Industrie 4.0, Betriebsratswissen und Tarifergebnis:

Rekordbeteiligung an Betriebsrätefachtagung

20.09.2018 | So viele Betriebsräte, Schwerbehinderten-, Jugend- und Auszubildendenvertreter wie noch nie auf einer Betriebsrätefachtagung, hochkarätige Gäste, dreizehn Fachforen, viel Vernetzung untereinander und ein klares Statement gegen Rassismus und Hetze: Die Betriebsrätefachtagung 2018 war ein schöner Erfolg für die IG Metall Berlin.

Fotos: Christian v. Polentz / transitfoto.de

Björn Böhning,Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium (Dritter von links), Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, Klaus Abel, Erster Bevollmächtiger der IG Metall Berlin und 380 Berliner IG Metallerinnen und Metaller setzen ein Zeichen gegen rechte Hetze

Es war die elfte Betriebsrätefachkonferenz der IG Metall Berlin seit der ersten 2008. Seitdem ist die IG Metall Berlin in den Betrieben kontinuierlich gewachsen: Jedes Jahr um durchschnittlich ein Prozent, insgesamt also um zehn Prozent in zehn Jahren. „Allein seit unserer letzten Betriebsrätefachtagung haben wir 1.700 neue Mitglieder dazugewinnen können“, sagte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, vor den 380 IG Metallerinnen und Metallern sowie den Gästen aus Politik und Wirtschaft – unter ihnen der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), der Fraktionsvorsitzende der Linken Udo Wolf, Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg sowie diverse weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Senat, Regierungsbehörden und den Arbeitsgerichten.

Am Nachmittag kamen dann noch der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, und Björn Böhning (SPD), Staatsekretär im Bundesarbeitsministerium, um mit den Berliner Metallerinnen und Metallern, die 80 Berliner Unternehmen mit 40.000 Beschäftigten repräsentieren, die Transformation zu diskutieren.

Klaus Abel bedankte sich bei den Betriebsräten, Schwerbehinderten-, Jugend- und Auszubildendenvertretern, aber auch bei dem Regierenden Bürgermeister für die gute Unterstützung bei den zurückliegenden Auseinandersetzungen um den Erhalt von Arbeitsplätzen: „Allein die Ankündigung, dass Michael Müller als Regierender Bürgermeister einen Klingenhersteller im Tempelhof besucht, ist bis in die Konzernzentrale nach Boston vorgedrungen. Das hat uns geholfen, in den Verhandlungen ein noch paar kleinere Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.“

Betriebsräte, Schwerbehinderten-, Jugend- und Auszubildendenvertreter bat er, ihr Engagement beizubehalten: „Vielen Dank, dass Ihr unsere Stärke in den Betrieben organisiert. Aber lasst nicht nach. Denn die Industrie 4.0 wird mit hoher Dynamik die Betriebe verändern. Wir wollen dafür streiten, dass die Rationalisierungsgewinne in gute Arbeit und Beschäftigung investiert werden. Da geht es um soziale Fragen, um Beteiligung und um Machtfragen.“

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller unterstrich: „Nur mitbestimmte Arbeit ist gute Arbeit.“ Er stellte in seinem Statement die Berliner Industriepolitik ins Zentrum. Er verwies auf Berlins Standortfaktoren wie die gut qualifizierten Facharbeiter, die 180.000 Studierenden aus aller Welt, die freien Flächen, die es in der Stadt noch gäbe, sowie die hohe Anzahl an Startups. Aber auch das Engagement gegen Rechtspopulisten und rechte Hetze sei ein harter Standortfaktor im Wettbewerb um neue Unternehmen: „Dazu zählt auch das IG Metall-Motto >Respekt! Unsere Alternative heißt Solidarität.< Denn Unternehmen wollen soziale Sicherheit, ihre Mitarbeiter sollen sich in einem freien Europa ohne Grenzen unbehindert bewegen können.“

In dreizehn Foren diskutierten die Berliner Metallerinnen und Metaller anschließend diverse Fachthemen, um dann nach dem Mittagessen mit einem Gruppenfoto und dem IG Metall-Slogan klare Kante gegen rechte Hetzer zu zeigen.

Am Nachmittag diskutierten Jörg Hofmann und Björn Böhning mit den beiden Betriebsratsvorsitzenden Petra Seiler (Biotronik) und Lars Papenbrock (P&G Gillette) das Thema der Transformation. Jörg Hofmann mahnte bei Björn Böhning als Vertreter der Bundesregierung an, die Frage von Qualifizierung der Beschäftigten für die zukünftigen Industriejobs zwischen Industrie 4.0 und künstlicher Intelligenz nicht zu vergessen. Böhning sagte, dass das Bundesarbeitsministerium Weiterbildung als vierte Säule des Sozialstaates aufbauen und dabei auch finanzielle Ressourcen der Arbeitsagentur nutzen wolle.

Petra Seiler wünschte sich von Jörg Hofmann „eine jüngere und coolere IG Metall“, und von Björn Böhning, er solle seine Ankündigung, die sachgrundlose Befristung abzuschaffen, möglichst schnell umsetzen. Lars Papenbrock bedankte sich bei der IG Metall Berlin für die Unterstützung in der aktuellen Auseinandersetzung  bei Gillette und mahnte an, schneller Antworten zu finden, da die Unternehmen bereits sehr gezielt Produktionen in Billiglohnländer auslagerten.

 

Von: jb

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