Kundgebung, Rudow, 18. 2., 11 Uhr

"Neukölln bleibt bunt - wider den rechten Terror"

13.02.2017 | Die vermutlich von Rechtsradikalen initiierten Angriffe in Neukölln werden immer bedrohlicher. Sie schlagen Scheiben in politischen Buchläden ein und zünden Autos von engagierten Menschen an. Schweigen ist für uns keine Option. Ein breites Bündnis ruft deshalb für Samstag, den 18. Februar, 11 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung für die Opfer dieser gewalttätigen Umtriebe nach Rudow auf.

Bereits am 28.1.2017 hatten zahlreiche Menschen gegen rechte Angriffe demonstriert, zum Beispiel gegen den IG Metaller Detlev Fendt (Foto).

Alle Foto (c) Michael Jänecke

Am 9. Januar 2017 traf es die in Rudow lebende ehemalige SPD-Politikerin Claudia von Gélieu. Ihr vor dem Haus geparktes Auto brannte völlig aus. Am Samstag, dem 14. Januar 2017, wurde gegen 2 Uhr nachts das Auto der Neuköllner DGB-Kreisverbandsvorsitzenden, SPD-Abgeordneten in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und Gruppenleiterin der Neuköllner Falken Mirjam Blumenthal in Brand gesetzt.

Im Dezember waren in der Buchhandlung Leporello die Schaufensterscheiben durch Steinwürfe stark beschädigt worden. Wenige Tage später wurde das Auto des Inhabers Heinz J. Ostermann in Brand gesetzt. Fast gleichzeitig stand das Auto von Detlef Fendt, früher Betriebsrat bei Mercedes-Benz, in Flammen. Im Juni letzten Jahres wurde zum zweiten Mal in Rudow das Auto des Bezirksverordneten und stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg durch einen Brand vollständig zerstört.

Die Polizei geht von einer politisch motivierten Anschlagsserie aus. Zuletzt hatten Rechtsradikale vermehrt zu Gewalt gegen linke Einrichtungen aufgerufen. Für rechte Anschläge sprechen mehrere Indizien: Als stadtbekannte Demokratin engagiert sich Claudia von Gélieu seit Jahren gegen Intoleranz und Geschichtsvergessen. Vor allem in der Alltags- und Sozialgeschichte von Berliner Frauen hat sie eine umfangreiche Arbeit geleistet, für die sie 2001 mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet wurde. Weiterhin gehört sie zum Leitungsteam der „Galerie Olga Benario“, die Vorträge und Ausstellungen zu sozialen und demokratischen Persönlichkeiten und Bewegungen in Vergangenheit und Gegenwart organisiert.

Mirjam Blumenthal hat sich gerade in Britz offensiv und aktiv an Aktionen gegen die NPD und andere rechtsorientierte Gruppierungen und Parteien beteiligt. Die Neuköllner Falken sind in der Vergangenheit immer wieder ein Angriffsziel der Rechtsextremisten gewesen. Auf ihr Haus in Britz-Süd wurden bereits mehrere Brandanschläge verübt.

Im Dezember waren in der Buchhandlung Leporello die Schaufensterscheiben durch Steinwürfe beschädigt worden. Zuvor hatte es dort eine Veranstaltung unter dem Motto „Was tun gegen die AfD? Aufstehen gegen Rassismus!" gegeben. Inhaber Heinz Ostermann war im November auf einer rechtsextremistischen Internetseite als "rot-grüner Hetzer" beschimpft worden. Ostermann engagiert sich bei den "Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus".

Detlef Fendt, früher Betriebsrat bei Mercedes-Benz und seit Jahrzehnten politisch aktiv. Mit dem nun angezündeten Wagen ist er mehrfach mit IG-Metall-Fahnen zu NPD-Kundgebungen in Neukölln gefahren um gegen die Auftritte zu protestieren. Dabei sind er und sein Wagen regelmäßig von Neonazis fotografiert worden.

Im Juni 2016 haben Unbekannte in Rudow das Auto des Bezirksverordneten und stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg vollkommen zerstört. Ein Anwohner hat gegen 2.40 Uhr Polizei und Feuerwehr alarmiert, nachdem er einen lauten Knall wahrgenommen habe und das in Flammen stehende Auto sah. Mehrere Personen seien unerkannt geflüchtet.

Laut Polizei gab es in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 20 Anschläge gegen Neuköllner und Neukölnerinnen, die gegen die rechten Umtriebe in unserem Bezirk öffentlich aufgetreten sind.
Sie richten sich gegen Privatwohnungen, Gaststätten, einem Buchladen und ein kirchliches Gemeindehaus. Gesprühte rechte Symbole und Drohungen weisen auf den Täterkreis hin. Ziel dieser rechten Gewalt ist es, nicht nur die Angegriffenen zu bedrohen, sondern auch uns Nachbarn einzuschüchtern. Wir sollen zum Wegschauen und Schweigen gebracht werden.

Das werden wir nicht! Wir wollen keine Ortsteile, in der sich Nachbarn misstrauisch beäugen und den Opfern der Gewalt aus dem Wege gehen, um nicht selbst in Gefahr zu geraten.  Wir wollen eine vielfältige, bunte und tolerante Nachbarschaft. Zeigen wir, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und in Neukölln für Toleranz, Hilfsbereitschaft und guter Nachbarschaft eintreten.

Wir üben Solidarität mit Claudia von Gélieu, Mirjam Blumenthal, Heinz J. Ostermann, Detlef Fendt und Peter Scharmberg und allen anderen Angegriffenen.

Kommen Sie am Samstag, dem 18.2.2017, um 11.00 Uhr zur Kundgebung "Neukölln bleibt bunt - wider dem rechten Terror" nach Rudow, vor der „Alten Dorfschule“, Alt Rudow 60 (Nähe U-Bhf. Rudow)

Zu dieser Kundgebung rufen auf:
Aktionsbündnis Rudow gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Bündnis Neukölln
Galerie Olga Benario
Initiative Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus
Ev. Kirchengemeinde Rudow
Die Falken Neukölln
SPD Neukölln
Bündnis 90/die Grünen Neukölln
Die Linke Neukölln
DGB Kreisverband Neukölln
IG Metall Geschäftsstelle Berlin
Ver.di, Bezirk Berlin - OV Südost

Von: igm

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