Europa – jetzt aber richtig

1. Mai: Für Europa, für offene Grenzen und mehr Arbeitnehmerrechte

01.05.2019 | In diesem Jahr stand die Großdemonstration zum 1. Mai ganz im Zeichen der anstehenden Europawahl. Rednerinnen und Redner betonten, wie wichtig ein vereintes Europa sei, mahnten unter dem Motto „Europa. Jetzt aber richtig“ aber auch eine Abkehr vom Primat neoliberalen Wirtschaftens an. Europa muss sozialer und solidarischer werden. Auch ganz vorne dabei, ATOS-Beschäftigte, denen die Geschäftsleitung unverfroren in die Tasche greifen will.

(c) Christian von Polentz / transitfoto.de

ATOS-Beschäftigte: Wir zahlen nicht für Eure Krise

Wählen gehen! Die Erste Bevollmächtigte der IG Birgit Dietze spricht auf der IG Metall-Bühne über Europa.

Es ist an der Zeit: 35 Stunden für alle.

Die Maidemonstration ist immer auch ein Fest.

Am 26. Mai wählen die EU-Europäerinnen und Europäer ein neues Parlament. Diese Wahl wird richtungsweisend, erklärt Birgit Dietze im Vorfeld der Demonstration. „Wer ein solidarisches und gerechtes Europa möchte, muss sich an der Wahl beteiligen, um ein starkes Signal gegen Populisten zu setzen, die Europa spalten wollen. Eine Spaltung aber gefährdet unseren Frieden und unseren Wohlstand.“ Da heißt es: Wählen gehen, das Kreuz bei demokratischen Parteien machen, sich für Europa stark machen.

Denn ein sozialeres und gerechteres Miteinander lässt sich nur gemeinsam erreichen – zumal nur ein einiges Europa mit den Wirtschaftsmächten China und USA auf Augenhöhe Bedingungen verhandeln kann. Klar ist aber auch - es gibt jede Menge Baustellen. Europa muss sozialer werden, sich reformieren und das neoliberale Credo durch ein solidarisches ersetzen.

„Wir brauchen europaweite Standards für gute Arbeitsbedingungen statt Dumping-Wettbewerb und eine handlungsfähige und durchsetzungsstarke europäische Arbeitsbehörde, die nationale Kontrollen verbessert und unterstützt“, sagte der DGB-Bezirksvorsitzende Berlin-Brandenburg, Christian Hoßbach im Vorfeld der Maidemonstration. Das sieht auch Uwe Große, Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei ATOS so, denn sein Unternehmen ist eine europäische Aktiengesellschaft, in der die Geschäftsleitung in Frankreich sehr zentralistisch die Themen vorgibt. „Darunter leiden wir sehr und merken, dass wir von unseren Mitbestimmungsrechten sehr viel weiter als andere Länder sind. Deshalb müssen die Mitbestimmungsrechte europaweit erweitert werden“, sagt er.

Michael Kutz, Vertrauenskörperleiter im P&G Gilette Werk Berlin betont die Errungenschaften von Europa: „Wir brauchen die offenen Grenzen und die damit verbundenen Freiheiten. Die müssen wir bewahren.“ Dafür müsse man aber wählen gehen und sein Kreuz an der richtigen Stelle machen. „Wir brauchen keine braune Kacke“, fügt er noch hinzu.

Populisten und Rechtsextreme greifen Arbeitnehmerrechte an
Auch die Rednerinnen und Redner auf der großen Bühne am Brandenburger Tor nahmen sich Populisten und Rechtsextreme vor. Der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, wies in seiner Rede in Berlin darauf hin, dass die Gewerkschaften für eine solidarische, vielfältige und gerechte Gesellschaft kämpfen: „Deshalb akzeptieren wir nicht, dass Rassismus und rechtsextremes Gedankengut wieder an Boden gewinnen. Darum kämpfen wir gegen Rechtsextremismus: Gemeinsam, entschlossen und konsequent.“

Mit auf der Bühne stand auch Barbara Teiber. Die Vorsitzende der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten, Journalismus, Druck und Papier (GPA-djp) berichtete von dem Kampf der österreichischen Gewerkschaften gegen arbeitnehmerfeindliche Politik. „Überall wo Rechte regieren, sieht man, dass es Angriffe auf erkämpfte Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt und die wirtschaftliche Mitbestimmung massiv beschnitten wird. Auch vor Angriffen auf die Meinungs- und Pressefreiheit wird bei uns aktuell nicht Halt gemacht.“

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, warnte in seinem Grußwort vor Nationalismus und sagte: "Frieden und Freiheit. Das ist keine Selbstverständlichkeit“.

ATOS-Beschäftigte setzen Zeichen
Der Demonstrationszug mit in diesem Jahr rund 13.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte sich traditionell vom Hackeschen Markt in Bewegung gesetzt, um auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor vor der Tribüne zu enden. Mitmarschiert ist auch eine Abordnung von ATOS-Beschäftigten. Jeden fünften Beschäftigten will die ATOS-Geschäftsführung loswerden und den bleibenden Gehaltskürzungen zumuten, damit die Marge und damit ihre Boni stimmen. „Wir sind jedoch nicht bereit, die Zeche für Fehler zu bezahlen, für die die Geschäftsleitung verantwortlich ist“, sagte Uwe Große, Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, auf der Bühne im IG Metall-Dorf. (mehr Informationen findet ihr am Donnerstag unter igmetall-berlin.de)

IG Metall-Dorf
Jede Menge Informationen und Köstlichkeiten verleibten sich die Besucherinnen und Besucher im IG Metall-Dorf nach der Kundgebung ein. Das Dorf ist immer auch Treffpunkt für die IG Metall-Familie. Hier klönen Metallerinnen und Metaller, essen, trinken und feiern. Auf der Bühne heizten die Samba-Gruppe der IG Metall und eine Band den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein. Die waren glücklich. "Die Organisatoren und Helferinnen haben einen wunderbaren Job gemacht. Sie haben das Dorf grandios organisiert und uns mit ihrem Engagement beschenkt. Vielen Dank dafür", bedankten sich Birgit Dietze und die Zweite Bevollmächtigte Regina Katerndahl bei den Organisatoren. Dank ihrem Einsatz wurde die Maidemonstration für alle auch ein großes Fest.

Von: mn

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