Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts

Stolpersteine entwendet – Initiative stellt Strafanzeige

07.11.2017 | Unbekannte haben sieben Stolpersteine in der Berliner Hufeisensiedlung entwendet, die an Kämpferinnen und Kämpfer gegen die Naziherrschaft erinnern. Es spricht Vieles für einen politisch rechtsmotivierten Hintergrund. Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts hat Strafanzeige gestellt.

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In der Nacht vom 5. zum 6. November 2017 haben Unbekannte sieben Stolpersteine in der Hufeisensiedlung ausgegraben und entwendet. Die Stolpersteine erinnern an Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Sie gehörten Organisationen der deutschen Arbeiterbewegung an oder standen ihnen nahe.

So finden sich neben dem anarchistischen Künstler Stanislaw Kubicki, der sich 1939 dem polnischen Widerstand anschloss, die Kommunisten Hans-Georg Vötter, Wienand Kaasch und Rudolf Peter sowie die Sozialisten Gertrud Seele, Heinrich Uetzfeld und Georg Obst. Sie alle haben in Berlin gegen den deutschen Faschismus auf unterschiedliche Weise gekämpft. Sie alle stehen stellvertretend für die Vielfalt des Arbeiterwiderstands, der von 1933 bis 1945 in der Großsiedlung Britz existiert hat.

So vielfältig wie die widerständigen Menschen sind auch die Initiatoren der einzelnen Stolpersteinverlegungen, mit denen nicht nur an das Schicksal der Geehrten erinnert wird, die ihre eindeutige Haltung gegenüber einem unmenschlichen Regime mit dem Leben bezahlt haben. Gleichzeitig sollen die Stolpersteine auf ein „Nie wieder!“ hinweisen und eine Warnung darstellen, wohin Intoleranz, Gewaltherrschaft und Rassismus führen kann. Initiiert und gespendet haben die Steine Schulklassen der Fritz-Karsen-Schule, der Alfred-Nobel-Schule und der Albert-Einstein-Oberschule, die Gewerkschaften ver.di und IG Metall, die Britzer SPD sowie die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts.

Für einen politisch rechtsmotivierten Hintergrund der Tat spricht nicht nur der antifaschistische Hintergrund der Stolpersteinehrungen in der Hufeisensiedlung. Auch der Zeitpunkt weist darauf hin. Immerhin steht der 9. November kurz bevor, den die Anwohner*inneninitiative in Erinnerung an die Reichspogromnacht mit einem Gedenken vor der vor 79 Jahren zerstörten Apotheke des jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer begehen will.

Ohne eine direkte personelle Verbindung unterstellen zu wollen, ist der Antrag der AfD auf der Sitzung der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Oktober beachtenswert. In diesem Antrag lehnt die AfD diese Form der Erinnerungskultur ab und fordert, dass das Bezirksamt jegliche Unterstützung einstellen müsse. Auch wenn der Antrag von allen anderen Parteien abgelehnt wurde, erreichte die AfD durch diese Provokation die Öffentlichkeit. Es ist durchaus denkbar, dass die Neuköllner rechte Szene sich als Vollstreckerin der AfD-Ideen versteht. Immerhin war auf der BVV-Sitzung auf der Zuschauertribüne Tilo Paulenz zu sehen, der in der Vergangenheit bereits mehrfach an Aktivitäten der Südneuköllner Neonazi-Szene beteiligt war.

Es ist bereits Strafanzeige gestellt worden. Die Polizei überprüft derzeit, ob über die Hufeisensiedlung hinaus noch weitere Stolpersteine in Britz beschädigt oder entfernt worden sind.

Von: igm

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