Keine Ausgliederung, keine betriebsbedingten Kündigungen:

Knapp 100 Berliner Atos-Beschäftigte protestieren gegen Management-Pläne

01.06.2021 | Das Atos-Management will den Konzern umbauen. Mehrere neue Gesellschaften sollen entstehen, einzelne Dienstleistungsbereiche voneinander getrennt und mehr als tausend Arbeitsplätze konzernweit abgebaut werden. Betriebsrat, Beschäftigte und IG Metall halten das Ganze für konzeptlos und wenig zukunftsfähig: Das zeigten die Berliner Atos-Beschäftigten heute auch mit Masken und Redebeiträgen auf einer Kundgebung vor dem Werksgelände.

Foto: Christian v. Polentz / transitfoto.de

Jede Menge Masken dominierten heute Mittag die Szenerie vor dem Atos-Gebäude. Auf ihnen war geschrieben, was die Beschäftigten über die Management-Pläne denken: „Black Friday“ stand da beispielsweise, „Kitten statt splitten“ oder „Arbeitsplätze und Tarifbindung sichern.“ Bei bestem Frühlingswetter beteiligten sich knapp 100 Berliner Atos-Beschäftigte an der Aktion. „Das waren so viele wie schon lange nicht mehr“, freut sich Uwe Grosse, der stellvertretender Betriebsratsvorsitzende. 

Die gute Beteiligung ist ein klares Zeichen dafür, dass das Management wenig überzeugende Argumente für seine Pläne hat. Klar: Wenn ein Bereich im Konzern nicht gut funktioniert, muss das Management handeln – aber eben nicht nur Personal abbauen und so kurzfristig Kosten sparen. Jeder sechste Arbeitsplatz soll wegfallen, in Berlin arbeiten in dem betroffenen Geschäftsbereich gut 250 der 450 Beschäftigten.

„Wir setzen auf sozialverträgliche Lösungen, betriebsbedingte Kündigungen lehnen wir ab“, sagt Uwe Grosse. „Vor allem brauchen wir eine klare Zielvereinbarung, aus der hervorgeht, wie wir insgesamt weitermachen. Wer nur Kosten sparen will, hat in kurzer Zeit die gleichen Probleme wie vorher.“

Daher stellen IG Metall und Betriebsrat die klare Forderung, die geplante Abspaltung zurückzunehmen und Lösungen im Rahmen des 2019 zwischen IG Metall und Atos-Geschäftsführung 2019 vereinbarten Zukunftstarifvertrages zu treffen. Dieser  Transformationstarifvertrag ist durch die Pläne der Geschäftsführung nicht berührt. Er gilt in jedem Fall bis Ende 2022.

Mit ihm gilt auch der darin geregelte Kündigungsschutz weiter. Das bringt Sicherheit für die IG Metall-Mitglieder. Wenn aber ein Teil der Beschäftigten wie geplant in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden soll, gelten die derzeitigen Tarifverträge nicht für die neue Gesellschaft. Dann nehmen nur IG Metall-Mitglieder die Tarifverträge als Rucksack mit.

 

Von: Jörn Breiholz

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