IG Metall & Fridays for future

"Ich esse in diesem Jahr kein Fleisch“

22.10.2019 | Die drei Ortsjugendausschussmitglieder Franziska Müller, Jakob Heidenreich und Elio Bier erläutern im Interview, was sie über Fridays for Future und zukunftsfähige Arbeitsplätze denken – und wie sie den Planeten vor Überhitzung schützen wollen.

OJA-Mitglieder Jakob Heidenreich und Franziska Müller...

... sowie Elio Bier

Was denkt Ihr über die Fridays for Future-Demos?
Franziska: Ich war persönlich noch nicht da, finde es aber sehr inspirierend, wenn so viele junge Menschen sich politisch engagieren und dafür einstehen.

Jakob: Das sind unglaublich wichtige Forderungen und auch wir als IG Metall sollten uns besser jetzt als später um das Klima kümmern.

Elio: Weil es eine politische und keine tarifliche Forderung ist, kann ich während der Arbeitszeit leider nicht zu den Demos gehen. Ich finde es unsinnig, dass ich zwar für bessere Tarifbedingungen, aber nicht fürs Klima demonstrieren darf. Ohne ein gutes Klima habe ich später vielleicht auch keinen Arbeitsplatz mehr.

Ihr findet die Argumente also richtig?
Jakob: Sehr. Leider habe ich das Gefühl, dass wir als Menschheit noch nicht verstanden haben, dass wir ohne ein gutes Klima nicht überlebensfähig sind.

Franziska: Ja. Die Argumente beruhen ja auf wissenschaftlichen Fakten, die Fakten wiegen schwer. Dem müssen wir Gehör schenken. Also erheben wir jetzt eine CO2-Steuer von 180 Euro pro Tonne CO2, um den Schaden für kommende Generationen zu begrenzen? So fordert es Fridays for Future.

Elio: Genauso wenig, wie ich Atomenergie ohne die Endlagerung denken kann, kann ich Kohlestrom ohne die Kosten der Treibhausemission denken. Daher: Ein klares Ja zur CO2-Steuer. Wie hoch die exakt sein muss, kann ich nicht beantworten.

Franziska: Aus IG Metall-Sicht ist das schwierig zu beantworten. Wir dürfen auf keinen Fall weiterhin so viel Ressourcen verbrauchen wie heute und so tun, als wenn wir fünf Erden zur Verfügung hätten. Aber alles, was mit Klima und Umweltschutz zu tun hat, muss sozial verträglich bleiben.

In Berlin arbeiten viele tausend Metallerinnen und Metaller in der Autoindustrie. Wenn wir CO2 zu hoch besteuern, könnten deren Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
Jakob: Niemand soll seinen Arbeitsplatz verlieren. Alle, die in Zukunft betroffen sein könnten, müssen für neue Berufsfelder geschult werden. Wir müssen aber auch neue Wege denken: Grundeinkommen und alternative Entlohnungsformen. Wenn Maschinen Arbeit ersetzen, könnten alle bei gleichem Geld weniger arbeiten, statt die Hälfte der Belegschaft zu entlassen.

Franziska: Wir können die Autoindustrie zukunftsfähig aufstellen, indem wir Alternativen zum Verbrennungsmotor nach vorne stellen und die Beschäftigten in diese Zukunft mitnehmen.

Elio: Wir müssen die Wirtschaft umbauen, es geht nicht anders. Wenn wir die Wirtschaft nicht grundlegend ändern, ist der Planet im Eimer. Dann haben wir auch keine Möglichkeit mehr, überhaupt noch zu arbeiten. Wir müssen weg von der Idee des permanenten Wachstums. Wir brauchen mehr Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien.

Leben wir auf Kosten der kommenden Generation, also Eurer Kinder und Enkelkinder?

Franziska: Ja. Deswegen machen wir ja auch als IG Metall mit unserem bundesweiten #Fairwandel-Aktionstag am 29. Juni in Berlin darauf aufmerksam, dass alle mitmachen, sich auf den Weg und sich auch ändern müssen.

Elio: Ich beschäftige mich derzeit damit, Kinder zu kriegen oder nicht. Ich fliege nicht mehr, ich esse in diesem Jahr kein Fleisch und solange ich es nicht brauche, nehme ich auch kein Auto. Das ist in einer Großstadt wie Berlin kein Problem, solange man nicht schwerbehindert ist oder etwas transportieren muss.

Jakob: Wir müssen als IG Metall noch mehr mit den Kollegen in den Betrieben diskutieren. Wenn wir alle auf den Weg mitnehmen, schaffen wir eine gute Zukunft. Wenn wir das Klimathema jetzt nicht richtig anpacken, sieht es düster aus.

Drei Berliner OJA-Mitglieder
Franziska Müller (26 Jahre) arbeitet bei der IG Metall Berlin, studiert Verwaltungswissenschaften und Politik und ist seit 2016 Mitglied des Ortsjugendausschusses (OJA). Der Politik-Student Jakob Heidenreich (21) engagiert sich in zahlreichen Funktionen in der IG Metall, unter anderem in der Jugendbildung und im Leitungskomitee des OJA Berlin. Elio Bier (23) ist Elektroniker und arbeitet als Dual-Studierender bei Stadler in Pankow.

 

Von: Jörn Breiholz

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