18.01.2023 | Endlich ist es soweit: Ab sofort arbeiten die Beschäftigten bei Bosch in Ost-Berlin 37 Stunden pro Woche. Anfang 2025 werden sie dann auch 35 Stunden pro Woche arbeiten: Weniger Arbeit, gleiches Geld. Im Interview berichtet der Betriebsratsvorsitzende David Pfeiffer vom Ergebnis und dem Weg dahin.
David, wie sieht das Ergebnis genau aus?
Wir haben die Einführung der 35-Stunden-Woche in drei schnellen Schritten: 2023, 2024, 2025 vereinbart. Die Belegschaft wird sich an den Kosten in Höhe von insgesamt 1,1 Monatsgehältern über die nächsten sechs Jahre beteiligen. Zusätzlich haben wir vereinbart, in den nächsten Jahren zu prüfen, inwieweit organisatorische Maßnahmen für die Beschäftigten positiv auf die Kompensation angerechnet werden können.
Wie lange haben die Verhandlungen gedauert? War es einfach?
Nach dem Tarifabschluss 2021 sind wir direkt auf unseren Arbeitgeber zugegangen und haben diesen zu Verhandlungen zur Einführung der 35-Stunden-Woche aufgefordert. Anschließend haben wir nicht mehr lockergelassen.
Anfangs wollte der Arbeitgeber nicht mit uns verhandeln und hat versucht, das Thema auf die lange Bank zu schieben. Mit Durchhaltevermögen und Unterstützung der IG Metall konnten wir die Verhandlungen dann aber Anfang 2022 beginnen.
Habt Ihr Unterstützung aus dem Westen erfahren? Was hat Euch geholfen?
Unsere Betriebsratskolleginnen und -kollegen aus den älteren Bundesländern haben uns auf der Betriebsrätekonferenz im letzten Jahr in der Kommunikation gegenüber der Geschäftsführung maximal unterstützt und uns solidarisch zur Seite gestanden.
Sehr geholfen hat uns auch, dass wir auf fast allen Betriebsversammlungen im Bundesgebiet den Belegschaften über unsere Arbeitsbedingungen, die Unterschiede in der Arbeitszeit und zu den Verhandlungen zur 35-Stunden-Woche berichten konnten.
Der Einsatz der Gesamtbetriebsrastvorsitzenden in der Bosch-Konzernzentrale hat schlussendlich den Arbeitgeber dazu bewegt, die Verhandlungen mit uns aufzunehmen.
Wie kommt das Ergebnis bei Deinen Kolleginnen und Kollegen an?
Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen freuen sich sehr über die Absenkungen der Stunden, für mehr Zeit mit Familie und Freunden. Auch die - in diesem Zusammenhang erhöhte - 40-Stunden-Quote, kommt bei vielen gut an.
Die älteren Beschäftigten finden es gut, dass wir vereinbart haben, die Kompensation im Jahr des Renteneintritts auszusetzen. So profitiert auch diese Beschäftigtengruppe von der Einführung der 35-Stunden-Woche, ohne übermäßig zu kompensieren.
Das Interview führte Andrea Weingart