Beschäftigte in Oberschöneweide in der aktiven Mittagspause

First Sensor: Großzügig nur bei scheidenden Vorständen

15.07.2020 | 80 Beschäftigte von First Sensor in Oberschöneweide nutzten am 14. Juli 2020 ihre Mittagspause für eine Botschaft an die Geschäftsführung. Sie wollen endlich einen ERA-Tarifvertrag und zwar keinen schlechteren als den, der für die Kolleginnen und Kollegen am Standort Weißensee bereits seit April gilt.

Viele Beschäftigten beteiligen sich an der Aktion. Für sie ist ein ERA-Tarifvertrag mehr als überfällig.

Die Betriebsratsvorsitzende Heike John lehnt eine Nullrunde ab, Ingo Harms von der IG Metall Berlin genauso.

Moritz Eyer kritisiert das mit zweierlei Maß messen des Vorstandes.

alle Fotos: Christian von Polentz / transitfoto.de

Dass Vorstände für ihresgleichen andere Konditionen für angemessen halten – geschenkt. Wenn aber die Abfindung an einen scheidenden Vorstand höher liegt als die Forderungen der IG Metall für die übrigen 200 Beschäftigten, dann offenbart dieses Vorgehen eine verantwortungslose, elitäre Gesinnung. „Von den Beschäftigten Zugeständnisse wegen der wirtschaftlichen Situation fordern, einen scheidenden Vorstand aber großzügig abfinden. Das geht gar nicht“, sagte Moritz Eyer, Mitglied in der Tarif- und der Verhandlungskommission. Das sieht auch die Betriebsratsvorsitzende Heike John so: „Eine Nullrunde im Jahr 2020 ist für uns undenkbar“, kritisierte sie die Haltung der Geschäftsführung.

Nach wie vor gibt es bei First Sensor ein intransparentes und ungerechtes Entgeltsystem. „Wir fordern deshalb einen ERA-Tarifvertrag für alle Beschäftigten in Oberschöneweide“, fügt sie hinzu. Neu eingestellte Kolleginnen und Kollegen erhalten oftmals für die gleiche Arbeit mehr Entgelt als langjährig Beschäftigte. Das ist ungerecht und schürt Unfrieden. Was die Beschäftigten auch aufregt: Die Geschäftsführung hat die auf den 15. Juli 2020 terminierten Gespräche abgesagt.

Am Zeitplan und an den Forderungen von Betriebsrat und IG Metall wird das nichts ändern, sagt Ingo Harms von der IG Metall Berlin: „In Weißensee haben wir mit der Geschäftsführung einen Kompromiss gefunden, der nun auch für die Beschäftigten in Oberschöneweide gelten muss.“ Das Ziel: für die Beschäftigten beider Standorte herrschen sowohl zeitlich als auch materiell gleiche Bedingungen. Stichtag für den neuen ERA-Tarifvertrag muss der 1. Oktober 2020 sein.

 

Von: Ingo Harms

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