MAN Energy Solutions (MAN ES)

Kahlschlag statt Zukunft: Vorstand will Berlin rasieren

22.07.2020 | „Hier und jetzt für die Zukunft“ heißt es auf der Webseite von MAN Energy Solutions. Mit der Zukunft ist es nicht mehr weit her, wenn man die am Mittwoch verkündeten Pläne des Vorstandes liest. Bis zu 3.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen, selbst Standorte könnten geschlossen werden. Berlin würden die Pläne hart treffen: knapp 200 von aktuell 429 Beschäftigten sollen gehen. Betriebsrat und IG Metall aber stellen sich quer.

Schon 2016 haben die Beschäftigten bei MAN erfolgreich für ihr Werk gekämpft.

Der Betriebsratsvorsitzende spricht 2016 vor der Belegschaft.

alle Fotos aus dem Jahr 2016 und von Christian von Polentz / transitfoto.de

Die VW-Tochter MAN ES hat auf Beschäftigtenversammlungen am heutigen Mittwoch ein umfangreiches Restrukturierungskonzept namens „Performance 2023“angekündigt, dem bis zu 3.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten, knapp 200 davon allein in Berlin. „Der Vorstand will unsere Verdichter- und Getriebemontage verlagern sowie Vertriebs- und Projektmanagement und Teile des Engineerings“, sagt René Marx, Berliner Betriebsratsvorsitzender bei MAN ES. „Das geht gar nicht. Wir sind in Berlin stark, weil wir Montage und Engineering am Standort haben und das muss so bleiben“, fügt er hinzu. Wie andere Betriebsrätinnen und Betriebsräte auch, fordert er, dass alle Standorte erhalten bleiben und es besonders für kleine Standorte ein zukunftsfähiges Konzept gibt.

Auch die IG Metall kritisiert die Pläne scharf: „Kosten zu sparen allein durch einen massiven Abbau von Beschäftigten, ist vollkommen inakzeptabel. Wir erwarten kluge Prozessstrategien des Unternehmens, die auf den vorhandenen Zukunftstechnologien basieren, um die Krise zu überwinden.“ sagte Birgit Dietze, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. Weil Volkswagen angekündigt hatte, neben der RENK AG auch MAN ES verkaufen zu wollen, stellt Michael Leppek, Unternehmensbeauftragter der IG Metall für MAN ES Bedingungen: „Wir unterstützen ein nachhaltiges Zukunftsprogramm für MAN Energy Solutions, erwarten aber Garantien für den Verbleib bei Volkswagen.“ Zu Zugeständnissen sind Betriebsräte und IG Metall nur bereit, wenn der Vorstand den überzogenen Personalabbau stoppt, keine Standorte schließt, betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, das vorhandene Know-how erhält und in die Zukunft investiert.

Zum Hintergrund: MAN ES beschäftigt rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehr als 120 Standorten weltweit. In Deutschland arbeiten aktuell 7.522 Beschäftigte. MAN produziert Gas- und Großdieselmotoren sowie Dampf- und Gasturbinen, Kompressoren und chemische Reaktoren. MAN investiert zudem in die Power-to-X-Technologie, mit deren Hilfe regenerativer Strom in synthetisches Gas transformiert oder in grünen Kraftstoff gewandelt werden kann. Diese Technologie ist für den Klimaschutz unabdingbar und ein Geschäftsmodell der Zukunft.

Von: Michael Netzhammer

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