12.03.2020 | Die Stimmung bei Bosch in Reinickendorf heizt sich auf. Wie wütend die Beschäftigten auf ihre Unternehmensleitung sind, zeigte sich bei der heutigen Demonstration. Das Managementversagen sollen die Beschäftigten ausbaden. So läuft das aber nicht.
Einst galt Bosch als ein Vorzeigeunternehmen, das für gute Arbeit auch gute Löhne bezahlt und seine Beschäftigten vor allem auch fair behandelt. Darüber können die rund 530 Beschäftigten von Bosch Automotive Systems in Berlin-Reinickendorf nur lachen. Das Management in Schwäbisch-Gmünd hat die Grundsätze des Gründers Robert Bosch wohl vergessen und auch im BWL-Studium nicht richtig aufgepasst. Denn erst haben sie es unterlassen, in den Standort und zukunftsfähige Produkte zu investieren. Stattdessen haben sie den Standort ausgepresst. Der – das ist Fakt – ist durch ihr Versagen nun zum Teil in eine wirtschaftliche Notlage geraten.
Dreiste Forderungen
Um den Betrieb zu retten, plant das Management nun kräftige Einschnitte – natürlich in erster Linie auf Kosten der Beschäftigten. So soll die komplette Geschäftseinheit Pumpe inkl. Werk Berlin, hier produzieren die Kolleginnen und Kollegen Pumpen für Servolenkungen für PKWs und LKWs, bis Jahresende meistbietend verscherbelt werden. Um den Verkauf attraktiver zu machen, sollen zuvor 130 Beschäftigte gehen.
Außerdem will das Management nur in den Betrieb investieren und neue Aufträge bringen, wenn sich die Beschäftigten zu Einschnitten in Höhe von drei Millionen Euro beziehungsweise rund 6.000 Euro pro Beschäftigten bereiterklären. In den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber hatten Betriebsrat und IG Metall für den Erhalt von Arbeitsplätzen eine hohe Beteiligung der Beschäftigten angeboten, unter anderem den Verzicht auf das Tarifliche Zusatzgeld. Das war aus Sicht des Managements zu wenig und prompt ging ein zukunftsfähiges Produkt sofort in das Bosch-Werk nach China.
„Wir können nur etwas unterschreiben, wenn die Arbeitgeberseite eine faire Beschäftigungsgarantie vereinbart und die IG Metall-Mitglieder hier vor Ort auch mitgehen. Wer fordert, muss auch etwas bieten. Das aber macht das Management bisher nicht oder nur in zu geringem Umfang“, sagt Andreas Buchwald von der IG Metall Berlin. Die Betriebsratsvorsitzende Nicole Bock bekräftigt seine Einschätzung: „Das Verhalten des sozialen Weltunternehmens, wie Bosch sich nennt, ist menschenverachtend und entspricht nicht den Werten des alten Robert Bosch!“
Trotz der angespannten Lage im Werk war die Stimmung optimistisch und kämpferisch. Immerhin hatten sich 270 Beschäftigte vor dem Werktor eingefunden, so gut wie die ganze Belegschaft zu dieser Tageszeit. Dass dies ihre Arbeitsplätze sind und sie für deren Erhalt kämpfen werden, war die große und klare Botschaft der Belegschaft heute vor dem Werkstor.