigten haben dafür gute Argumente.

Von: ab

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