Neuer Standortsicherungstarifvertrag

IG Metall sichert Arbeitsplätze und Investitionen bei P&G Gillette

21.09.2018 | Mit einem Standortsicherungstarifvertrag sichert die IG Metall die Arbeitsplätze bis 2022, der Konzern investiert zusätzliche 40 Millionen Euro in den Berliner Standort. Im Gegenzug verlagert Gillette die Produktion von Mach3 ins polnische Schwesterwerk.

Lars Papenbrock, Betriebsratsvorsitzender bei P&G Gillette: "Erforderlich ist jetzt, dass Berlin seine technologische Vorreiterrolle deutlich, zügig und nachhaltig ausbaut"

Birgit Dietze, Verhandlungsführerin der IG Metall: "im Ergebnis ein fairer Vertrag und eine solide Beschäftigungsgrundlage bis mindestens Mitte 2022"

Erleichterung bei den Beschäftigten von Gillette in Berlin: Der neue Standortsicherungs-tarifvertrag für Procter & Gamble in Tempelhof sichert die Beschäftigung und stellt Zukunftsinvestitionen sicher. Den Aufschlag für die Auseinandersetzung machte die Geschäftsführung mit ihrer Ankündigung im Frühjahr, die Produktion von Mach3 und später auch Venus ins polnische Schwesterwerk verlagern zu wollen – und das, obwohl der geltende Standortsicherungstarifvertrag ungekündigt war und die Belegschaft seit 2015 Beiträge für Investitionen in den Standort geleistet hatte. Viele im Werk empfanden das als blanke Provokation. Sie hatten Sorge um ihre Jobs, akut wie mittelfristig.

Die Tarifverhandlungen waren daher entsprechend anstrengend, intensiv, lang und zäh. Ergebnis ist, dass die Produktion der Mach3-Rasierer nach Polen verlagert wird. Dafür erhalten die Mitarbeiter zum Jahresende eine Einmalzahlung im höheren vierstelligen Bereich – quasi zurück. Zudem konnte die IG Metall festschreiben, dass die Produkte Fusion, Mach3Starter, Venus und ab Januar das neue Konzernprodukt in Berlin produziert werden. Gleiches gilt für die Klingen, die außer in Berlin weltweit nur noch in Boston hergestellt werden. Der Konzern investiert über 40 Millionen Euro neu ins Berliner Werk.

Den heute mehr als 800 Beschäftigten garantiert der neue Tarifvertrag den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Juni 2022. Wer freiwillig das Unternehmen verlassen will, dem stehen Abfindungspakete oder Altersteilzeit zur Verfügung. Jährlich werden 10 neue Auszubildende eingestellt und die IG Metall konnte eine 10%ige Befristungsquote festschreiben. Leiharbeit gibt es am Standort nicht.

Birgit Dietze hat die Verhandlungen für die IG Metall geführt. Sie sagt: „Auch wenn wir die Verlagerung nicht verhindern konnten, ist das im Ergebnis ein fairer Vertrag und eine solide Beschäftigungsgrundlage bis mindestens Mitte 2022. Die anstehende >Made in Germany<-Strategie verspricht die Wertschätzung der qualitativ hochwertigen Arbeit am Berliner Standort. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen ganz außerordentlich für die kraftvolle und solidarische Unterstützung des Verhandlungsteams vom ersten Tag an. Nur so konnte das gelingen.“

Der Betriebsratsvorsitzende Lars Papenbrock betont, dass die Verhandlungen intensiv und wirklich anstrengend waren: „Erforderlich ist jetzt, dass Berlin seine technologische Vorreiterrolle deutlich, zügig und nachhaltig ausbaut. Dazu gehört, dass die Belegschaft sich beteiligt, aber in erster Linie auch, dass das Management hierfür alle erforderlichen Anstrengungen unternimmt und die Strategie in der Umsetzung vorantreibt.“

 

Von: bd

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