metallzeitung Oktober 2014

Interview mit Regina Katerndahl

29.09.2014 | Berlin - Am 16. September 2014 wurde Regina Katerndahl zur Zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Berlin gewählt. Seit Februar 2013 arbeitet Regina Katerndahl als Gewerkschaftssekretärin in der Verwaltungsstelle Berlin. Sie arbeitet mit den Siemens-Betrieben in Berlin und mit Osram zusammen und ist Mitglied im bundesweiten Siemens-Team.

Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de

In ihrem Aufgabenbereich liegen auch die Themen Gleichstellung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Industriepolitik. Seit Februar 2013 ist sie ehrenamtliche Arbeitsrichterin.

Wie waren die ersten eineinhalb Jahre in der Berliner IG Metall?

Regina: Die Tarifrunde 2013, das Siemens „Effizienzprogramm 2014“ und die Betriebsratswahlen 2014 waren wichtige Themen für den Einstieg, der Dank den Kolleginnen und Kollegen in den Siemens-Betrieben und bei Osram für mich leicht gemacht wurde. Dafür bin ich allen sehr dankbar. Wie unterschiedlich die betrieblichen Ausgangsbedingungen für Vertrauensleute und Betriebsräte sind, habe ich beispielsweise bei den Regelungen innerhalb der Siemens AG  zur Schichtarbeit erfahren. Im Team der Verwaltungsstelle fühle ich mich sehr gut. Auch hier erfahre ich ein gutes Miteinander und wenn Fragen auftauchen, gibt es immer kompetente Antworten und Unterstützung im Team.

Was macht Gewerkschaftsarbeit aus?

Gute gewerkschaftliche Arbeit unterstützt sinnvoll, damit wir gemeinsam die Arbeitsbedingungen verbessern  können. Es lohnt sich, gemeinsam Ziele zu formulieren. Und es lohnt sich,  Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen, für die gemeinsamen Ziele zu streiten. Sei es bei Themen wie Festanstellung, Leiharbeit, Schichtarbeit oder für Azubis und ältere Kollegen gute Regelungen zu erreichen.

Was bringst Du mit – auch für die neue Aufgabe in der IG Metall Berlin?

Ich habe im Laufe meines beruflichen Lebens immer wieder Projekte konzipiert und erfolgreich umgesetzt. Das ist für mich eine Freude: Menschen zu motivieren, mitzumachen um gemeinsam und im Zeitlimit die Ziele zu erreichen, die Freude zu teilen, wenn sie erreicht werden.  

Was treibt Dich an?

Im Kern geht es immer darum: Wie kann ich Kolleginnen und Kollegen gut unterstützen, damit sie sich selbst für ihre Ziele einsetzen. Im Betrieb setzen sich die Betriebsräte und Vertrauensleute für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen ein, sei es bei Umsetzungen, Eingruppierungen; die Palette in der betrieblichen Auseinandersetzung ist sehr breit . Es geht beispielsweise darum, mit Beschäftigten nach neuen Perspektiven zu suchen; Meine  Aufgabe verstehe ich so: die Beschäftigten darin zu unterstützen, sich nicht mit den Aussagen der Geschäftsleitungen abzufinden, sie zu ermutigen, Fragen zu stellen, für die eigenen Interessen zu streiten und kämpfen. Darüber hinaus ist es oft wichtig, überbetriebliche Kontakte herzustellen, damit die einzelnen Standorte nicht gegeneinander ausgespielt werden können. Wichtig ist mir: immer wieder einen Perspektivwechsel für Betriebsräte und Vertrauensleute zu ermöglichen: Wo ist das gemeinsame Interesse über den Betrieb hinaus? Wie können wir über den Betrieb hinaus gemeinsam unsere Ziele erreichen? Ein gutes Beispiel hierfür ist die Tarifrunde.

Eins Deiner Themen ist die Gleichstellung. Was gibt es hier zu berichten?

Sehr erfolgreich ist unsere Seminarreihe „Frauen in Führungspositionen“. Diese Seminarreihe werden wir im Herbst 2014 fortsetzen. Die Kolleginnen schätzen sehr, sich mit anderen IG Metallerinnen auszutauschen. Mein Ziel ist, ein gutes Netzwerk, indem Erfahrungen weitergegeben werden, kurze „Drähte“ genutzt werden, weiter aufzubauen. So können wir die Themen gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, Vereinbarkeit von  Arbeit und Leben besser voran treiben.

Wir haben im März 2014 einen sehr erfolgreichen Tango-Workshop durchgeführt. Die teilnehmenden Frauen waren begeistert. "Tango Tanzen – das heißt lauschen und zuhören, die eigene Position einnehmen, den Anderen klare Impulse zu geben und umfasst zu führen und zu folgen." Also alles Fähigkeiten, die wir als Vertrauensfrauen, Betriebsrätinnen und Funktionärinnen in unserem politischen Handeln anwenden, wenn wir in den Betrieben den Kolleginnen und Kollegen zur Seite stehen.

Industrie- und Strukturpolitik gehört zu den Themen als Zweite Bevollmächtigte. Was reizt Dich daran?

Eine Stadt wie Berlin braucht eine gute Industrie- und Strukturpolitik. Als Gewerkschaft haben wir sinnvolle Ideen und Ansätze, diese auf den Weg zu bringen. Es geht darum, die Industriepolitik weiterhin im Fokus zu haben. Wir werden dieses Thema zukünftig in der Verwaltungsstelle anders aufteilen. Mein Fokus wird dabei insbesondere auf der Aus- und Weiterbildung sowie Fachkräftequalifizierung liegen. Nur mit breit qualifizierten Menschen in den Berufen der Metall- und Elektroindustrie sowie der IT-Branche kann in Berlin die Industrie- und Strukturpolitik weiterentwickelt werden.

Regina Katerndahl - Berufliche Stationen vor der IG Metall Berlin

Ende der 80er-Jahre hat die Diplom-Politologin als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Projekten zur Humanisierung der Arbeitswelt für die IG Metall gearbeitet. Innerhalb der Treuhandanstalt hat Regina Katerndahl 1993/1994 einen Betriebsräteberatungsfonds aufgebaut. 1995 bis 2001 war sie Projektleiterin, Beraterin und Trainerin bei ISA Consult in Berlin. Die Beratung von Betriebsräten und  Beratungen in den Neuen Bundesländern an der Schnittstelle von Betrieb und Politik waren in dieser Zeit ihre Themenschwerpunkte. 

2001 bis 2013 arbeitete sie bei der Deutschen Rentenversicherung Bund in verschiedenen Abteilungen. Stationen waren u.a. die  Stabsstelle zur Personalentwicklung, das Dezernat für die Personalplanung und -gewinnung sowie die organisatorische Zusammenführung von zwei Beratungsstellen. Für Regina Katerndahl schließt sich mit dem Wiedereinstieg bei der  IG Metall ein Kreis. Immer war eine Frage in ihrem Arbeitsleben wichtig: Wie beteilige ich Menschen,  wie unterstütze ich sie bestmöglich und wie lassen sich daraus politische Prozesse organisieren?

In den Projekten der IG Metall zur Humanisierung der Arbeit und in der gewerkschaftsnahen Beratungsfirma hat sie Veränderungsprozesse angestoßen und begleitet. Der Wechsel in die Deutsche Rentenversicherung Bund bot ihr die Möglichkeit, Veränderungsprozesse innerhalb dieser großen Organisation zu erleben. Mit dem Wiedereinstieg  in die IG Metall kann sie ihr Wissen und die vielfältigen Erfahrungen gut einsetzen.

Von: aw

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