Warnstreiks bei MAN und OTIS

Autokorso: Cruisen für Entgelt, Zukunft und 35 Stunden für alle

02.03.2021 | Super Wetter, super Stimmung in den Autos und dank der Polizei freie Fahrt für Berliner Metallerinnen und Metaller. Mit 70 Autos setzten Beschäftigte von MAN und Otis ein Zeichen Richtung Arbeitgeber: Sich arm rechnen und Corona auf Kosten der Beschäftigten abfeiern? Geht gar nicht.

(c) alle Fotos Andreas Buchwald

„Es kann nicht sein, dass wir die Coronakrise alleine ausbaden sollen. Otis hat im vergangenen Jahr gut verdient, auch weil wir unter erschwerten Bedingungen gearbeitet und geschuftet haben“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Dirk Wüstenberg aus dem Auto heraus. Ihn freut, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen in den Autokorso eingeklinkt haben. An ihren Autos haben die Beschäftigten IG Metall-Fahnen angebracht und Schilder mit Forderungen ins Auto gelegt.

Die Kolleginnen und Kollegen bei Otis wollen mehr Entgelt und für die Beschäftigten in den Niederlassungen „Ost“ endlich die im Westen geltende 35-Stundenwoche. „Unsere dortigen Monteure machen die gleiche Arbeit wie die im Westen, montieren und warten Aufzüge in der gesamten Stadt, müssen aber für das gleiche Entgelt drei Stunden mehr arbeiten. Das kapiert schon lange keiner mehr“, kritisiert Dirk Wüstenberg die Arbeitgeber.

Nullrunden bedeuten für Beschäftigte realen Verlust

Auch beim Entgelt versteht er die Unternehmen nicht: 2020 haben die Beschäftigten auf eine Erhöhung verzichtet, jetzt wollen die Arbeitgeber eine weitere Nullrunde, schlimmer sie wollen an tarifäre Errungenschaft wie Schichtzulagen und Urlaubs- und Weihnachtsgeld. „Alle Kosten steigen, auch die Inflation. Bei vier Prozent mehr Entgelt über zwei Jahre kann man damit gerade mal das Niveau halten“, sagt Dirk Wüstenberg.

Auch René Marx, Betriebsratsvorsitzender bei MAN sieht das ähnlich. „Die Unternehmen belohnen unsere Zurückhaltung nicht, sondern bauen selbst in Unternehmen Arbeitsplätze ab, die gut verdienen“, kritisiert er. Aus seiner Sicht verkünden die Arbeitgeber mit Vorsatz düstere Aussichten und nutzen die Coronakrise für einen lautlosen Personalabbau. Doch viele dieser armen Unternehmen haben im Januar satte Gewinne verkündet, auch der MAN-Eigentümer VW, der trotz weniger verkaufter Fahrzeuge für 2020 mit einem Gewinn von rund zehn Milliarden Euro rechnet, bei Daimler fiel der operative Gewinn mit 6,6 Milliarden Euro deutlich höher als erwartet aus.  

„Viele Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie sind gut durch die Pandemie gekommen, auch weil die Beschäftigten trotz erschwerter Bedingungen produziert, gearbeitet, sich für ihr Unternehmen engagiert haben“, sagt Andreas Buchwald von der IG Metall Berlin. Jetzt sind die Unternehmen dran und können etwas an ihre Beschäftigten zurückgeben – in Form von Zukunftstarifverträgen, Entgelt und endlich auch 35 Wochenstunden für alle.

Von: Michael Netzhammer

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