Betriebsrätin in Berlin - Eine von uns

Heute: Ute Hass, Mercedes Benz Werk Marienfelde

27.04.2014 | Ute Hass, 57 Jahre, arbeitet seit 1976 im Mercedes Benz Werk Marienfelde. Als ausgebildete Industriekauffrau hat Ute vor der Freistellung im Rechnungswesen gearbeitet. Nach einer aktiven Zeit als Vertrauensfrau wurde ich 1984 in den Betriebsrat gewählt.

1990 wurde ich freigestellt und ein Jahr später zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Seit 2002 bin ich Betriebsratsvorsitzende und wurde in diesem Jahr erneut bestätigt.

Warum bist Du Betriebsrätin geworden?

In meiner Zeit als Vertrauensfrau habe ich sehr intensiv erlebt, dass eine gute und erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit im Betrieb notwendig ist, aber auch, dass es parallel einen aktiven und starken Betriebsrat geben muss, der sich um die Belange der Kolleginnen und Kollegen kümmert und der auch qualifiziert und stark ist, um sich gegenüber dem Arbeitgeber durchsetzen zu können.

Gibt es ein Thema, das Dich besonders bewegt? Für das Du Dich besonders engagierst?

Das Thema Arbeitszeitgestaltung war und ist für mich ein Thema, was mich sehr interessiert. Vor allem die Frage: Wie können wir für die Kolleginnen und Kollegen Rahmenbedingungen schaffen, die es allen ermöglichen, den Beruf und das Privatleben zu vereinbaren. Das geht weit über das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinaus. Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabenstellung, insbesondere in einem Produktionsbetrieb, wo die meisten Kolleginnen und Kollegen in drei Schichten arbeiten. Auch die Arbeitgeber müssen sich intensiv Gedanken darüber machen, wie sie junge, gut ausgebildete Menschen für sich gewinnen wollen. Vereinbarkeit spielt meiner Erfahrung nach eine immer größere Rolle sowohl für Frauen als auch für Männer. Das zeigen auch die Ergebnisse unserer IG Metall-Beschäftigtenbefragung.

Ein weiteres Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist Chancengleichheit und Frauenförderung. Wir haben seit 15 Jahren ein Frauennetzwerk auf Gesamtbetriebsratsebene, mit dem wir eine Reihe von Betriebsvereinbarungen zu Frauenförderung, Teilzeit, Familienzeit, Pflegezeiten, Betriebskindergarten und mobilem Arbeiten abschließen konnten.

Was gefällt Dir an der Betriebsratsarbeit am besten?

Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit im Betriebsrat eine der interessantesten Aufgaben im Unternehmen ist. Als Betriebsrat bearbeiten wir das gesamte Spektrum an Themen im Unternehmen. Von der persönlichen Betreuung von Kolleginnen und Kollegen über die Möglichkeit kollektive Vereinbarungen abschließen zu können, die über die tarifvertraglichen Regelungen hinausgehen, bis hin zu Standortsicherungsvereinbarungen, die Beschäftigungssicherung für die Kolleginnen und Kollegen bedeuten. Das setzt einen intensiven Diskussionsprozess mit den Betriebsräten und mit den Vertrauensleuten voraus. Dieser Prozess ist zwar oft anstrengend, aber er stärkt uns und unsere Durchsetzungskraft gegenüber dem Arbeitgeber.

Was würdest Du gerne ändern?

Ich würde gerne die Unternehmenskultur ändern. Meiner Meinung nach haben konservative Denkweisen und überholte Rollenbilder in einem modernen, aufgeschlossenen und erfolgreichen Unternehmen keinen Platz mehr. Davon bin ich fest überzeugt. Kolleginnen und Kollegen dürfen keine reinen Kostenfaktoren sein, sondern Menschen, die gefragt werden und gefragt sind, um das Unternehmen ständig weiter zu entwickeln. Ich wünsche mir, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht kurzfristige Renditeziele des Unternehmens. Nur so kann ein Unternehmen dauerhaft erfolgreich sein.

Wie erlebst du die IG Metall? Welche Unterstützung erfährst du?

Ich erlebe die IG Metall als starke und kompetente Gewerkschaft, die nicht nur Befragungen durchführt, sondern die Ergebnisse auch wirklich ernst nimmt und in ihre Themen und Positionen integriert. Die IG Metall ist für mich ein starker Partner in Sachen Qualifizierung, Innovation und persönlicher Weiterentwicklung.

 

 

Von: aw

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