Transformationsatlas und Kompetenz-Kompass

Jörg Hofmann: Betriebe für Transformation nicht gerüstet

03.05.2019 | Transformation und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt. Welche Kompetenzen werden aber im Wandel benötigt und wie vermittelt man diese? Diese Fragen interessieren Bundesarbeitsministerium und IG Metall gleichermaßen. Am 30.4. haben der Bundesarbeitsminister und der Erste Vorsitzende der IG Metall Ziele und Erkenntnisse formuliert.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)

Jörg Hofmann

Von links: Siemens-Vorstandsmitglied Janina Kugel, Jörg Hofmann und Hubertus Heil, vierter von links.

Günter Augustat, Sprecher der Berliner Siemens-Betriebsratsvorsitzenden

„Viele Betriebe sind für die Transformation nicht einmal ansatzweise gerüstet“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall am 30. April 2019 im Dynamowerk. Dieses erste vorläufige Ergebnis des Transformationsatlas der IG Metall präsentierte Hofmann auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil. Dessen Ministerium will zusammen mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) einen Kompetenz-Kompass erstellen. Beide Initiativen zielen darauf ab, die künftig nachgefragten Kompetenzen zu identifizieren, um Orientierung für die künftige Weiterbildung geben zu können.

Ihre Projekte und erste Ergebnisse stellten beide auf der Veranstaltung „Strukturwandel in der Praxis: Kompetenzentwicklung in der digitalen Transformation“ vor. Ort der Veranstaltung war das Berliner Dynamowerk und sein Entrepreneur Campus A32. Eine gute Wahl. „Der Industrie- und Wissenschaftscampus Berlin, den Betriebsräte, die IG Metall und Experten angeschoben haben, ist ein Baustein der Transformation der Siemensstadt, indem Industrie, Startups, Wissenschaft und Forschung zusammenarbeiten werden“, sagte Günter Augustat, Sprecher der Berliner Betriebsratsvorsitzenden der Siemens-Standorte zu Beginn der Veranstaltung. Für dieses Zusammenwirken und die so realisierte eine industrienahe Forschung im Siemens-Campus, betonte Augustat, brauchen Unternehmen und Beschäftigte jedoch auch das entsprechend Handwerkszeug, um die Transformation zu meistern.

Weiterbildung ist die zentrale Antwort
„Wenn wir wollen, dass die Beschäftigten von heute auch die digitale Arbeit von morgen machen können, ist Weiterbildung die zentrale Antwort. Um zu wissen, in welche Richtung Weiterbildung und Qualifizierung führen sollen, müssen wir aber wissen, wie die Arbeit von morgen aussieht und welche Kompetenzen gefragt sind. Wir brauchen einen Kompass für die digitale Arbeitswelt“, sagte Hubertus Heil.

Ein digitaler Kompass ist ein Schritt. Darüber hinaus ist eine aktive Arbeitsmarktpolitik notwendig. Fallen zum Beispiel bei VW mit seiner E-Strategie oder bei Zulieferer-Betrieb Bosch an seinen Dieselstandorten Arbeitsplätze weg, braucht es Instrumente, die verhindern, dass zahlreiche Menschen arbeitslos werden. Da sieht die IG Metall in erster Linie die Unternehmen in der Pflicht. „Die Unternehmen müssen dringend strategischer planen - beim Personal und bei ihren Produkten“, sagte Jörg Hofmann. „Aber es wird auch einer aktiven Arbeitsmarktpolitik bedürfen. Hier sind auch neue Instrumente gefordert, wie ein Transformationskurzarbeitergeld.“

Transformations-Kurzarbeitergeld
Das Transformations-Kurzarbeitergeld funktioniert so: Ein Betrieb steht vor einem Umbauprozess. Die Produktion sinkt. Der Umbau braucht Zeit und es kommt zunächst zu Arbeitsausfall. Auf die Beschäftigten kommen neue und veränderte Anforderungen und Tätigkeiten zu.

In solchen Lagen soll das Transformations-KuG eine Brücke bauen. Es verhindert Entlassungen und minimiert die Entgeltverluste der Beschäftigten während des Arbeitsausfalls. Außerdem soll die Kurzarbeit mit Qualifizierung verbunden werden. Unternehmen und Betriebsräte entscheiden gemeinsam, welche Fortbildung am sinnvollsten ist. Nach dem Transformationsprozess können die Beschäftigten mit neuen Fertigkeiten weiterbeschäftigt werden.

Gute Erfahrungen mit Kurzarbeitergeld
In der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 hat Deutschland gute Erfahrungen mit Kurzarbeit gemacht. Verbunden mit Qualifikation hat sie Beschäftigung stabilisiert und größere Verwerfungen am Arbeitsmarkt verhindert. Die bevorstehende Transformation der Wirtschaft ist eine vergleichbare Herausforderung. Das Transformations-KuG hilft, sie zu bewältigen.

Finanziert werden soll das Transformations-KuG aus dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit. Diese Investition lohnt sich: Es ist sozialer und wirtschaftlicher, Beschäftigte in Arbeit zu halten und für neue Tätigkeitsfelder zu qualifizieren, als sie in die Arbeitslosigkeit zu entlassen.

 

Von: rk

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