09.12.2022 | Frischer Wind in der Delegiertenversammlung: Die Jugend hatte das Thema Ausbildung mitgebracht. Am Donnerstagnachmittag stimmten die Delegierten der Berliner IG Metall nach einer guten Einführung der Jugend einstimmig für eine Resolution zur Ausbildung. Als Gast waren die Bundesjugendsekretärin Stefanie Holtz, Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin und Spitzenkandidatin der Berliner Grünen und Tuba Bozkurt, Industriepolitische Sprecherin der Berliner Grünen mit dabei.
„Seit 2019 ist die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze deutschlandweit um 10 Prozent zurückgegangen. Eine Statistik, die in Berlin noch alarmierender ist: In keinem anderen Bundesland ist der Anteil an ausbildenden Unternehmen mit 11,2 Prozent und der Anteil von Auszubildenden in den Belegschaften mit 3,2 Prozent geringer! Das bedeutet: In Berlin entziehen sich mehr Betriebe ihrer sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung als im Rest der Bundesrepublik, dort liegt die Quote bei knapp 19 Prozent“, sagte Jakob Heidenreich, Jugendsekretär der IG Metall Berlin.
Daher fordert die IG Metall Berlin eine Ausbildungsplatzumlage. Unternehmen sollen einen gewissen Prozentsatz ihrer Bruttolohnsumme in einen Fonds einzahlen. Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten, können dann aus diesem Fonds Geld für die Ausbildungskosten bekommen. Ziel ist es, mit der Regelung Unternehmen dazu zu bewegen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und vor allem die Qualität der Ausbildung zu steigern.
Bettina Jarasch sagte in ihrer Rede vor den Delegierten: „Wir brauchen auch hier mehr Voraussicht: Für die Energiewende brauchen wir Handwerker/-innen, Fachkräfte, Ingenieure und Ingenieurinnen. Ich teile Eure Position: Ausbildung ist eine soziale und wirtschaftliche Pflicht. Und wer sich dieser Pflicht entzieht, sollte dann über eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie in die Pflicht genommen werden.“ Sie betonte in ihrer Rede: „Ich möchte werben für ein neues Bündnis zwischen Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit. Ich möchte bei Euch werben für ein neues Bündnis zwischen Grünen und Gewerkschaften.“
„Die Berufsausbildung ist und bleibt der Grundstein unseres Wohlstandes“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Ohne eine gute Ausbildung fehlen den Betrieben wichtige Fachkräfte und den jungen Menschen Perspektiven auf ein gutes Leben. Gerade in Zeiten der Transformation mit sich immer schneller ändernden Arbeitsprozessen und der ökologischen Dringlichkeit für neue Technologien und klimafreundlichere Arbeit braucht es eine qualitativ hochwertige Ausbildung mit Zukunftsperspektiven und Inhalten, die den hohen Anforderungen an Fachkräfte gerecht werden.“
Jan Otto informierte in seinem Geschäftsbericht die Delegierten über den Zuwachs von betrieblichen Mitgliedern. In der Tarifrunde konnten mehr als 500 neue Mitglieder für die IG Metall gewonnen werden. In seinem Bericht erwähnte er die Verhandlungen um einen IG Metall-Tarifvertrag bei ASML. Die Kolleginnen und Kollegen erhielten einen ausführlichen Beifall als Stärkung für die Verhandlungen.
In der kommenden Wochen findet ein mehrstündiger Warnstreik bei PohlCon statt. Dort geht es darum, den Weg zurück in die Fläche zu schaffen. Bei Atos wird es am 13. Dezember parallel eine Demonstration der Beschäftigten geben, die gegen die Spaltung des Unternehmens protestieren. Im Kassenbericht erwähnte Jan Otto die kostenintensive Tarifrunde. Trotzdem werde der Jahresabschluss für die Geschäftsstelle positiv ausfallen. Einstimmig wurden Ortsvorstand und Geschäftsführung entlastet, nachdem auch der Revisionsbericht ohne Beanstandungen war.
Die Resolution und Folien zum Thema Jugend in der Anlage.