18.10.2024 | Am Freitagmorgen um 8.30 Uhr waren rund 150 Metallerinnen und Metaller aus Berlin und Brandenburg vor das Haus der Wirtschaft in Berlin gekommen, um vor der zweiten Tarifverhandlung in der Metall- und Elektroindustrie klar zu machen, dass sie fest zu ihren Forderungen stehen.
Philipp Singer, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Berlin betonte in seiner Rede, dass die Berliner Metallerinnen und Metaller gut vorbereitet sind auf Warnstreiks. Am Tag zuvor hatten die Arbeitgeber auch im Tarifgebiet Sachsen ein Angebot gemacht, mit 1,7 Prozent mehr Geld, aber erst ab Juli 2025, und weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 - für eine Laufzeit von 27 Monate von der IG Metall als "zu spät, zu lang, zu wenig" kommentiert wurde.
"Ich bin verdammt froh, dass so viele Kolleginnen und Kollegen aus allen Brandenburger Geschäftsstellen und auch aus vielen Berliner Betrieben zur verhandlungsbegleitenden Aktionen gekommen sind", sagte Philipp Singer vor dem Haus der Wirtschaft. "Es ist wichtig, ein deutliches Signal zu setzen die Arbeitgeber. Wir werden vermutlich das gleiche Angebot bekommen wie in den anderen Tarifgebieten. Das ändert nichts daran, dass wir jetzt schon hier unmissverständlich klar machen, dass wir gut aufgestellt sind für eine harte Warnstreikphase in dieser Tarifrunde. Die Arbeitgeber können sich warm anziehen. Mitglieder und Belegschaften sind bereit für harte Auseinandersetzungen, wenn es keine vernünftigen und verhandlungsfähigen Angebote gibt."
Metallerinnen und Metaller kamen beispielsweise aus den Berliner Betrieben Biotronik, Otis, Mercedes-Benz, Siemens-Gasturbinenwerk, Siemens-Energy, Innomotics, Thales, GE und Stadler, um ihre Forderungen vor Verhandlungsbeginn gegenüber den eintreffenden Arbeitgebern zu unterstützen.
Dirk Wüstenberg, Betriebsratsvorsitzender bei Otis ES, sagte: "Wir wollen 7 Prozent. Das Angebot der Arbeitgeber ist viel zu niedrig. Wir alle haben hohe Kosten zu tragen wie Mieterhöhungen und hohe Lebenshaltungskosten. Jetzt sollen auch noch die Krankenkassenbeiträge angehoben werden. Wir sollen das alles zahlen. Wir brauchen 7 Prozent, das ist ganz klar!"
Patrick Fuhrmann, Mitglied im Ortsjugendausschuss, war mit vielen jungen Metallerinnen und Metallern bei der Aktion, um die Forderung nach 170 Euro mehr zu unterstützen. "Die Kosten sind für alle exakt dieselben. Die Auszubildenden müssen dies mit ihrer Ausbildungsvergütung abfedern und können kaum ihr Leben und die hohen Mieten finanzieren."
Stefan Zimmermann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei BSH in Berlin, sagte am Rande der Aktion: "Ich bin heute hier, um die Forderung nach 7 Prozent und die 170 Euro mehr für die Auszubildenden zu unterstützen.
"Die Lebensmittelpreise sind immer noch so hoch, dass selbst Nudeln mit Pesto zum Luxusgut werden", sagte Karl Böhme, Mitglied im Ortsjugendausschuss Oranienburg, in seiner Rede. "Wo soll die Kaufkraft denn herkommen? Geld wächst ja nicht an Bäumen. Daher stehen wir hinter unserer Forderung in den sieben Bezirken der IG Metall mit Null Prozent Abweichung."
Die IG Metall hat das Arbeitgeber-Angebot in der zweiten Tarifverhandlung für die 100.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin-Brandenburg am Freitagvormittag zurückgewiesen. „Das ist deutlich zu wenig und würde für die Kolleginnen und Kollegen nicht einmal die Inflation ausgleichen“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Immerhin haben die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde erstmals ein Angebot für eine Entgeltsteigerung präsentiert. Das war ein erster, aber noch viel zu kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die Laufzeit ist zu lang, die Entgelterhöhung fällt zu niedrig aus und sie kommt zu spät. Die Beschäftigten können in dieser angespannten Situation nicht neun Monate auf mehr Geld warten. Für eine Lösung müssen die Arbeitgeber an diesen Hebeln ansetzen.“
Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Entgelt und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem will sie eine soziale Komponente für untere Einkommensgruppen erreichen und die Wahlmöglichkeiten Zeit statt Geld (T-ZUG-Tage) weiterentwickeln.
Der Arbeitgeberverband VME schlug neun Nullmonate vor, dann eine Entgelterhöhung um 1,7 Prozent zum 1. Juli 2025 und um 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026. Die Laufzeit soll laut VME 27 Monate betragen. Bei den Ausbildungsvergütungen signalisierten die Arbeitgeber Verhandlungsbereitschaft über eine überproportionale Erhöhung, allerdings ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Seinerseits verlangt der VME, die Möglichkeit für Einschnitte bei den Sonderzahlungen in Betrieben mit schwieriger wirtschaftlicher Lage zu erweitern und dauerhaft festzuschreiben.
IG Metall Bezirksleiter Dirk Schulze: „Die Kolleginnen und Kollegen haben heute vor der Verhandlung noch einmal sehr deutlich gemacht, dass ein Tarifergebnis ihre Ansprüche und Bedürfnisse berücksichtigen muss. Dafür brauchen wir einen Abschluss, der die Kaufkraft stärkt und damit auch der Konjunktur hilft. Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot ist ein Krisenverstärker. Es missachtet zudem die Lage der Beschäftigten. Wir begrüßen, dass nun auch die Arbeitgeber die viel zu niedrigen Ausbildungsvergütungen in der Metall- und Elektroindustrie stärker anheben wollen – leider ohne eine konkrete Zahl zu nennen.“