Podcast: Jan Otto spricht mit Valerie Schölch

Berliner Glas: „Es gibt viel Unmut darüber, dass wir schlechter bezahlt werden“

09.12.2021 | Valerie Schölch ist Entwicklungsingenieurin bei Berliner Glas, seit zwei Jahren Mitglied in der IG Metall Berlin und gehört seit vergangenem Jahr dem Betriebsrat an. Im Podcast spricht die 30-Jährige über die Bedeutung von Gewerkschaften, wie sich die Belegschaft mit Hilfe der IG Metall bei Berliner Glas organisiert und warum sie statt Grundschullehrerin zu werden, in Berlin Werkstoffwissenschaften studiert hat.

Es könnte alles so schön sein. Bei Berliner Glas stellen sie hochpräzise Bauteile für Maschinen her, die Halbleiter produzieren. Aufgrund der riesigen Nachfrage brummt das Unternehmen in Berlin-Britz, auch die Gewinne sprudeln. Das erfreut die Eigentümerin des Unternehmens, die ASML Holding N.V. aus den Niederlanden, die inzwischen zum viertgrößten Unternehmen in Europa aufgestiegen ist und deren Marktwert auf 330 Milliarden US-Dollar taxiert wird.

Podcast: Jan Otto spricht mit Valerie Schölch

Doch die Stimmung unter den Beschäftigten wird schlechter, denn sie werden nach dem Tarifvertrag des Groß- und Außenhandels bezahlt. "Da gibt es großen Unmut darüber, dass wir schlechter bezahlt werden als sonst in der Branche“, sagt Betriebsrätin Valerie Schölch. Denn vom Profil her gehört Berliner Glas eindeutig in den Vertretungsbereich der Metall- und Elektroindustrie. Das will der Vorstand aber umgehen. Denn er müsste seine Beschäftigten dann besser bezahlen.

Deshalb haben sich die Beschäftigten auf den Weg gemacht und immer mehr von ihnen organisieren sich in der IG Metall. Im Podcast erzählt Valerie Schölch, wie sie erfolgreich neue Mitglieder für die IG Metall werben, sowohl in der Produktion als auch bei Angestellten und im Entwicklungsbereich, in dem sie arbeitet. „Die Beschäftigten im Produktionsbereich sind deutlich einfacher zu überzeugen, andere sind – auch weil sie außertarifliche Verträge haben – deutlich skeptischer. Trotzdem treten viele ein. Das ist das Ergebnis von langen Gesprächen“, erzählt sie Jan Otto.

Über die Unterstützung der IG Metall ist der Betriebsrat sehr froh: Es habe unglaublich geholfen, dass die Gewerkschaftssekretäre der Berliner IG Metall regelmäßig Termine gemacht, bei Aktionen, der Betriebsratswahl und im Organisationsprozess unterstützt haben. „Sie haben uns zudem Materialien zur Verfügung gestellt, wir haben gemeinsam Broschüren erstellt, sie verteilt und darüber immer weitere Eintrittswellen initiiert“, sagt sie.

Beschäftigte und Betriebsräte zu befähigen und zu unterstützen, gehört zur gewerkschaftlichen DNA, sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin: „Organisieren müssen sich die Beschäftigten aber selbst.“ Berliner Glas steht für die wachsende Zahl von Unternehmen, bei denen der Schornstein nicht mehr raucht, die moderne Produkte produzieren, „in denen die Beschäftigten aber vor den gleichen Herausforderungen stehen, wenn es um gute Tariflöhne, sichere Arbeitsplätze und transparente Entgeltsysteme geht“, sagt Jan Otto.

Bei Berliner Glas arbeiten inzwischen rund 1.200 Beschäftigte, die Hälfte in der Produktion, die andere Hälfte sind Angestellte mit einem großen Anteil an Entwicklungsingenieur*innen, „die sowohl klassische Produktentwicklung betreiben, aber auch in der Technologientwicklung tätig sind, für die mehr Grundlagenwissen notwendig ist“, sagt Valerie Schölch.

Sie engagiert sich in der Technologieentwicklung, weil diese sehr vielfältig ist. Dass sie heute in Berlin arbeitet, war anfangs nicht geplant. Die 30-Jährige Pfälzerin hat erst in Freiburg Lehramt studiert mit dem Ziel Grundschullehrerin zu werden. Dann ist sie nach Berlin gewechselt, um dort Werkstoffwissenschaften zu studieren. Mehr erfahrt ihr in Jan Ottos Podcast.

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Von: Michael Netzhammer

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