11.03.2025 | Am vergangenen Freitag fand die erste Tarifverhandlung bei der Rolls-Royce Solutions GmbH in Berlin statt. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung für die Beschäftigten des Unternehmens, da sie den Weg zu fairen und transparenten Entgeltbedingungen sowie besseren Arbeitsbedingungen ebnet.
Die ersten Tarifverhandlungen bei Rolls-Royce Solutions am vergangenen Freitag stellen einen historischen Moment auf dem Weg in die Tarifbindung dar. Die Beschäftigten, vorrangig Ingenieur:innen und Developer, arbeiten in der Hauptstadt an innovativen Systemen für erneuerbare Energien. Dennoch wächst die Unzufriedenheit über die Arbeitsbedingungen. Seit Anfang 2024 haben sich die Beschäftigten in großer Mehrheit in der IG Metall organisiert und setzen sich aktiv für ihre Rechte ein. Im Dezember wurden die Tarifforderungen aufgestellt und eine Tarifkommission gewählt.
"Die Kolleg:innen bei Rolls-Royce Solutions haben sich in einem wahnsinnigen Tempo in der IG Metall organisiert und fordern jetzt faire und branchengerechte Arbeitsbedingungen. Die erste Verhandlungsrunde war ein guter Auftakt, aber klar ist auch: wir werden den Tarifvertrag nicht geschenkt bekommen und haben noch ein ganz schönes Stück Arbeit vor uns", hebt Jan Brauburger, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin hervor.
Kritik an Entgeltsystem und Arbeitsbedingungen
Ein zentrales Thema der Verhandlungen ist das Entgeltsystem, das viele Beschäftigte als intransparent und ungerecht empfinden. Martin Krauß, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der IG Metall-Tarifkommission, betont: "Unsere Lohnentwicklung hinkt schon lange hinter der von tarifgebundenen Unternehmen her. Wir fordern die Einführung des Rahmentarifvertrags für IT-Dienstleistungen, damit wir bei Entgelt, Arbeitsbedingungen und vor allem bei der Arbeitszeit wieder wettbewerbsfähig werden."
Darüber hinaus gibt es weitere Herausforderungen wie eine Arbeitszeitabsenkung von der aktuell 40-Stunden-Woche, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Rückkehr von mobiler Arbeit zur Büroarbeit, die für zusätzlichen Unmut sorgen. Während viele andere Rolls-Royce-Standorte bereits tarifiert sind, ist der Berliner Standort noch nicht an einen Tarifvertrag gebunden, was für viele Beschäftigte ein zusätzliches Ärgernis darstellt.
Eva, Mitglied der IG Metall-Tarifkommission: "Eine unserer Kernforderungen ist das Tarifliche Zusatzgeld, mit der Möglichkeit, das Geld in bis zu acht freie Tage umzuwandeln. Wir fordern diese Flexibilität für unseren Standort, die beispielsweise für unsere Kolleginnen und Kollegen in Friedrichshafen selbstverständlich gilt. Insbesondere für Eltern und für Kolleginnen und Kollegen, die ihre Verwandten pflegen, ist diese Flexibilität häufig der Unterschied, den sie brauchen, um sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden."
Einige Kolleginnen und Kollegen haben bereits in tarifgebundenen Unternehmen gearbeitet und möchten diese fairen Arbeitsbedingungen auch in Berlin einführen. Die Mehrheit der Beschäftigten steht daher hinter der Einführung eines Tarifvertrags und sieht ihn als wichtigen Schritt für bessere Arbeitsbedingungen.
"In meiner Arbeit als Gewerkschaftssekretärin bei der ich mit Beschäftigten aus der IT-Branche zusammenarbeite, beobachte ich, dass trotz der „neuen Arbeitswelt“, die geprägt ist von Digitalisierung und Globalisierung, die Bedürfnisse von Arbeitnehmer:innen dieselben bleiben: Transparenz, Gerechtigkeit, Mitbestimmung - diese Werte vereint der Tarifvertrag. Arbeitgeber versuchen das häufig als schlechte Arbeitskultur oder Leistungsverlust abzuwerten, dabei kämpfen die Arbeitnehmer:innen doch gerade dafür, dass sie in ihrem Unternehmen bleiben können und dass sich Arbeitsklima und das Endprodukt verbessert. Viele Fachkräfte könnten es sich auch einfach machen und gehen, weil der Jobmarkt für sie gut steht", so Sabrina Lamers, zuständige Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Berlin.
Tarifbindung als Ziel
Seit 2024 hat sich die Bewegung innerhalb der Belegschaft verstärkt. Die IG Metall und ihre Mitglieder im Betriebsrat setzen sich aktiv für bessere Arbeitsbedingungen und eine verbindliche Tarifbindung ein. Es wird mit Spannung auf die kommenden Tarifverhandlungen im Frühjahr 2025 geblickt. Neben der Einführung eines transparenten und gerechten Entgeltsystem über den Rahmentarifvertrag IT-Dienstleistungen fordern die Beschäftigten bei Rolls-Royce Solutions:
Die Einführung des Tariflichen Zusatzgeldes mit der Möglichkeit, die Sonderzahlung in bis zu 8 freie Tage umzuwandeln
Verbesserte Bedingungen für die Beantragung von Mobiler Arbeit
Möglichkeiten der Mobilen Arbeit aus dem Ausland.
Eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis Dezember 2029
Nelson Murandu, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der IG Metall-Tarifkommission, äußert sich dazu: "Wir sind überzeugt, dass wir uns in einer zukunftsweisenden Branche befinden, die langfristige Perspektiven für alle Beteiligten bietet. Unser Geschäftsbereich gehört zu den wichtigsten Bereichen im Unternehmen. Deshalb erwarten wir vom Management, dass es uns die notwendigen Zusicherungen gibt, damit wir unsere Arbeit weiterhin erfolgreich von diesem Standort aus fortführen können. Das gibt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit, ihre Zukunft in Berlin zu planen."
Betriebsversammlung am 18. März: Die Mehrheit fordert einen Tarifvertrag
Am 18. März wird eine Betriebsversammlung stattfinden, bei der eine Petition übergeben wird. Diese Petition wird den klaren Wunsch der Mehrheit der Belegschaft nach einem Tarifvertrag mit den geforderten Konditionen zum Ausdruck bringen. Die Beschäftigten signalisieren damit deutlich, dass sie hinter der IG Metall stehen und bereit sind, den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen. Sollte keine Annäherung erfolgen, sind sie bereit, ihre Forderungen auch durch einen möglichen Warnstreik zu untermauern, um bessere Entgelt- und Arbeitsbedingungen zu erzielen.