Mittagspausen-Aktion bei ATOS:

Das Management des IT-Branchengiganten ATOS will Beschäftigte kräftig bluten lassen

03.04.2019 | Personalreduzierung, Offshoring, Outsourcing, Neuausrichtung der Unternehmensteile, Abbau oder Verlagerung von fast 1.600 Arbeitsplätzen und eine angepeilte Umsatzrendite von zehn Prozent: Die Wünsche des deutschen Managements von ATOS sind lang. Bloß: Warum sollen die Beschäftigten das Missmanagement der Chefetage ausbaden?

Arbeits-Plätzchen, die kämpferische Betriebsratsvorsitzende Jannett Woyth, Geldsammeln für den Arbeitgeber und jede Menge IG Metall-Fahnen: Die Mittagspause bei ATOS war heute auch in Berlin eine andere Fotos: Christian von Polentz

Auf ihrer Homepage bezeichnet sich ATOS als „weltweit führendes Unternehmen im Bereich der digitalen Transformation“, als „Nummer eins in Europa in den Bereichen Cloud, Cybersecurity und High Performance Computing.“ Schaut man sich die Zahlen an, scheint da viel dran zu sein: 120.000 Beschäftigte arbeiten heute weltweit für den französischen IT-Dienstleister.

ATOS kennt seit fast 20 Jahren nichts anderes besser, als andere  Unternehmen zu schlucken: Allein von 2014 bis 2019 hat sich die Beschäftigtenzahl von gut 76.000 auf heute mehr als 120.000 Beschäftigte allein durch Zukauf um mehr als 40.000 erhöht. Kann es sein, dass sich die Chefetage überhoben hat? „Klar“, sagt Ingo Harms, zuständiger Gewerkschaftssekretär in der IG Metall Berlin. „Aber die Beschäftigten nun dafür bluten zu lassen, ist eine ganz miese Nummer.“

Am ersten Verhandlungstag Anfang März hatte die Atos‐Geschäftsleitung dem Gesamtbetriebsrat ihre Pläne vorgestellt. Demnach sollen in Deutschland mit seinen etwa 8.000 Beschäftigten – unter ihnen zahlreiche ehemalige Siemensianerinnen und Siemensianer – allein 600 Beschäftigte in andere Firmen und 300 Arbeitslätze ins Ausland verlagert werden, außerdem 600 Beschäftigte über Altersteilzeit und Vorruhestand ausscheiden. Bis 2021 – also in knapp zwei Jahren – würden fast 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlagert oder abgebaut werden. „Die wollen 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren rauswerfen“ sagt Ingo Harms. „Damit ist jeder fünfte ATOS-Beschäftigte in Deutschland von Abbau oder Verlagerung betroffen.“

Außerdem will das Management die Tariferhöhungen nicht weitergeben, sondern für den Betrieb einsacken – und den Beschäftigten auch noch die Arbeitszeitverkürzung streichen, für die sie bereits auf Entgelt verzichtet hatten.

Wie wenig die Beschäftigten von den Ideen der Geschäftsführung halten, zeigten sie heute in einer konzertierten Aktion an fast allen 25 Standorten in Deutschland. In Berlin war die Mittagspause an gleich drei Standorten eine andere: Laut und deutlich machten die Beschäftigten ihrem Ärger mit Unterstützung der IG Metall Berlin Luft und aßen süße Arbeitsplätzchen, um den Ärger besser verdauen zu können. „Die Positionen von Management und Beschäftigten liegen meilenweit auseinander“, sagt Ingo Harms. „Es wird es wohl noch eine Reihe weiterer Aktionen bei ATOS geben.“

 

 

Von: jb

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