17.02.2025 | Bei MAN Energy Solutions bauen rund 360 Beschäftigte im Werk in Berlin-Tegel Großgetriebe für Mehrwellenkompressoren. Diese werden unter anderem für die CO2-Speicherung (CCS) und große Industriewärmepumpen eingesetzt. René Marx, Betriebsratsvorsitzender bei MAN ES und sein Stellvertreter Daniel Bagola berichten im Interview aus ihrer Arbeitswelt.
René, Du bist Betriebsratsvorsitzender, kannst Du bitte kurz erklären, was ihr bei MAN ES in Berlin macht?
Unser weltweites Portfolio hilft unseren Kunden, Emissionen zu reduzieren, Energie effizienter zu nutzen und umweltfreundliche Kraftstoffalternativen einzusetzen. In Berlin entwickeln, berechnen und konstruieren wir Mehrwellenkompressoren. In der Produktion fertigen wir unter anderem Großgetriebe für diese Kompressoren. Die Kompressoren verdichten Gase und können unter anderem für die CO2-Speicherung eingesetzt werden.
Wie ist die Lage bei Euch im Unternehmen?
René: Die Auftragslage bei MAN ES ist insgesamt sehr gut und das Jahr 2024 wird mit einem Rekord-Auftragseingang abgeschlossen. Es gibt allerdings einige Unterschiede: Bei unseren Kolleginnen und Kollegen in Deggendorf sieht die Lage nicht sehr gut aus. Die Investitionszurückhaltung der chemischen Industrie und der verzögerte Wasserstoffhochlauf belasten den Standort sehr.
Daniel: Auch am Berliner Standort gibt es einige wenige Auslastungsprobleme, da die Klimaschutzprojekte leider weltweit an Fahrt verloren haben. In Berlin bauen wir hauptsächlich Maschinen für die dringend notwendige CO2-Reduzierung und blicken daher in eine gute Zukunft. Wie schnell diese kommt, hängt auch vom politischen Willen in Deutschland, in Europa und weltweit ab.
Wie ist die Stimmung in Eurem Unternehmen?
René: Nach der Umstrukturierung 2020/ 2021 und dem großem Arbeitsplatzabbau wurden wieder etliche neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt, die Ausbildung wurde hochgefahren und zusätzlich wird in neue Maschinen investiert. Auch werden Sozialräume und Büros nach und nach modernisiert. Insgesamt ist die Stimmungslage gut, die grundlegenden Reibungspunkte zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung gibt es aber nach wie vor. Das liegt jedoch in der Natur der Sache.
Daniel: Nach dem Wechsel in den bayerischen Tarif, sind wir als Arbeitnehmervertretung immer noch mit der Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen über alle deutschen Standorte beschäftigt. Es geht darum, die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen weiter zu sichern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Was erwartet Ihr in den nächsten Monaten und Jahren?
René: Wir erwarten, dass wir mehr Aufträge bekommen, so wie es vom Unternehmen prognostiziert ist. Das würde einen Hochlauf der Produktionsauslastung durch mehr Maschinen für CCS (Carbon Capture and Storage), Wärmepumpen und Wasserstoffverdichtung bedeuten.
Wobei unterstützt Euch die IG Metall Berlin?
René: In der Vergangenheit hat uns die IG Metall Berlin bei den Umstrukturierungen und dem Kampf für den Standort- und Arbeitsplatzerhalt gut unterstützt. Die Verbindungen der IG Metall zur Presse und Politik waren hier sehr hilfreich. Auch die Organisation von Demonstrationen innerhalb der Stadt, wäre ohne die IG Metall nicht möglich gewesen.
Daniel: Und aktuell planen wir im Werk eine Kampagne für Aktive, um die Mitbestimmung im Unternehmen zu stärken und die Betriebsratswahlen 2026 vorzubereiten.
Was für Forderungen habt Ihr an die Politik in Berlin und im Bund?
René: An die Politik in Berlin richten wir folgende Forderung: Förderung der Industriestandorte und Einwirkung auf die Eigentümer der Industrieparks, damit hier bessere Bedingungen für die Unternehmen geschaffen werden. Mit unserem aktuellen Vermieter haben wir regelmäßig große Schwierigkeiten. Alle politischen Besuche in den letzten Jahren haben leider zu keiner Verbesserung geführt.
Daniel: Und wir haben auch Forderungen an die Politik im Bund: Fortsetzung der Klimaschutzpolitik, Förderung der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffproduktion. Wir fordern die zügige Umsetzung der ausstehenden Gesetze zur CO2-Speicherung und zum Kraftwerkssicherheitsgesetz. Die Genehmigungsverfahren müssen grundsätzlich beschleunigt werden, besonders für Wärmepumpen und Geothermie.
MAN Energy Solutions in Berlin
In Berlin-Tegel entwickeln, berechnen und konstruieren rund 360 Beschäftigte bei MAN ES Mehrwellenkompressoren und fertigen dafür die Großgetriebe und Laufräder. Diese werden unter anderem für die CO2-Speicherung (CCS) und große Industriewärmepumpen eingesetzt. 7.000 Beschäftigte in Deutschland und weltweit 15.000 Beschäftigte produzieren bei MAN Energy Solutions hauptsächlich Antriebssysteme (Großmotoren) für die Schifffahrt und Energieerzeugung, Turbomaschinen und chemische Reaktoren.