Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie - mit Bildergalerie

Mehr als 600 Beschäftigte von Mercedes-Benz und Schindler im Warnstreik

17.11.2022 | Um 9.30 Uhr ging es mit mehr als 600 Kolleginnen und Kollegen im Warnstreik vor dem Mercedes-Benz Werk los. Nach einer Warnstreik-Kundgebung vor dem Werk lief der Demozug rund drei Stunden von der Daimlerstraße zunächst zum U-Bahnhof Mariendorf und zurück zum Werk. Kolleginnen und Kollegen von Schindler und Schindler Aufzüge schlossen sich dem Demozug der Mercedes-Beschäftigten an.

Warnstreik der Beschäftigten des Mercedes-Werks Berlin und von Schindler am 17. November - Fotos: Christian von Polentz

Kolleginnen und Kollegen von Schindler im Warnstreik - Foto: IG Metall Berlin

"Einer für alle - alle für einen", war weithin zu hören und "Wir fordern 8 Prozent!". Bojan Westphal, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Mercedes-Benz Werk Berlin sagte: "Wir stehen Schulter an Schulter, geschlossen für unsere Forderung nach 8 Prozent. Einer für alle und alle für einen! Die Arbeitgeber weinen und sagen, dass die Preise explodieren. Das die Energiepreise durch die Decke steigen. Und das sie eine besondere Belastung haben. Da sage ich nur: Pfui, liebe Kolleginnen und Kollegen. Warum wollen sie die höheren Kosten an uns weitergeben? Aber wem können wir denn die Kosten weitergeben? Niemandem! Wir müssen also die Kosten aushalten. Deswegen ist es gerecht, dass wir die 8 Prozent fordern. Einer für alle - alle für einen."

Fevzi Sikar, Betriebsratsvorsitzender im Mercedes-Benz Werk Berlin sagte in seiner Warnstreikrede: "Wir stehen zusammen, weil wir die 8 Prozent fordern und das nur gerecht ist. In den bisherigen Verhandlungsrunden haben wir noch immer kein Angebot von den Arbeitgebern erhalten. Nur die 3.000 Euro Inflationsgeld für 30 Monate? Das ist nicht gerecht. Wir fordern 8 Prozent! Nach jeder Krise - ob Corona oder andere - hat das Kapital immer gewonnen. Wir wollen Gerechtigkeit. Wir wollen auch ein Stück von dem Gewinn haben. 8 Prozent, das ist gerecht! Einer für alle - alle für einen! Die Arbeitgeber sagen, wir können uns wegen der Krisen die 8 Prozent nicht leisten. Aber unser Lohn ist kein so hoher Kostenfaktor."

Bojan Westphal ergänzte: "Die Arbeitgeber machen sich die Taschen voll: Gewinne, Gewinne, Gewinne! Aber eins ist Fakt: Ohne uns gibt es keine Gewinne! Wir sind diejenigen, die die Gewinne erwirtschaften. Und die machen sich die Taschen voll! Deswegen wollen wir einen Stück vom Kuchen abhaben! Einer für alle - alle für einen!"

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin rief den Kolleginnen und Kollegen zu: "Wir haben heute einen großen Warnstreiktag! Wir haben soviele Betriebe wie selten gleichzeitig in Berlin rausgeholt. Heute wird die IG Metall in Baden-Württemberg versuchen, eine Einigung zu erzielen. Aber es wird hochkompliziert. Bis jetzt gab es in den Verhandlungen nichts, kein substantielles Angebot der Arbeitgeber. Mit Blick auf die vergangenen drei Jahre und die Herausforderungen, die ihr in den Betrieben hattet, ist es mehr als frech von den Arbeitgebern, mit uns so umzugehen. Es ist nicht in Ordnung, uns unseren Anteil an den Gewinnen vorzuenthalten. Die Gewinne steigen enorm. Das Gejammer der Arbeitgeberverbände, dass es der Industrie schlecht gehen würde, kann ich nicht mehr hören. Ich sehe Betriebe, in denen auch während der Corona-Pandemie durchproduziert wurde und dort wird auch heute durchproduziert. Diesen Betrieben kann es nicht wirklich schlecht gehen, auch wenn wir einen Blick auf die Dividenden werfen, die in diesem Jahr an die Aktionäre ausgeschüttet wurden. Heute haben die Arbeitgeber die letzte Chance, eine massive Eskalation zu verhindern."

Patric Succo, Vertrauenskörperleiter im Mercedes-Benz Werk Berlin ergänzte: "Die Arbeitgeber bieten weiterhin nur 3.000 Euro Inflationsprämie über eine Laufzeit von 30 Monaten und zusätzlich sollen wir Abstiche bei unserem hart erkämpften Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld machen. Das ist eine reine Provokation und wird unseren Leistungen bei weitem nicht gerecht! Trotz Corona, trotz Lieferproblemen, trotz Krieg: die meisten Unternehmen fahren Rekordgewinne ein. Ich sag die Zahlen gerne nochmal. Der Metall- und Elektroindustrie geht es angeblich so schlecht, dass die Arbeitgeber nichts in den Taschen haben. Die gesamte Metallindustrie hat alleine im Jahr 2021 einen Umsatz von 1.175 Milliarden Euro. Mercedes  hat im letzten Jahr einen Gewinn von 23,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Und die aktuellen Quartalszahlen von Mercedes-Benz sind mehr als vielversprechend. Wir haben uns die 8 Prozent verdient!"

 

 

 

 

 

Von: Andrea Weingart

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