IT-Dienstleister Atos

Beschäftigte diskutieren Aktionen gegen angedrohte Tarifflucht

20.05.2016 | Beschäftigte wie IG Metall sind Atos weit entgegengekommen im letzten Jahr. Nun bietet die Geschäftsführung eine Erhöhung der Bezüge um 0,5 Prozent an. Auf dem gestrigen Aktionstag am Standort Adlershof berieten Vertrauensleute und Beschäftigte, wie sie die Geschäftsführung unter Druck setzen werden.

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Der Ton wird schärfer - die Wurst auch

Unter dem Motto „Der Ton wird schärfer, die Wurst auch!“ grillten Kolleginnen und Kollegen von Atos Currywürste bei Sonnenschein. Und sie diskutierten ihr weiteres Vorgehen in der Tarifauseinandersetzung mit der Geschäftsleitung des IT-Dienstleisters. Die Beschäftigten des Betriebs Atos AIT 2, die nicht mit am Standort in Adlershof sitzen, nahmen im Rahmen eines Warnstreiks teil.

Das Unternehmen ist eigentlich über den Rahmentarifvertrag IT-Dienstleistungen an die Entgelterhöhungen der Metall- und Elektroindustrie gebunden. 2015 hatte Atos wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten um ein Aufschieben der Entgelterhöhung von 3,4 Prozent auf Mai 2016 ersucht. Mit der IG Metall wurde vereinbart, wegen der damit fälligen doppelten Tariferhöhung in diesem Jahr – die aufgeschobene aus dem Vorjahr plus die diesjährige – über die endgültige Erhöhung in Verhandlungen zu treten. Rein rechnerisch würde sich folgende Erhöhung ergeben: 3,4 Prozent von 2015 plus die 2016 vereinbarten 2,8 Prozent plus die Einmalzahlung von 150 Euro.

Atos hat in den Verhandlungen allerdings nur insgesamt 0,5 Prozent angeboten. Zusätzlich vermeldete das Unternehmen, die Personalkosten sollten in diesem Jahr nicht steigen. „Es ist eine Unverschämtheit, dass Atos die 2015 aufgeschobene Tariferhöhung nun nicht zahlen will, obwohl das Unternehmen offensichtlich gute Geschäfte macht“, sagte Viola Stanienda, Vertrauensfrau und Betriebsratsvorsitzende der Atos AIT 1. „Die Kollegen sind entsetzt und echt sauer über die Haltung der Unternehmensleitung“ ergänzte Carola Kühn, Betriebsratsvorsitzende bei Atos AIT 2.

Am heutigen Freitag findet die nächste Verhandlungsrunde in Frankfurt statt, zu der ebenfalls Aktionen der Frankfurter Kollegen und Kolleginnen geplant sind. „Die Beschäftigten werden sehr genau verfolgen, ob das Unternehmen ein vernünftiges Angebot vorlegen wird“, sagte Olaf Lange, Vertrauensmann bei Atos-AIS. „Sonst werden wir für unsere verdiente Tariferhöhung kämpfen“, erklärte AIT-Vertrauensmann Andreas Kremer. „Wir werden diesen Versuch von Atos, die Gewinne auf Kosten der Belegschaft zu erhöhen, nicht auf uns sitzen lassen.“

Die IG Metall fordert auch die bisher nicht gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen auf, sich solidarisch mit den anderen Beschäftigten zusammenzuschließen. Das Unternehmen muss spüren, dass es am Ende einfacher und billiger ist, die Tariferhöhung zu zahlen, als einen anhaltenden Konflikt mit der Belegschaft austragen zu müssen.

Anders als im Rahmentarifvertrag geregelt, wird es durch die im letzten Jahr unterzeichnete Verhandlungsverpflichtung keine automatische Weitergabe der Ergebnisse in der Metall- und Elektroindustrie geben, wenn es nicht zu einer Einigung zwischen Atos und IG Metall kommt. Da es für die diesjährigen Entgelte keine gültige Tarifvereinbarung gibt, kann die IG Metall ihre Mitglieder jederzeit zu Warnstreiks aufrufen.

Diskutiert wurde auch die Frage, wie die Drohung von Atos zu bewerten sei, ohne Zugeständnisse der Gewerkschaft aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. „Wenn Atos aus dem Arbeitgeberverband austritt und es damit keinen gültigen Tarifvertrag mehr geben sollte, können wir jederzeit einen Haustarifvertrag fordern und dafür zu Warnstreiks aufrufen. Das weiß auch die Unternehmensführung, und daran hat sie vermutlich kein Interesse“, erläuterte Gewerkschaftssekretärin Susanne Steinborn. „Es kommt somit nur auf die Entschlossenheit der Beschäftigten an, ihre Forderungen offensiv zu vertreten.“

Die kommenden Verhandlungen wollen die Vertrauensleute weiterhin mit Aktionen begleiten.

Von: ss

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