Siemens Aktionstag am 9. Juni 2015

Siemens: Stand der Dinge? Ein Interview mit Regina Katerndahl

21.05.2015 | Anfang Mai hat der Siemens Vorstand bekannt gegeben, dass 6300 Kolleginnen und Kollegen bundesweit an Siemens-Standorten ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. Dieser massive Stellenabbau wird beispielsweise mit Begriffen wie „1 by 16“, „Vision 2020“ oder Transformationsprogramm „PG 2020“ betitelt. Insbesondere von dem Transformationsprogramm „PG 2020“ sind die Beschäftigten von Power Generation Services - Power und Gas, besser bekannt unter dem Namen Gasturbinenwerk in Berlin bedroht.

Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de

Insgesamt 800 Kolleginnen und Kollegen müssen im Werk um ihren Arbeitsplatz bangen, jeder vierte Arbeitsplatz soll wegfallen. Ein Interview mit Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte IG Metall Berlin.

Regina, wie ist der Stand der Dinge?

Siemens baut in (fast) allen Betrieben in Berlin Stellen ab. Seit Jahren beobachten wir, dass mal dieser, mal jener Betrieb genannt wird. Angeblich brauchen diese Betriebe immer wieder ein neues Rationalisierungsprogramm, um schneller, preisgünstiger und besser  - kurz: effektiver arbeiten zu können. Praktisch bedeutet es für die Menschen bei Siemens: heute die Beschäftigten des Gasturbinenwerks – morgen die Beschäftigten eines anderen Siemensbetriebes. Heute hier – morgen dort. Daher planen wir gemeinsam mit Beschäftigten aller Siemens Betriebe den bundesweiten Siemens-Aktionstag am Dienstag, 9. Juni. Für uns gilt weiterhin: Mensch vor Marge!

Was genau wollt ihr erreichen?

Wir wollen, dass die Standorte und die Arbeitsplätze erhalten bleiben! Wir fordern, dass die Fertigungstiefe – beispielsweise im Gasturbinenwerk Berlin – beibehalten werden muss. Denn diese Fertigungstiefe bedeutet, dass die Fachkräfte das Wissen haben, auf neue und spezielle Anforderungen bei der Entwicklung, Herstellung und Wartung von Gasturbinen fundierte Lösungen anbieten zu können. Mit den Kolleginnen und Kollegen fordern wir, dass mehr investiert wird. Das erwirtschaftete Geld soll für neue Maschinen und für die berufliche Weiterentwicklung und dauerhafte Qualifizierung der Beschäftigten genutzt werden.

Bei Siemens gibt es doch eine Vereinbarung, die vor betriebsbedingten Kündigungen schützt?

Ja, unter dem Namen Radolfzell II wurde 2010 eine Vereinbarung zwischen der Siemens AG, dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall abgeschlossen. Sie beinhaltet unter anderem einen guten Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen für die einzelnen Kolleginnen und Kollegen. Das reicht uns jedoch nicht. Wir wollen, dass Siemens in die Standorte für die Zukunft investiert und nicht Arbeitsplätze abbaut. Denn die Menschen, ihr Engagement, ihre Kenntnis, ihre Fertigkeiten sind der entscheidende Erfolgsfaktor für die Zukunft des Unternehmens.

Ist die Vereinbarung Radolfzell II weiterhin gültig?

Eindeutig Ja!

Was genau wird mit Radolfzell II geregelt?

Radolfzell II beinhaltet, dass Standorte nicht geschlossen werden sollen. Wenn Siemens  Arbeitsplätze abbauen will, müssen sie mit den Beschäftigten Gespräche führen und den Menschen Angebote unterbreiten. Beispielsweise Abfindungen oder gute Alterseilzeitregelungen. Die Beschäftigten können ablehnen! Wir empfehlen allen, die zu einem solchen Gespräch von der Firmenseite eingeladen werden, dass sie eine Person ihres Vertrauens mitnehmen und vor allem in einem ersten Gespräch kein Angebot zur Aufhebung des Arbeitsvertrages unterschreiben.

Bereitet ihr in Berlin schon Euren Aktionstag vor?

Ja, wir sind mittendrin. Wir arbeiten gemeinsam an allen Standorten in Berlin mit Betriebsrätinnen und Betriebsräten und den Vertrauensleuten an Aktionen. Dazu werden wir Euch in den nächsten Wochen mehr sagen. Wer sich beteiligen möchte, spricht am Besten in seinem Betrieb die Vertrauenskörperleitung oder die Betriebsrätinnen, Betriebsräte an.

Ich möchte alle Siemensbeschäftigten ermuntern, sich am 9. Juni zu beteiligen und mitzumachen!

Von: rk

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