Projekt in Berlin gestartet

Die IG Metall vom Betrieb aus denken

13.08.2020 | Wie bleibt die IG Metall in Zukunft stark? Das ist die Leitfrage des am Montag in Berlin gestarteten Projekts „Die IG Metall vom Betrieb aus denken“. Fünf Pilotbetriebe nahmen am ersten Modul einer Seminarreihe teil. Ihr Ziel: Ideen, Prozesse und Erfahrungen darauf abzuklopfen, ob sie einen Impuls für die gesamte IG Metall setzen können.

alle Fotos (c) privat

Der Leitgedanke des Projekts ist simpel: Die IG Metall als Gewerkschaft soll vor allem dort stattfinden, wo wir tagtäglich arbeiten – im Betrieb. Dort soll die IG Metall sichtbarer und erlebbarer werden - um dauerhaft stark und durchsetzungsfähig zu bleiben. Eine Leitfrage ist: Wie müssen wir unsere Arbeit verändern, um kompetent, beteiligungsorientiert und, wenn notwendig, konfliktfähig die Transformation so zu gestalten, dass gute Arbeit für alle entsteht?

Zur Beantwortung dieser Frage engagieren sich bundesweit 1.000 Kolleginnen und Kollegen als Veränderungspromotorinnen und -promotoren“. In ihren Betrieben erarbeiten und erproben sie praxisnahe Vorschläge, wie erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit in der Zukunft aussehen kann. Die betrieblichen Vorhaben sind dabei so unterschiedlich wie vielfältig.

Die Wünsche der Belegschaft aufgreifen und …

Für die Kolleginnen und Kollegen des Daimler-Werkes in Marienfelde geht es beispielsweise um nicht weniger als den Erhalt ihres Standortes. „Im Rahmen des Projektes steht für uns die Frage im Vordergrund: Wie erzeugen wir genügend Druck, um langfristig die Zukunft des Werkes zu sichern? Wir müssen dafür unsere Kolleginnen und Kollegen mitnehmen und beteiligen, denn das gelingt nur gemeinsam“, sagt Betriebsrat Hendrik Karp.

Für die Betriebsrätin des Siemens-Schaltwerks Heike Grant-Hunter geht es dagegen um ein ganz anderes Thema: Aufgrund der gegenwärtigen Corona-Krise befinden sich viele Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice. „Wir stellen uns deshalb die Fragen: Wie sollte eine gute Regelung zum Homeoffice aussehen? Welche Erfahrungen haben unsere Kolleginnen und Kollegen in den letzten Monaten gesammelt?“, sagt die Betriebsrätin. Und fügt hinzu: „Eine gute Regelung mit dem Arbeitgeber setzt voraus, dass wir die Wünsche und Bedürfnisse unserer Belegschaft ernstnehmen.“ 

… und den Organisationsgrad erhöhen

Aus Sicht von Markus Ochmann aus dem Siemens-Dynamowerk muss vor allem das „Wir-Gefühl“ der Belegschaft gestärkt werden. Denn die gegenwärtige Corona- und Wirtschaftskrise birgt viele Gefahren. „Um die Zukunft positiv mitzugestalten, müssen wir das Kollektiv stärken und den Organisationsgrad erhöhen.“

Das IG Metall Bildungszentrum Berlin am Pichelssee unterstützt die Beteiligten bei ihren Vorhaben. Die jeweiligen Projektteams aus den Betrieben absolvieren gemeinsam mit hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen mehrere Seminarmodule. Dort lernen sie agile Projektmethoden zur erfolgreichen Umsetzung der betrieblichen Projekte kennen und direkt anwenden. Die Veränderungspromotoren erfahren damit nicht nur neue Ansätze und Methoden, sondern wenden sie auch unmittelbar im Betrieb an.

„Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl nach Hause“, sagt Mirko Scherraus von der Daimler Group Services Berlin. „Es ist super, sich mehrere Tage Zeit nehmen zu können, um an Projekten zu arbeiten, die für uns im Betrieb wichtig sind und die die Zukunftsfähigkeit der IG Metall sichern.“

Ortsvorstand debattiert am Ende die Ideen

Die Ergebnisse der Projekte werden anschließend im Ortsvorstand diskutiert. Dort geht es darum, ob eine Idee, ein Prozess oder eine Erfahrung ein Impuls für die ganze IG Metall sein kann – oder nicht. Jede Erfahrung ist hier wertvoll. Was haben die Betriebe ausprobiert? Was war hilfreich, was nicht?

Wir wünschen allen Veränderungspromotoren viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Projekte und sind schon jetzt gespannt auf die Ergebnisse. Der Auftakt macht schon mal neugierig und zeigt einmal mehr, mit welcher Energie und Leidenschaft sich Metaller und Metallerinnen für die gute Sache engagieren.

Von: Marius Sänger

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