Jahresauftakt 2018

Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen ist, sie zu gestalten!

10.01.2018 | 2017 hat die IG Metall Berlin viel für die Beschäftigten erreicht. Auf der Jahresauftaktveranstaltung haben Metallerinnen und Metaller zurück nach nach vorne geblickt. Die Tarifrunde ist für den sozialen Frieden in der Bundesrepublik wichtig, weil die IG Metall darin die Wünsche der Beschäftigten aufgreift. Die Warnstreiks der ersten drei Tage sind eine kraftvolle Antwort Richtung Arbeitgeber.

(c) Christian von Polentz/transitfoto.de

„Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen ist, sie zu gestalten“, hatte Willy Brandt gesagt. Das ist ein gutes Motto für dieses 2018, in dem viel auf dem Spiel steht, in dem viel für die Beschäftigten erreicht werden kann. Aber wer nach vorne schauen will, sollte erst einmal das Vergangene Revue passieren lassen. Das taten die 150 Metaller und Metallerinnen auf der heutigen Jahresauftaktveranstaltung.

In 2017 hat die IG Metall mit den Beschäftigten zusammen einige wichtige Erfolge erzielt. „Mit 2.239 Neuaufnahmen haben wir unsere Mitgliederzahl stabilisiert und in den Betrieben sind wir gewachsen“, sagte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Zudem hat die IG Metall die KFZ-Tarifrunde erfolgreich abgeschlossen.

Die Kampfbereitschaft von Beschäftigten und IG Metall haben sich in zwei harten Auseinandersetzungen ausgezahlt. So ist es bei MAN Diesel & Turbo gelungen, dass statt wie vom Vorstand geplant, 317 abzubauen, am Ende nur 140 Arbeitsplätze verloren gingen. Es ist Betriebsräten und IG Metall gelungen, dass der Abbau ohne betriebsbedingte Kündigungen und sozial verträglich stattfand. Darüber hinaus blieb die Kernkompetenz des Berliner Werkes erhalten. Damit hat MAN in Berlin weiter eine Zukunft.

Noch härter war die Auseinandersetzung bei Knorr-Bremse. Der Münchner Konzern wollte die Produktion in seinem Standort Hasse & Wrede schließen und nach Tschechien verlagern. Doch die Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze gekämpft. Nun hat Knorr-Bremse eine Kehrtwende eingeleitet: Die Produktion bleibt und mit ihr auch die Arbeitsplätze. „Ihr habt erreicht, was viele bei einem Eigner wie Thiele für undenkbar hielten: Eine unternehmerische Verlagerungsentscheidung umzukehren. Das ist ein Erfolg, der für die Beschäftigten bei Hasse und Wrede existentiell ist“, sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Irene Schulz auf der Auftaktveranstaltung.

Kampf um Arbeitsplätze bei GE, Ledvance und Siemens

Von Hasse & Wrede geht eine Signalwirkung aus – an die Kolleginnen und Kollegen von GE, von Ledvance und Siemens, die alle gemeinsam um ihre Arbeitsplätze kämpfen, weil ein wild gewordenes Management, vor lauter Zahlengeschiebe die Zukunft aus den Augen verliert. Denn die Beschäftigten in allen drei Betrieben sind motiviert, gut ausgebildet und sie wissen, wie man exzellente Produkte herstellt. „Betriebsbedingte Kündigungen und die Schließung von innovativen und hochmodernen Standorte wie bei Siemens, GE und Ledvance werden wir nicht akzeptieren“, erklärte Irene Schulz.

Zukunft gestalten

Eins ist klar, Industrie 4.0 und der Digitalisierung wird die Industrieproduktion und die gesamte Gesellschaft dramatisch verändern. Im Sinne von Willy Brandt geht es darum, diese Veränderungsprozesse so zu gestalten, dass technischer Fortschritt auch zu sozialem Fortschritt führt. Gerade deshalb hat die IG Metall im vergangenen Jahr die Beschäftigten gefragt. Flexible Arbeitszeiten sind für die Menschen ein hohes Gut. Sie sind bereit, für ihre Betriebe flexibel zu arbeiten, wünschen sich aber als Gegenleistung, dass sie ihre Arbeitszeiten ebenfalls flexibler gestalten können. Das ist für alle eine Chance. Dafür aber müssen sich die Arbeitgeber auf die Debatte einlassen – nicht nur zum Wohle ihrer Belegschaft.

Die Forderungen nach flexiblen und modernen Arbeitszeitmodellen der IG Metall greifen viele Journalisten auf und sehen die Vorteile, die darin für die Gesellschaft stecken. Wer den Transformationsprozess in diese Richtung gestalten will, der findet in der IG Metall einen starken Partner. Wer aber bei den Themen Arbeitszeit, Schutzbestimmungen, Rente und soziale Sicherheit zündelt, für den wird es ungemütlich. „Eine Rentenkürzung – direkt oder indirekt – wird mit uns nicht zu machen sein. Sie ist eine Kampfansage an die Beschäftigten“, sagte Irene Schulz.

Und wer wie die AfD, hetzt, ausgrenzt und rassistische Parolen von sich gibt, der hat keinen Platz in der IG Metall. Die Erfolge dieser Partei sind jedoch ein Warnzeichen, das etwas in der Bundesrepublik schiefläuft. „Wir brauchen neue Antworten und einen öffentlichen Diskurs zu der Frage, Was heißt eigentlich aktuell und perspektivisch in unserer Gesellschaft Eigentum verpflichtet?“, fragte Irene Schulz.

Eigentum verpflichtet - Fragen der Zukunft mit und nicht gegen Beschäftigte organisieren

Wenn ein Konzern wie Siemens 6,2 Milliarden Gewinn erwirtschaftet und im gleichen Atemzug 6.900 Beschäftigte in die Wüste schicken will, dann hat das nichts mehr mit Verantwortung zu tun, die Industriekapitäne und Aktionäre übernehmen sollten.

Wie aber kann man diesen Verfassungsgrundsatz stärken? Wie kann Transformation Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern statt zu spalten? „Hier muss die Politik flankieren. Dafür braucht es eine stabile Regierung, die aus dem Ergebnis der Bundestagswahl gelernt hat“, sagte Irene Schulz. Die IG Metall hat sich vor der Wahl klar positioniert. „Bei allen möglichen Konstellationen ist für uns wichtig, dass die zentralen Fragen der Zukunft mit den Beschäftigten und nicht gegen sie bewegt werden.“

Hier kann die Politik bereits zu Beginn klare Signale setzen: Die Rückkehr zu Parität in der Krankenversicherung, ein Rentenkonzept, das seinen Namen verdient, das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit, die kollektive Weitergeltung von Tarifverträgen bei Outsourcing und anderen Fluchtmanövern und eine innovative politische Flankierung des technologischen und sozialen Fortschritts. Das wäre ein Start mit Signalwirkung!

Arbeitszeitmodell der IG Metall ist Modell der Zukunft

Der Markt alleine wird es eben nicht richten. Es braucht eine politische und soziale Gegenkraft. Die IG Metall kann eine solche Kraft sein. Ihre Stärke hängt dabei sowohl von ihrer Mobilisierungsfähigkeit aber als auch von ihrer Akzeptanz im sozialen Raum ab. Wie aber wird die IG Metall wahrgenommen – als reine Klientelpartei oder als gesellschaftliche Kraft?

„Die Zwischenbilanz zeigt, dass wir hoch anschlussfähig an die gesellschaftlichen Debatten sind“, sagte Schulz. Das zeige sich am Presse-Echo der vergangenen Wochen, in dem das Arbeitszeitmodell der IG Metall als Zukunftsmodell eingeordnet werde. „So hat die FAZ, nicht wirklich verdächtig, Gewerkschaften zu puschen, am Freitag zum Tarifkonflikt getitelt: Unsere Arbeitszeitforderung sei avantgardistisch, nicht abseitig!“ Der Artikel zitiert Studien des Bundesfamilienministeriums, nach denen der Lohn eine wichtige Rolle spiele, genauso aber auch Arbeit, Familie und Kinder unter einen Hut zu bekommen.

Genau diese Schlussfolgerungen hat die IG Metall aus der Beschäftigtenbefragung 2017 gezogen. Die Aussagen der Beschäftigten waren eindeutig. Die Forderungen der IG Metall sind es deshalb auch. Sie repräsentieren einen breit getragenen Wunsch der Bevölkerung, endlich Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Darin liegt auch eine große Chance für die Gesellschaft, für die anstehende Transformation und die Arbeitgeber – sie müssen sie nur noch ergreifen.



Von: ka

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