Erster 24 Stunden-Warnstreik der IG Metall Berlin:

In den Hallen von BMW, Mercedes und Schnellecke ist es einen Tag sehr still

02.02.2018 | Leere Werkshallen, ruhende Bänder, schlafende Roboter: In der Berliner Autoindustrie und beim Logistiker Schnellecke geht am Freitag gar nichts mehr. 5.500 Berliner Metallerinnen und Metaller legen einen kompletten Tag lang ihre Arbeit nieder und stoppen so die Produktion in den Hochleistungswerken und Lagern für 24 Stunden. Auch die Belegschaften von Otis, Thales sowie Siemens Mobility und Siemens Dynamowerk beteiligen sich am Warnstreik - und setzen auch ein Zeichen für gleiche Arbeitszeiten in Ost und West.

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24 Stunden Warnstreik im Mercedes-Benz Werk in Berlin Marienfelde

Warnstreik bei Mercedes. Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de (Mehr Bilder unten in der Bildergalerie)

Warnstreik bei BMW. Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de (Bildergalerie unten verlinkt)

4:30 Uhr, Freitagfrüh, brennt in der Daimlerstraße 143 vor Tor 1 des Mercedes-Werkes Berlin die erste Feuertonne. Das warme Licht spendet denen, die gerade die Tore zusperren und die Personaleingänge schließen, ein bisschen Helligkeit und Wärme. Dunkel ist es noch und kalt. Aber auch schön: Laute Musik aus den Lautsprechern, die Kolleginnen und Kollegen aus der Nachtschicht kommen von der Arbeit, Lachen, Scherzen und eine insgesamt freudige und erwartungsvolle Stimmung. 

So ist es, wenn sich die Belegschaft eines ganzen Werkes verabredet, um für die gemeinsame Sache zu kämpfen: Für die einen fühlt es sich ein bisschen so an wie Klassentreffen und die, die das erste Mal dabei sind, ein Werk dicht zu machen, ahnen die Kraft, die hiervon ausgeht. Alle spüren: Wenn wir uns einig sind, geht hier gar nichts mehr. 

Dann läuft im Streikzelt auch schon der erste Kaffee durch und nicht viel später ist auch die erste Bratwurst vom Grill vertilgt. Das gleiche Bild anderthalb Stunden später bei Schnellecke und BMW. Dort ist um 6:00 Uhr Schichtwechsel, auch hier: geschlossene Tore, Musik, Streikzelt, lachende Gesichter und viel Einigkeit.

Mehr als 500.000 Metallerinnen und Metaller aus über 250 Betrieben haben bundesweit seit Dienstagnacht die Tore dicht gemacht

Auf den Kundgebungen sprechen die Vertrauensleute, die Betriebsratsvorsitzenden, Junge und Ältere, Frauen und Männer - jede und jeder hier kennt die Argumente: Es ist Zeit, dass die Arbeitgeber den Beschäftigten mit der Wahloption der 28 Stunden-Woche endlich ein wenig Souveränität über ihre Arbeitszeit einräumen. In wirtschaftlich exzellenten Zeiten müssen kräftige Lohnerhöhungen drin sein und klar: "28 Jahre nach der Wiedervereinigung muss endlich Schluss sein mit der ungleichen Arbeitszeit in Ost und West", sagt Klaus Abel, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall und erntete dafür kräftigen Applaus. "Dafür machen wir alle uns hier stark."

Als dann Irene Schulz aus dem geschäftsführenden Vorstand der IG Metall erst bei Mercedes und dann bei BMW spricht, ist es raus: "Ich freue mich sehr, dass ihr heute hier draußen, vor dem Tor seid und drinnen nichts mehr geht, die Tore sind dicht, die Bänder stehen still ", ruft sie den Beschäftigten zu: "Und das ist heute nicht nur hier in Berlin bei BMW so, das ist in allen BMW Werken bundesweit so! Bei BMW geht heute und heute Nacht nichts mehr! Insgesamt haben mehr als 500.000 Metallerinnen und Metaller aus über 250 Betrieben bundesweit seit Dienstagnacht die Tore dichtgemacht."

Ganz BMW steht still, wenn Dein starker Arm es will:  "Das ist ein sehr erfolgreicher Tag für die IG Metall Berlin und ich danke allen Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz", zieht Klaus Abel Resümee. "Wir sind alle sehr zufrieden mit unserem ersten 24 Stunden-Streik in Berlin."  

In der kommenden Woche entscheidet sich, ob die Arbeitgeber noch mehr Streiks wie diesen wollen.

Von: cb ab ka

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