Arbeit 4.0 - Buchvorstellung in Berlin

Digitalisierte Industrie: Der Mensch als Dreh- und Angelpunkt

22.07.2015 | Automatisierung und demografischer Wandel fordern Deutschlands Industrie heraus. Doch Zukunftsangst ist fehl am Platz: Eine Diskussion zwischen Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall, und BDI-Chef Ulrich Grillo zeigt, warum die Industrie Rückgrat des deutschen Wohlstands bleibt. Der Ort ist eher Zufall, doch er könnte nicht besser gewählt sein: der Schiffbauerdamm, mitten in Berlin, direkt an der Spree. Früher gab es dort Werften. Doch das ist längst Geschichte.

Detlef Wetzel (r.) und Ulrich Grillo bei der Buchvorstellung in Berlin, Fotos: Christian v. Polentz/transitfoto.de

Wie Deutschlands Industrie einen solchen Niedergang vermeidet, wie sie stattdessen stark bleibt, noch stärker wird, und den Menschen weiter gute Arbeitsplätze bietet - diese Fragen gilt es an diesem Mittwoch am Schiffbauerdamm zu klären.

Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall, stellt dort sein <link http: www.igmetall.de detlef-wetzel-ueber-sein-buch-arbeit-4-0-16657.htm über das>neues Buch "Arbeit 4.0" vor; zusammen mit Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).
Für das Buch hat Wetzel eine Reise quer durch Deutschland unternommen. Er hat Unternehmen besucht, mit Azubis und Betriebsräten gesprochen, Beschäftigte und Forscher getroffen. Er wollte wissen, wie die Industrie die Herausforderungen von Digitalisierung und demografischem Wandel meistern kann; und welche Lösungen Beschäftigte und Unternehmen bereits gefunden haben.

Falscher Alarm

Ulrich Grillo treiben diese Fragen ebenfalls um, das wird bei seiner Rede am Schiffbauerdamm klar. Grillo zitiert eine Zahl, die auf den ersten Blick besorgniserregend ist: 47 Prozent der Beschäftigten arbeiten laut einer Oxford-Studie in Berufen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten 20 Jahren automatisiert werden können.

Allerdings kommen viele andere Forscher zu ganz anderen Prognosen. Und für Grillo ist klar: "Der Mensch bleibt Dreh- und Angelpunkt in unseren Industriebetrieben." Auch wenn vernetzte Maschinen immer weiter in die Produktionsabläufe vordringen.
Bei der Digitalisierung der Industrie (Industrie 4.0) gehe es nicht darum, Arbeitsplätze wegzurationalisieren, sondern es gehe um mehr Flexibilität in der Produktion. "Flexibilität bedeutet auch, intuitiv und kreativ zu handeln", erklärt Grillo. "Das werden wir Menschen auch in Jahrzehnten noch besser können als jede Maschine".

Detlef Wetzel (r.) und Ulrich Grillo bei der Buchvorstellung in Berlin, Foto: Christian v. Polentz

 

Innovation als Schlüssel

Auch Wetzel sieht <link http: www.igmetall.de arbeit-4-0-mit-qualifikation-zukunft-gestalten-16667.htm>Innovation als Schlüssel für Zukunftsfähigkeit. Auch er rechnet mit enormen Anstrengungen, um die deutsche Industrie wettbewerbsfähig zu halten. Er stellt dabei aber die Beschäftigten stärker in den Mittelpunkt.
"Ich bin fest davon überzeugt, dass die großen Herausforderungen <link http: www.igmetall.de frank-luebberding-ueber-die-demokratisierung-der-wirtschaft-16704.htm>nur mit und nicht gegen die Beschäftigten zu bewältigen sind", sagt Wetzel. "Wir können auf keinen Fall sagen: Strengt euch an, aber wir werden euch alle Sicherheiten streitig machen." Stattdessen müsse der Deal lauten: "Anstrengung, Innovationen und Sicherheiten. Das ist der Dreisatz, mit dem wir vorankommen können."

Betriebliche Praxis statt grüner Tisch

Völlig einig sind sich Wetzel und Grillo dann wieder bei zwei anderen Punkten: Der Konzentration auf die Praxis in den Betrieben und der Bedeutung der Industrie für den Wohlstand in Deutschland.
Um die Kompetenzen der deutschen Industrieunternehmen langfristig zu sichern und auszubauen, arbeiten IG Metall und BDI im Bündnis "Zukunft der Industrie" zusammen. Dem Bündnis empfiehlt Wetzel, die "betriebliche Praxis vor Ort zu erleben und nicht nur vom Schreibtisch aus die Welt verändern zu wollen". Gerade in den Betrieben bekomme man oft an guten Beispielen gezeigt, was man besser machen könne, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und gute Arbeit zu ermöglichen.
Wenn das gelingt, wird es der deutschen Industrie weit besser ergehen, als damals den Werften am Berliner Schiffbauerdamm.
Details zum Buch:
Detlef Wetzel
"Arbeit 4.0 - Was Beschäftigte und Unternehmen ändern müssen"
Herder-Verlag
ISBN 978-3-451-31306-6

Von: igm

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