Leipzig - Streik geht in die vierte Woche

Neue Halberg Guss: Berlin solidarisiert sich mit Streikenden

06.07.2018 | Seit vier Wochen streiken die Beschäftigten der Neue Halberg Guss in Leipzig und Saarbrücken. Die feste Haltung der Kolleginnen und Kollegen verbessert die Verhandlungsposition der Betriebsräte. Und sie erfahren viel Solidarität. An diesem Freitag besuchte eine Berliner Delegation die Leipziger Streikenden.

Gemeinsame Solidarität hinter dem Dynamobanner vlnr.: Jörg Haberland, Dynamowerk; Rainer Heidenreich, GE; Regina Katerndahl, IG Metall Berlin; Markus Ochmann, Dynamowerk. (c) privat.

Streikender Gitarrist spielt auf.

Rainer Heidenreich von GE Berlin

Dynamowerker in Leipzig: Jörg Haberland und Markus Ochmann.

„Die Stimmung hier ist beeindruckend. Man spürt die Emotionen, welche Zukunftsangst die Menschen hier haben und ihre Bereitschaft, für ihr Leben zu kämpfen“, sagt Markus Ochmann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Berliner Dynamowerk von Siemens. Zusammen mit Regina Katerndahl von der IG Metall Berlin, Jörg Haberland ebenfalls aus dem Dynamowerk und Rainer Heidenreich, Vertrauensmann bei GE Berlin ist er nach Leipzig gefahren, um den Streikenden die Solidarität der Berliner Beschäftigten zu überbringen. Rainer Heidenreich zum Beispiel hatte ein Plakat im Gepäck, auf dem Betriebsrätinnen, Betriebsräte, Vertrauensleute unterschrieben haben.

Profit zählt, die Menschen sind egal
Die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin ordnete den Kampf der Streikenden politisch ein. „Was wir in Leipzig oder Berlin erleben ist, dass es nur noch um Profit und Gier geht und die Menschen in einigen Unternehmen nichts zählen. Insofern führt ihr hier auch einen kulturellen Kampf für ein wirtschaftliches Miteinander, in dem die Menschen und ihr Leben zählen“, sagte sie zu den 250 Beschäftigten und Delegationen von Beschäftigten von Unternehmen aus vielen Regionen Deutschlands.

Online-Petition "Solidarität mit den streikenden Kolleginnen und Kollegen bei der Neuen Halberg Guss"

Vier Wochen Streik. Das erzeugt Kraft, die viele vor Ort spüren. „Wir haben hohen Respekt vor Eurem Engagement und was Ihr in dieser Zeit alles erreicht habt“, fügte Regina Katerndahl hinzu. Mit dem Streik wollen die Beschäftigten die Geschäftsführung dazu bringen, dass sie sich endlich bewegt. Ein neuer Verhandlungstermin ist nun für den 12. Juli in Frankfurt angesetzt. Der späte Verhandlungstermin  stört Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig, jedoch nicht, denn die Streikfront steht.

Verhandlungstermin erst 12. Juli
„Die Zeit ist auf unserer Seite, unsere Verhandlungsposition verbessert sich, weil die Fernwirkung stimmt“, sagt Bernd Kruppa. Denn nicht nur die Automobilindustrie sorgt sich, auch die Politik nimmt den Konflikt wahr, viele stellen sich auf die Seite der Beschäftigten. „Heute war jemand aus dem italienischen Iveco-Werk da, weil er nicht glauben konnte, dass es in Deutschland einen Streik gibt, der die gesamte Automobilindustrie in Schach hält. Das hilft uns, den Druck zu erhöhen“, so Kruppa weiter.

Für den 12. Juli hat er ganz klare Forderungen an die Arbeitgeberseite: „Wir gehen davon aus, dass die Neue Halberg Guss uns zu diesem Termin ein verhandlungsfähiges Angebot macht, wie wir es seit Wochen einfordern. Wir wollen konstruktiv an einer Lösung arbeiten, dazu muss sich das Management nun endlich bewegen. Wir wollen eine Zukunft für die Neue Halberg Guss GmbH schaffen.“

Darum geht es bei der Neue Halberg Guss
Hintergrund der Auseinandersetzung sind anhaltende Vertragsstreitigkeiten zwischen dem Autobauer Volkswagen und einem seiner größten Zulieferer, der Prevent-Gruppe. Deren Tochterunternehmen, die Neue Halberg Guss GmbH, hatte angekündigt, das Werk in Leipzig mit 610 Stammbeschäftigten und rund 90 Leiharbeitenden Ende 2019 zu schließen und darüber hinaus in Saarbrücken 300 Stellen abzubauen.

 

Von: rk

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