Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten

Betriebsrätinnen diskutieren über Digitalisierung und Gerechtigkeit

30.09.2016 | Rund 260 Betriebsrätinnen aus der gesamten Bundesrepublik diskutierten in Berlin zwei Tage lang über Risiken und Chancen des digitalen Wandels. Sie beendeten die Tagung mit einer gemeinsamen Erklärung. Am Donnerstag hatte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig die Benachteiligung von Frauen auf der Tagung kritisiert.

Die Digitalisierung wird die Art und Weise, wie Beschäftigte arbeiten, fundamental umkrempeln. Diese Entwicklung ist in vielen Betrieben bereits zu spüren. Wenn künftig Roboter gesteuert, Software geschrieben, Daten analysiert werden sollen, müssen die Beschäftigten darauf vorbereitet sein und vorbereitet werden. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille.

Die andere ist, die daraus erwachsenden Chancen im Sinne der Beschäftigten, insbesondere der Frauen, zu nutzen. Das forderten die 260 Betriebsrätinnen zum Abschluss des 2. Betriebsrätinnentags der IG Metall in Berlin, auf dem sie unter dem Motto „Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten“ die Chancen und Risiken des digitalen Wandels diskutiert hatten.

An zwei Tagen hatten sich die Metallerinnen auf gemeinsame Strategien verständigt, mit denen sie die bereits begonnenen Umwälzungen in den Unternehmen begleiten wollen. Mit neuen Leitbildern sollen Office-Berufe und Produktionsarbeitsplätze zukunftssicher gemacht werden. Eine Forderung, mit der die Frauen auch einen Anspruch an sich selbst formulierten. Sie fordern berufliche Entwicklungsperspektiven für weibliche Beschäftigte. Insbesondere für Teilzeit-Kräfte müssten die Weiterbildungschancen verbessert werden.

Manuela Schwesig: Arbeitwelt muss familienfreundlicher werden

„Arbeitszeiten müssen sich stärker als bisher an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren“, forderten die 260 Betriebsrätinnen. „Wir wollen mobile Arbeit als eine der Chancen der Digitalisierung für eine verbesserte Vereinbarkeit von Arbeit und Leben regeln.“ Mobile Arbeit dürfe nicht zum Einfallstor für rückständige Familienmodelle werden. Gerade die Digitalisierung biete jedoch Chancen, die Entwicklungsperspektiven für Frauen zu verbessern und darüber auch die Entgeltgerechtigkeit zu verwirklichen.

Die Realität ist: Derzeit sind lediglich 16 von 192 Vorstandsmitgliedern der 30 deutschen DAX-Unternehmen weiblich. Nach wie vor verdienen Frauen für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn. Das hatte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig am Donnerstag moniert und gefordert: "Die Arbeitswelt muss familienfreundlicher werden, und nicht die Familien arbeitsfreudiger." Sie rief dazu auf, die Arbeit auf allen Ebenen im Betrieb teilzeitfähig für Männer und Frauen zu machen. Und sie lobte die Frauenpower der IG Metall. Die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienpflichten, ein wichtiges Ziel der IG Metall, werde zunehmend ein Thema für Frauen und Männer.

Eine der Herausforderungen: Weil Frauen oft weniger verdienen als Männer, bleiben diese häufiger als Väter mit Kindern zu Hause oder arbeiten zum Teil unfreiwillig Teilzeit. "Familienarbeit muss gerechter verteilt und bezahlt werden", sagte Schwesig. Deshalb plane ihr Ministerium jetzt eine neue Familienarbeitszeit, bei der Paare mit Kindern kürzer arbeiten können, und ein Familiengeld, das entstehende finanzielle Nachteile ausgleichen hilft. "Ich werde weiterhin für Lohngerechtigkeit streiten und setze dabei auf die Unterstützung der IG Metall", so die Ministerin.

Diese ist ihr sicher, sofern sie sich für diese Ziele auch weiterhin einsetzt. „Wir unterstützen das Vorhaben eines Lohngerechtigkeitsgesetzes, weil wir mehr Transparenz über die Entgeltzusammensetzung, eine Berichtspflicht des Arbeitgebers sowie ein individuelles Auskunftsrecht brauchen, um die Entgeltlücke in unseren Betrieben zu schließen und den Blick auf ihre Ursachen zu schärfen.“

Von: mn+md

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