Aktionstag der Beschäftigten in Frankfurt

Knorr-Bremse muss endlich sozial werden

08.11.2018 | Beschäftigte aus den drei Berliner Knorr-Bremse-Standorten werden am 10. November 2018 zusammen mit KB-Beschäftigten aus anderen Regionen gegen den Abbau von Arbeitsplätzen, für Tarifbindung und für eine Gewinnbeteiligung aus dem erfolgten Börsengang demonstrieren.

Berliner Beschäftigte wehren sich gegen das Gebaren ihres Arbeitgebers, zum Beispiel am 1. Mai 2017. KB PowerTech-Beschäftigte fordern einen Tarifvertrag.

Die Beschäftigten von Hasse & Wrede rufen KB-Eigentümer Heinz-Hermann Thiele zur Umkehr auf.

MIt ihren Aktionen erreichen die Beschäftigten von Hasse & Wrede, dass die Produktion nicht nach Tschechien verlagert wird. Geht doch, Herr Thiele. Alle Fotos: (c) Christian von Polentz/transitfoto

Rund 3,9 Milliarden Euro hat Heinz-Hermann Thiele mit dem Börsengang von Knorr-Bremse (KB) im Oktober 2018 erlöst. Das Geld floss direkt in seine Tasche und die seiner Familie. Ermöglicht haben diese Erlöse auch seine Beschäftigten, die an zahlreichen KB-Standorten seit vielen Jahren bis zu sieben Wochenstunden kostenlos arbeiten.

Wer Managern einen Bonus für den Börsengang zahlt, darf seine Arbeitnehmer, die die Werte erarbeitet haben, nicht ausschließen. Deshalb fordert die IG Metall und die Beschäftigten von KB eine Gleichbehandlung in Form eines Bonus oder einer Gewinnbeteiligung von 7.000 Euro. Das entspricht zwei durchschnittlichen Facharbeiter-Gehältern, was nicht im Ansatz der mehr geleisteten Arbeit entspräche. Es wäre jedoch eine Geste der Wertschätzung. Sie würde den Konzern rund 50 Millionen kosten, knapp 1,3 Prozent der erlösten 3,9 Milliarden Euro. Doch der Konzern stellt sich taub.

Das ist ein Grund, warum Beschäftigte von KB-Standorten am 10. November 2018 in Frankfurt vor der Börse einen Aktionstag veranstalten. Aus Berlin werden ebenfalls Beschäftigte der drei Standorte nach Frankfurt reisen. Neben einer Gewinnbeteiligung fordern sie von KB, dass das Unternehmen in die deutschen Standorte investiert, weder Standorte schließt noch massiv Arbeitsplätze abbaut. Außerdem müssen KB-Standorte tarifgebunden bleiben oder die Tarifbindung erneut eingehen.

KB PowerTech in Berlin- Tarifvertrag statt Angstkultur
Die Beschäftigten von Hasse & Wrede sowie Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge arbeiten seit vielen Jahren 42 Stunden ohne Lohnausgleich wie seit zwei Jahren übrigens auch viele Kolleginnen und Kollegen bei KB PowerTech. Bei KB PowerTech setzt die Geschäftsleitung die Beschäftigten nach wie vor unter Druck und verweigert ihnen einen Tarifvertrag. „Wir haben KB PowerTech einen Sanierungstarifvertrag angeboten, der im Fall einer wirtschaftlichen Schieflage auch vorsehen kann, dass die Beschäftigten 38 Stunden arbeiten. Doch Knorr-Bremse verweigert das Gespräch und setzt auf ihre berüchtigte Angst-Kultur“, sagt Klaus Abel. Sprich die Vorgesetzten setzen einzelne Beschäftigte unter Druck, allesamt IG Metall-Mitglieder, bei denen der alte gekündigte Tarifvertrag noch nachwirkt und die 35 Wochenstunden arbeiten.

Zukunftsvertrag in Wülfrath
So agiert das Skandalunternehmen auch bei KB Steering Systems in Wülfrath. Dort hatten die Kolleginnen und Kollegen auf Entgelte verzichtet im Gegenzug für eine Zukunftskonzept, das den Standort langfristig absichert. „Auf ein solches Konzept warten wir bereits seit 18 Monaten“, sagt Ahmet Yildiz, Betriebsratsvorsitzender in Wülfrath.

Wülfrath und Berlin sind Beispiele für ein unsoziales Verhalten, das bei KB System hat. Deshalb fahren Berliner und Wülfrather Beschäftigte zusammen mit Kolleginnen und Kollegen anderer KB-Standorte am 10. November vor der Börse anprangern und sich dort auch zu weiteren gemeinsamen Aktionen koordinieren.

„Das Unternehmen ist außerordentlich erfolgreich, weil seine Beschäftigten innovative Produkte und Prozesse entwickeln und ihr Können in den Dienst des Konzerns stellen“, sagt Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Deshalb ist es an der Zeit, dass der Konzern in die deutschen Standorte investiert und mit den Beschäftigten die Zukunft entwickelt.“ KB muss sich darüber hinaus wieder zur Tarifbindung bekennen, anstatt eine Atmosphäre der Angst-Kultur zu schaffen. Kurzum: Knorr-Bremse muss endlich sozial werden.

 

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