„Back to Office!?“ – Erfolgreiche Podiumsdiskussion der IG Metall Berlin bringt Perspektiven aus Wissenschaft, Betrieb, Recht und Gewerkschaft zusammen

23.05.2025 | Am Donnerstagabend veranstaltete die IG Metall Berlin ihre erste englischsprachige Podiumsdiskussion, speziell für Beschäftigte der Digitalwirtschaft. Gemeinsam mit Expert:innen aus verschiedenen Bereichen wurde der zunehmende Druck von der Arbeitgeberseite zur Rückkehr ins Büro kritisch diskutiert und erörtert, wie Beschäftigte auf diesen Trend reagieren können.

Daniel Weidmann, Dr. Yvonne Lott, Cindy Fasanya, Jan Brauburger und Annika Schwarze (v.l.n.r.) diskutierten auf dem Panel den Back-to-Office-Trend - Fotos: IGM

Mit einer voll besetzten Veranstaltung und engagierten Diskussionen war die gestrige englischsprachige Podiumsdiskussion der IG Metall Berlin zum Thema "Back to Office!? The newest backlash in managerial culture and what workers can do against it" ein voller Erfolg. Über 30 Teilnehmende aus der Digitalwirtschaft, von Start-ups bis zu Konzernen, folgten der Einladung ins IG Metall-Haus in der Alten Jakobstraße, um sich über die aktuellen Entwicklungen rund um den Back-to-Office-Trend auszutauschen und um zu diskutieren, wie Beschäftigte sich dagegen organisieren und wehren können.

Spannende Impulse, klare Botschaften

In ihren Eingangsstatements lieferten die eingeladenen Expert:innen wichtige Denkanstöße aus ganz unterschiedlichen Perspektiven:

  • Dr. Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung beleuchtete den Back-to-Office-Trend aus wissenschaftlicher Sicht und betonte, dass es keine Hinweise auf geringere Produktivität im Homeoffice gibt. Im Gegenteil: Studien zeigen, dass eine erzwungene Rückkehr ins Büro eher demotiviert.
  • Rechtsanwalt Daniel Weidmann erklärte prägnant, welche Rechte Beschäftigte haben, wenn der Arbeitgeber zur Rückkehr ins Büro verpflichtet und wo die rechtlichen Grauzonen liegen.
  • Jan Brauburger von der IG Metall Berlin berichtete aus Berliner Betrieben und erläuterte die gewerkschaftliche Position. Auch er sieht einen wachsenden Druck von der Arbeitgeberseite, Beschäftigte zurück ins Büro zu holen. "Einen gesetzlichen Anspruch auf Mobiles Arbeiten gibt nicht", so Jan Brauburger, "aber wenn Regelungen zur mobilen Arbeit tarifvertraglich vereinbart sind, dann sind sie robust und krisensicher. Eine Belegschaft, die zum großen Teil in der Gewerkschaft organisiert ist, kann Druck auf den Arbeitgeber ausüben, um Regelungen zu treffen, die tatsächlich im Interesse der Beschäftigten sind. Und Tarifverträge lassen sich schwerer umgehen, wenn eine stark organisierte Belegschaft ihre Einhaltung erwartet."
  • Cindy Fasanya, Beschäftigte bei CARIAD, schilderte eindrücklich die aktuelle Situation in ihrem Unternehmen. Sie machte deutlich, wie wichtig es ist, sich mit Kolleg:innen auszutauschen und gemeinsam für flexible und familienfreundliche Arbeitsmodelle einzutreten.
  • In einem Video-Beitrag lieferte Dr. Annika Krick von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg außerdem aktuelle Erkenntnisse aus ihrem Forschungsprojekt zu digitaler Führung und Gesundheit und plädierte für eine neue Führungskultur, die Vertrauen statt Kontrolle ins Zentrum stellt.

Austausch und Vernetzung im Vordergrund

Im anschließenden Panel, das von Annika Schwarze moderiert wurde, entwickelten sich lebhafte Diskussionen, unter anderem darüber, welche konkreten Schritte Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaften gegen unausgewogene Rückkehrstrategien unternehmen können.

Ein interaktives Mentimeter-Tool ermöglichte es, Eindrücke aus den Berliner Betrieben live zu sammeln: Viele Teilnehmende berichteten von wachsendem Druck, regelmäßig ins Büro zurückzukehren – teils ohne Rücksicht auf individuelle Lebenslagen oder bisherige Absprachen. Der Wunsch nach klaren, fairen und transparenten Regelungen wurde deutlich spürbar.

Beim abschließenden Get-together mit Getränken und Snacks wurde weiter diskutiert, vernetzt und bereits Pläne für zukünftige Aktivitäten geschmiedet. Denn klar wurde: Die Herausforderungen rund um Remote Work, Präsenzpflicht und Arbeitskultur sind kein kurzfristiges Thema. Umso wichtiger ist es, dass sich Beschäftigte zusammenschließen, sich informieren und solidarisch handeln.

Was bleibt?

Die Veranstaltung machte deutlich: Beschäftigte in der Digitalwirtschaft stehen nicht alleine da – sie haben Rechte, eine Stimme und starke Gewerkschaften an ihrer Seite.

Von: Annika Schwarze

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