BORSIG Process Heat Exchanger GmbH

Schluss mit dem Nasenfaktor und ja zum Tarif

02.05.2017 | Die Beschäftigten bei Borsig sind unzufrieden, denn für gleiche Arbeit gibt es zum Beispiel kein gleiches Entgelt. Auch auf die jährlichen Entgelterhöhungen – eine Selbstverständlichkeit in der Metall- und Elektroindustrie - haben die Beschäftigten keinen Anspruch. Deshalb fordern die Beschäftigten einen Tarifvertrag, der gute und gerechte Regelungen für alle bringt. Das werden sie auch am 4.5., 12.00 Uhr neben der Kantine kundtun, denn dann geht es um die Wurst.

„Die Beschäftigten bei Borsig leisten gute Arbeit und das Unternehmen verdient durch sie hohe Margen. Sie wollen deshalb endlich einen Tarifvertrag, der für alle bei gleicher Arbeit auch das gleiche Geld bringt. Die Ungleichheit in der Belegschaft ist eines der wichtigsten Themen für die Beschäftigten“, sagt Andreas Buchwald, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall. Bislang, so sieht es aus, herrscht Wildwuchs. Jeder Kollege und jede Kollegin muss über die individuellen Entgelte selbst verhandeln. „Wer selbstbewusst auftritt, verdient für die gleiche Arbeit auch mal einige hundert Euro mehr als die weniger selbstbewussten Kollegen“, sagt Betriebsrat Celalettin Baysal.

Jetzt geht es um die Wurst. 4. Mai 2017, 12 Uhr neben der Borsig-Kantine. Eingeladen sind alle. Wurst und Eis zahlt die IG Metall.

Dieser Nasenfaktor erzeugt Missgunst und schlechte Stimmung. Hinzu kommt, während die Beschäftigten bei MAN gleich nebenan 35 Stunden pro Woche arbeiten, müssen sie bei Borsig 40 Stunden ran. Zwar bezahlt das Unternehmen neben Urlaubs- und Weihnachtsgeld auch eine Prämie, aber eben willkürlich ohne dass die Kolleginnen und Kollegen damit rechnen können. Diese Unsicherheit zehrt. Berlin wird immer teurer. Die Beschäftigten müssen wissen, wie viel Geld sie im Jahr zur Verfügung haben. Auszubildende müssen die Sicherheit haben, übernommen zu werden.

„Mit diesen Unsicherheiten muss Schluss sein. Deshalb fordern die Beschäftigten einen Tarifvertrag wie er in der Branche üblich ist. Darin unterstützen wir sie“, sagt Andreas Buchwald. Für Verhandlungen sieht er sich gut gerüstet, denn kontinuierlich treten weitere Beschäftigte der IG Metall bei. Der Tarifvertrag hat auch Vorteile für das Unternehmen. Denn er regelt Entgelte und Ansprüche für alle Beschäftigten. Das spart Zeit und sorgt für mehr Zufriedenheit unter den Kolleginnen und Kollegen. Es macht Borsig zudem interessanter für potentielle Mitarbeiter. Gerade tut sich das Unternehmen schwer, Stellen adäquat zu besetzen. „Es gibt viele gute Argumente für einen Tarifvertrag. Das wollen wir mit dem Unternehmen jetzt verhandeln“, sagt Andreas Buchwald.

Bei der Borsig Process Heat Exchanger GmbH arbeiten rund 160 Beschäftigte plus Auszubildende. Sie gehört zur Borsig-Gruppe, die wiederum seit 2005 der malayischen KNM Group Berhad gehört. Borsig Process Heat Exchanger generiert ordentliche Gewinne, die sie an die Borsig-Gruppe und KNM abführt. Borsig produziert Wärmetauscher für die petrochemische Industrie und ist im Bereich Spezialapparate Weltmarktführer.

180 Jahre – Berliner Unternehmenskultur

Nach wie vor hat Borsig einen klangvollen Namen in Berlin und eine lange Geschichte. Am 22. Juli 1837 gründet August Borsig seine Eisengießerei. Vier Jahre später fertigt er die erste Dampflokomotive und setzt sich bei einem Wettrennen gegen die bis dahin übermächtige Konkurrenz aus England durch. Damit gelingt Borsig der Durchbruch und steigt zum weltweit zweitgrößten Hersteller für Lokomotiven auf, produziert aber auch Kolbenverdichter, Pumpen und Kälteanlagen. Borsig steht aber nicht nur für technische Innovationen, sondern auch für soziale Errungenschaften.

1930 bricht das Geschäft ein und die Familie Borsig steigt aus dem Unternehmen aus. Eine wechselvolle Geschichte mit immer neuen Eigentümern beginnt, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg weitergeht. 1970 übernimmt die Deutsche Babcock AG bei Borsig das Ruder. 2002 geht Babcock in die Insolvenz und reißt Borsig mit. Unter Babcock gilt für alle Beschäftigten der Tarifvertrag. Das ändert sich, als die jetzige Borsig-Gruppe entsteht und die Borsig Process Heat Exchanger GmbH 2005 in den Besitz der malaysischen Investorengruppe KNM übergeht.

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