Boni auf Kosten der Beschäftigten

ATOS: Wir zahlen nicht für Eure Krise

02.05.2019 | Die ATOS-Geschäftsführung will zur Steigerung der Profitabilität fast jeden fünften Arbeitsplatz in Deutschland abbauen oder verlagern. Wer bleiben darf, soll auf Gehalt und tarifliche Leistungen verzichten, damit die Marge auf zehn Prozent steigt. Am 1. Mai haben Berliner Beschäftigte schon einmal gezeigt, was sie von diesen Ideen halten. Heute, einen Tag später, steht die nächste Verhandlungsrunde an.

Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin Birgit Dietze macht deutlich: IG Metall und ATOS-Beschäftigte lehnen die Pläne der Geschäftsleitung ab.

Alle Fotos: Christian von Polentz / transitfoto.de

„Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass die Beschäftigten bluten sollen, damit beim Management die Boni stimmen. Das akzeptieren wir nicht“, sagte Uwe Große, Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender beim IT Dienstleister Atos auf anlässlich der 1. Mai-Kundgebung. Mit diesen Zielen hat die ATOS-Geschäftsleitung die Beschäftigten Anfang März bei Nachverhandlungen über offene Punkte des 2018 geschlossenen Tarifvertrags konfrontiert. Am heutigen 2. Mai werden die Verhandlungen fortgesetzt. Deshalb organisieren ATOS-Beschäftigte in ganz Deutschland den Widerstand und haben zum Beispiel in Hamburg und in Berlin über die Pläne von ATOS informiert.

Die sehen vor, dass von den 7.500 Beschäftigten in Deutschland 600 Beschäftigte in andere Firmen wechseln, 300 Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden sollen, außerdem 600 Beschäftigte über Altersteilzeit und Vorruhestand ausscheiden. Bis 2021 würden fast 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlagert oder abgebaut werden. „Die wollen 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren loswerden“ sagt Ingo Harms, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin. „Damit ist fast jeder fünfte ATOS-Beschäftigte in Deutschland von Abbau oder Verlagerung betroffen.“

Die ATOS-Geschäftsführung spricht dabei von einem Transformationsprogramm und einer notwendigen Qualifizierungsoffensive. „Genau bei der Qualifizierung hat die Geschäftsleitung immer eingespart und jetzt soll das nachgeholt werden, indem Beschäftigte auf Gehalt verzichten“, kritisiert Uwe Große. „Wir sind jedoch nicht bereit, die Zeche zu bezahlen, für die die Geschäftsleitung verantwortlich ist“, macht er die Position von Beschäftigten und Betriebsrat klar.

Denn verzichtet hatten die Beschäftigten im Rahmen des Tarifvertrags von 2016 bereits. Damals haben die Beschäftigten auf Entgelt verzichtet, dafür aber im Sinne von „Zeit für Geld“ eine Arbeitszeitverkürzung vereinbart. Die will ATOS nun ersatzlos streichen.

Das lehnen Betriebsrat und Beschäftigte ab und fordern stattdessen Qualifizierungsansprüche und Eckpunkte für die Transformation. „Dazu gehört für uns zum Beispiel ein Transformationsbüro, wo Beschäftigte unabhängig ihrer Stellung im Betrieb beraten, intern auf neue Stellen vermitteln und gleichzeitig bei der Qualifizierung begleitet werden“, sagt Uwe Große. Die Aktion am 1. Mai ist für ihn nur die Ouvertüre für weiteren Widerstand, sollte die ATOS-Geschäftsleitung auf ihren Plänen beharren.

 

Von: mn

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