370 Betriebsrät*innen aus 80 Betrieben = Betriebsrätefachtagung 2019

"Transformation macht man, indem man mit den Menschen redet"

11.09.2019 | Lebhaft war es auf der Betriebsrätefachtagung 2019 – und sehr informativ: Ob in der Grundsatzrede von Jörg Hofmann, dem Ersten Vorsitzenden der IG Metall, den dreizehn Fachforen am Vormittag oder der Diskussion mit Vertretern von Klimawissenschaft und Industrie am Nachmittag.

„Wir stehen vor unruhigen Zeiten. Wir müssen ausbuchstabieren, was Transformation heißt. Wir wissen alle, dass die Geschwindigkeit des Wandels rasant zunimmt. Gleichzeitig wollen wir dem Klimawandel begegnen und sehen das dringende Anliegen der Jugend, die auf die Straße geht und berechtigterweise jetzt und sofort Maßnahmen fordert. Das kann aber nicht bedeuten, dass Mama und Papa arbeitslos werden.“

Mit diesen Wirten fasst Birgit Dietze, die Erste Bevollmächtigte IG Metall Berlin, einleitend zusammen, wodrum es in vielen Metall-Betrieben auch in Berlin derzeit geht: die vielfältigen Herausforderungen der Transformation zu gestalten und dabei aber klar zu bleiben, dass es einer Gewerkschaft wie der IG Metall darum gehen muss, den Wandel zu gestalten und gleichzeitig attraktive Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen.

„Viele Arbeitgeber fahren im Nebel“

Die Transformation war auch für Jörg Hofmann das bestimmende Thema seiner ausführlichen Darstellung dessen, was vor der IG Metall liegt. „Wir stehen in den kommenden zehn Jahren vor einem enormen Umbruch  in unseren Betrieben“, sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall. „Dabei müssen wir uns auch fragen, ob und wie Gewerkschaften und das solidarische Miteinander bestehen bleiben.“

Jörg Hofmann sprach viele Aspekte der Transformation an, beispielsweise die KfZ-Zulieferer, die den Wandel nicht finanzieren könnten, weil Banken Kredite verweigern. „Eine Ungeheuerlichkeit einer Branche, die selbst gerade Milliarden an öffentlicher Unterstützung erhalten hat“, sagte er. Einige Unternehmen hätten auch immer noch nicht begriffen, wodrum es bei der Transformation gehe: „Viele Arbeitgeber fahren im Nebel und ruhen sich auf den derzeitigen Aufträgen aus, die noch für ein paar Monate reichen.“

Er verwies auf die Notwendigkeit für die Unternehmen, die Beschäftigten mitzunehmen: „Nur wer sicher ist, dass er morgen auch noch Arbeit hat, wird engagiert arbeiten. Daher brauchen wir Zukunftstarifverträge. Und wir müssen uns unterhaken. Die mehreren hunderttausend Leiharbeiter auch in unseren Branchen und die Festangestellten gemeinsam. Eine Spaltung in gute und prekäre Arbeit ist in keinem Fall akzeptabel.“

Dual Use, synthetisches Gas und neue Arbeitsplätze

Nach den Themenwerkstätten rundete am Nachmittag eine Talkrunde die Betriebsrätefachtagung 2019 ab. Gäste waren Elmar Kriegler, der Leiter der Transformationsforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Markus Röhner, Geschäftsführer von Man Energy Solutions in Berlin, Björn Böhning, Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, und Udo Rauchert, der Betriebsratsvorsitzenden von Siemens Mobility.

Während Elmar Kriegler die Bepreisung von CO2 als eine wichtige Maßnahme forderte, um bis Mitte des Jahrhunderts klimarelevante Emission komplett zu stoppen, verwies Markus Röhner auf die zahlreichen Technologien, die MAN Energy Solutions im Portfolio habe, um diesen Weg zu gehen: von Dual Use-Kraftwerken, die Diesel und – auch synthetisches und damit kohlenstoffneutraleres – Gas bis hin zu neuen Technologien, die auf der Basis von Kohlenstoff heizen oder kühlen können. Damit will MAN den mit 39 % aller Emissionen größten Verursacher von CO2 - Kühlen und Heizen - Schritt für Schritt klimafreundlicher aufstellen.

All dies geschieht auch in Berlin, und zwar erfolgreich: „Uns geht es derzeit gut und  wir stellen ein“, sagte Markus Röhner. Zukunftsfähigkeit in der Transformation mit Klimaschutz guten Arbeitsplätzen zu verbinden, kann also gut gelingen – wie das Beispiel MAN für Berlin zeigt.

Björn Böhning: Transformationskurzarbeitergeld wird kommen

Björn Böhning stellte aktuelle Antworten des Arbeitsministeriums auf die Transformation vor und kündigte den Beschluss über das von der IG Metall eingeforderte Transformationskurzarbeitergeld an. Und Udo Rauchert verwies auf die wasserstoffbetriebenen Züge, die Siemens auf die Schiene bringen will.

„Transformation macht man, indem man mit den Menschen redet“, sagte Regina Katerndahl, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, zum  Schluss: Die Betriebsrätefachtagung 2019 der IG Metall Berlin war dafür ein gelungenes Beispiel.

Von: Jörn Breiholz

Unsere Social Media Kanäle