09.12.2024 | Bei Atos in Berlin herrscht Alarmstimmung. Beschäftigte scannen hier seit rund 20 Jahren im Auftrag des Landes Berlin Dokumente, unter anderem Knöllchen für die Polizei. Nur noch 15 Beschäftigte stemmen hier die Arbeit von ehemals 21 Kolleginnen und Kollegen. Anstatt neues Personal einzustellen, setzt der Arbeitgeber auf Leiharbeit.
Die tägliche Bearbeitung der Scanaufträge ist ein Muss. Verzögerungen bedeuten Vertragsstrafen. Doch durch natürliche Fluktuation, von einst 21 Beschäftigten auf nur noch 15 Beschäftigte reduziert, hat sich der Personalmangel bei Atos zugespitzt. Die Beschäftigten berichten, dass trotz monatelanger Mehrarbeit das Pensum nicht mehr zu stemmen ist. Der Betriebsrat hat jetzt klare Kante gezeigt: Mehrarbeit wird aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr geduldet.
Das Management ist über die prekäre Lage bestens informiert. Doch anstatt Personal fest einzustellen, setzt es auf befristete Leiharbeitnehmende. „Damit ignoriert das Management nicht nur den drohenden Produktivitätsverlust, sondern verschärft das Problem aktiv“, erklärt Carola Kühn, Betriebsratsvorsitzende bei Atos. „Jede neue Leihkraft bedeutet für unsere Kolleginnen und Kollegen eine Einarbeitungszeit, erhöhten Stress und damit eine Verschwendung von Ressourcen.“
Ignoranz gegenüber bewährten Lösungen.
Schon 2017 hat sich der Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall gegen diese Strategie gewehrt und es konnte erreicht werden, dass festes Personal eingestellt wurde. Das Ergebnis: Stabilität, Entlastung und ein reibungsloser Arbeitsablauf. „Die neuen Verantwortlichen zeigen keinerlei Lernfähigkeit und kehren zur alten, dysfunktionalen Praxis zurück“, so Carola Kühn. „Die Folgen sind absehbar: Arbeitsstau, denn ohne ausreichend qualifiziertes Personal wird die taggleiche Bearbeitung zur Illusion und eine demotivierte Belegschaft: Belastung und Frustration steigen weiter, die Gefahr von Krankheitsausfällen nimmt zu.
Das Management steht in der Verantwortung
Die Fakten liegen auf dem Tisch: Das Land Berlin fordert von seinen Dienstleistern langfristige Beschäftigungen. Die Belegschaft von Atos benötigt dringend Verstärkung durch fest angestellte Kolleginnen und Kollegen. Doch das Unternehmen riskiert unnötige Umsatzverluste und Strafzahlungen.
„Diese Haltung ist weder wirtschaftlich noch nachhaltig. Es wird Zeit, dass die Unternehmensleitung Verantwortung übernimmt und den Kurs ändert“, so Betriebsratsvorsitzende Carola Kühn. „Die Gesundheit der Belegschaft ist nicht verhandelbar. Wir haben 2017 gezeigt, dass wir standhaft bleiben. Wer glaubt, er könne dieselben Fehler wiederholen, täuscht sich.“