Ein ganzes Werk fordert:

„Das Gequatsche muss langsam vorbei sein. Es geht um unsere Arbeitsplätze“

10.12.2020 | Mit einer mächtigen Demo von 2.500 Menschen durch Marienfelde machen die Daimler-Beschäftigten mit prominenter Unterstützung von SPD, CDU über die Linkspartei bis hin zu Fridays for Future klar: Das ist unser Werk mit unseren Arbeitsplätzen für unsere Familien.

Ein ganzes Werk ist auf der Straße: Demo der Daimler-Beschäftigten in Marienfelde für ihre Arbeitsplätze Foto: Christian von Polentz

Die Rednerliste war lang und prominent besetzt. Aus den Häusern winkten die Marienfelder, viele von ihnen haben selbst im Daimler-Werk gearbeitet oder kennen jemanden, der dort arbeitet. Die Kirchenlocken läuten, Transparente wehen, Trillerpfeifen machen Lärm und überall wehen die roten IG Metall-Fahnen.

Es ist eine machtvolle Demonstration, de facto jeder der 2.500 Beschäftigten des Mercedes Benz-Werkes ist auf der Straße.

Michael Rahmel, der Betriebsratsvorsitzende, macht gleich zu Anfang klar, worum es geht: „Wir wollen klare Ansagen für unsere Zukunft. Das Gequatsche muss langsam vorbei sein.“ Auch Jan Otto, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, fordert „endlich ein klares Signal für den Erhalt der Arbeitsplätze hier.“

Für Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, ist klar: „Das Werk muss erhalten bleiben, das ist alternativlos. Wenn Tesla 50 Kilometer weit weg ein Werk baut, kann die Benchmark von Daimler nicht die Schließung seines Werkes in Berlin sein. Nach zehn Jahren Aufschwung des Unternehmens fehlt es bei Daimler sicher nicht an Geld. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Standort. Wer Staatshilfen erhält, darf nicht still stehen.“

Ein Auslaufen des Werkes in den kommenden zwei bis drei Jahren, wie es der Daimler- Vorstand vor zwei Monaten angekündigt hatte,  lehnen alle ab – auch die Berliner Politik, von der CDU über SPD und Linkspartei bis zu Fridays for Future.

Die Parteien schicken prominente Köpfe zum Daimler-Werk Marienfelde
Der stellvertretender SPD-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert, sagte, dass die SPD um jeden Industriearbeitsplatz kämpfen werden und griff das Management frontal an: „Das Werk war immer ein Werk, das Identität gestiftet hat. Für Generationen von Familien, wo der Job vom Vater an den Sohn, von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird. Das lässt sich mit keinem Geld der Welt, was die Manager hier irgendwo rausquetschen wollen, einsparen. Diese Identität vernichtet sie gerade.“

Der CDU-Bürgermeisterkandidat Kai Wegner sagte, die Demo sei „ein Ruf nach Zukunft. Danke dass Ihr für das industrielle Herz dieser Hauptstadt kämpft. Ihr wollt gestalten, Ihr wollt nicht gestaltet werden. Lasst uns gemeinsam weiterkämpfen für Eure Arbeitsplätze und die Produktion.“ Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) sagte, Marienfelde sei immer ein innovativer Standort  gewesen: „Wir brauchen Ihre Arbeitsplätze. Das ist für Sie gut, das ist für Berlin gut.“

Auch Fridays for Future setzte sich für Beschäftigte im Daimler-Werk ein
Max Schwenn von Fridays for future forderte, dass nicht die Beschäftigten, sondern „die Leute in den Konzernchefetagen und die Politiker ausbaden sollen, was sie seit Jahren versäumt haben, nämlich den Wandel, der auf uns zukommt." Auch Harald Gindra, Abgeordneter der Linkspartei im Abgeordnetenhaus kündigte an, dass seine Fraktion sich für die Arbeitsplätze engagieren werde.

„Die Demonstration war ein großartiges Zeichen“, sagt Fevzi Sikar, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Mehr geht nicht.“ Für den Nachmittag hat der Betriebsrat Werksleitung und Beschäftigte zur Betriebsversammlung geladen.

Ein Video von der Demo sehr Ihr hier und hier bei Labournet TV, die viele Stimmen eingefangen haben.

Von: Vanessa Krieg, Jörn Breiholz

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