500 Beschäftigte fordern Tarifvertrag vor Berliner Konzernzentrale

IAV: Strategisch klug geht anders

13.04.2018 | Knapp 500 Beschäftigte von allen Standorten der Ingenieursgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) demonstrierten am Freitag, den 13. April 2018 vor der Zentrale in Berlin. Sie fordern eine Tariferhöhung und eine Geschäftsführung, die ihre Belegschaft wertschätzt, statt sie spalten zu wollen.

IAV-Beschäftigte fordern Tariferhöhung. Foto: Christian v. Polentz/transitfoto.de

Würstchen gab es und Kaffee und eine glasklare Botschaft an die Geschäftsführung der IAV. „Ich verstehe überhaupt nicht, was das Management veranstaltet“ sagte Hartwig Erb, Bevollmächtigter der IG Metall in Wolfsburg. „Wir jedenfalls werden nicht von unserer Linie abweichen und wir werden ganz sicherlich nicht beim Premiumanbieter IAV zulassen, dass dieser Billigheimer-Entgelte einführt.“

Darum geht es: Die Geschäftsführung will eine „Tariftabelle Zukunft“ einführen und ohne deren Zustimmung durch die IG Metall-Tarifkommission nicht über ausstehende Entgelterhöhungen verhandeln. Hinter der Tariftabelle versteckt sich der Versuch, die Einstiegsgehälter für künftige Fachkräfte und insgesamt das Entgeltsystem in den unteren Entgeltgruppen abzusenken. Dabei muss man wissen, dass viele angehenden Ingenieure und Ingenieurinnen bereits während des Studiums bei IAV arbeiten. Wenn sie dann als fertige Fachkräfte bei IAV beginnen, sind sie keineswegs Neueinsteiger, sondern gut eingearbeitet, kennen die IAV-Kultur und verstehen sehr viel von der Materie.

Sie vor den Kopf zu stoßen, zeugt nicht gerade von einer klugen Strategie seitens der Geschäftsführung. „Erst vor drei Tagen hat Mercedes Lab direkt vor der IAV-Zentrale junge, attraktive Werberinnen aufgefahren, die Ingenieure von der IAV abwerben wollten. Die IAV-Geschäftsführung spielt ihnen bestens in die Karten“, sagte Lutz Seele, Betriebsratsvorsitzender bei IAV Berlin.

Hierin liegt auch für Johannes Katzan, Verhandlungsführer der IG Metall aus Hannover, der Denkfehler der Geschäftsführung. „Wer um die besten jungen Köpfe konkurrieren will, der kann mit absinkenden Einstiegsgehältern nicht punkten.“ Gerade diese Köpfe können sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Und wer geht zu einem Arbeitgeber, der bewusst Unfrieden in die Belegschaft hineinträgt, sich Premiumanbieter schimpft und dann einen auf billig macht? „Gerade Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten viel in Teams. Solche Teams aber funktionieren nicht, wenn die Kreativen für gleiche Arbeit deutlich unterschiedliche Entgelte bekommen“, sagte Mark Becker, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der IAF Gifhorn.

Die Belegschaft jedenfalls will, dass die Geschäftsführung endlich die Tariferhöhung übernimmt wie sie in der Metall- und Elektroindustrie seit bald zwei Monaten ausgehandelt wurde. Und sie will, dass der Arbeitgeber von seinem die Zukunft der IAV gefährdenden Plänen einer Zweiklassengesellschaft bei den Entgelten lässt.

 

Von: ab

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