Lautstarker Empfang für Nokia-Geschäftsführer:

Statt Standortsicherung Kündigung des Tarifvertrages

07.06.2016 | Wenig flexibel im Denken zeigen sich das Nokia-Management und sein Rechtsberater Burkard Goepfert: Beim ersten Gespräch mit Belegschaft und IG Metall kündigten sie den Tarifvertrag und hatten auch sonst wenig Konstruktives beitragen.

Der Empfang war eindrucksvoll und lautstark. Die Treppen waren mit Nokia-Protestpostkarten geschmückt, an den Wänden zeigte die Belegschaft Fotos von früheren Aktionen und die Kolleginnen und Kollegen standen Spalier und tröteten lautstark, als Gernot Kurfer, Arbeitsdirektor und Geschäftsführer bei Nokia,  Seite an Seite mit Arbeitgeber-Anwalt Burkard Goepfert in Richtung Verhandlungsraum gingen. Letzterer hatte schon bei Redknee tatkräftig daran mitgewirkt, dass Dutzende Kollegen gekündigt wurden. Nun versucht er das Gleiche nur wenige Wochen später bei Nokia.

Im Verhandlungsraum ließen Kurfer und Göpfert die Katze aus dem Sack: Sie kündigten den Standortsicherungstarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt und das Unternehmen verpflichtet, bestehende Geschäftsfelder weiterzuentwickeln und zukünftige Ausbaumöglichkeiten am Standort zu prüfen, mit Stichtag zum  30. September. Das löste große Empörung in der Tarifkommission aus. Denn: „Wir wollen den wirtschaftlich gesunden Standort mit seinen Mitarbeitern in der Stadt erhalten“, sagt Regina Katerndahl, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin.

Nach der Fusion von Nokia mit Alcatel-Lucent hatte die Nokia-Geschäftsführung  angekündigt, umfassend Stellen streichen zu wollen. Demnach sollen von den etwa 4.800 Beschäftigten in Deutschland 1.400 entlassen werden. In Berlin und Düsseldorf sollen Betriebsstätten komplett geschlossen werden, an den Standorten in München, Stuttgart, Nürnberg und Leipzig will Nokia massiv Stellen abbauen. Besonders schwerwiegend: Es sollen große Entwicklungsbereiche in Deutschland wegfallen. In Berlin will das Unternehmen 110 Beschäftigte auf die Straße setzen gehen, die übrigen 67 sind seit dem 1. Mai in einer neuen Gesellschaft beschäftigt.

Regina Katerndahl forderte die Unternehmensleitung auf, endlich belastbare Wirtschaftszahlen für den Berliner Standort vorzulegen. „Wir sind bereit, neue Tarifverhandlungen zu führen“, sagt die zuständige Verhandlungsführerin bei der IG Metall. „Aber nur, wenn keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden, die Kollegen mit Werkverträgen in den Betrieb integriert werden  und wir Zukunftsprojekte für den Standort entwickeln.“ Die Arbeitgeberseite soll nun im nächsten Gespräch Anfang Juli 2016 die Wirtschaftskennzahlen vorlegen.

Von: rk

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