18.11.2022 | Durchbruch im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie in der fünften Verhandlungsrunde: Die Tarifvertragsparteien in Baden-Württemberg haben sich in der Nacht auf Freitag in Ludwigsburg nach elf Stunden Verhandlung auf einen Pilotabschluss geeinigt und ein Paket aus dauerhaften Entgeltsteigerungen sowie einer Inflationsausgleichsprämie in zwei Schritten vereinbart: Entgelterhöhung in zwei Stufen: 5,2 Prozent 2023, 3,3 Prozent 2024 und insgesamt 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie.
Die Beschäftigten erhalten sowohl 2023 als auch 2024 deutlich mehr Geld: Zu Beginn des Jahres 2023 gibt es die erste Stufe der Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro. Im Juni desselben Jahres erhöhen sich die Entgelte um 5,2 Prozent. Anfang 2024 erhalten die Beschäftigten die zweite Stufe der Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro. Die Entgelte steigen im Mai 2024 um 3,3 Prozent. Dann sind die Entgelte in zwei Stufen um insgesamt 8,5 Prozent gestiegen.
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall: „Die Beschäftigten haben demnächst deutlich mehr Geld in der Tasche – und zwar dauerhaft. Hinzu kommt die steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. Beides zusammen– Inflationsausgleichsprämie und prozentuale Erhöhung – bringen den Beschäftigten eine spürbare Entlastung angesichts der gestiegenen Preise. Und beides haben die Kolleginnen und Kollegen mit ihren Warnstreiks erst möglich gemacht. Für diesen Einsatz gilt ihnen ein großer Dank.“
Die Arbeitgeber hatten lange gezögert, überhaupt ein Angebot vorzulegen und so eine große Warnstreikwelle provoziert. Bis zum heutigen Freitag haben bundesweit rund 900.000 Metallerinnen und Metaller ihre Arbeit vorübergehend niedergelegt.
Roman Zitzelsberger, Verhandlungsführer und IG Metall-Bezirksleiter Baden-Württemberg, sagte nach dem Abschluss: „Wir haben hart gerungen und verhandelt, am Ende liegt aber ein akzeptabler Kompromiss auf dem Tisch. Die Kolleginnen und Kollegen bekommen nun endlich die dauerhafte prozentuale Entgelterhöhung, die ihnen zusteht.“ Gemeinsam mit der Inflationsprämie entstehe ein Gesamtpaket, das helfe, die Belastungen abzufedern und die Kaufkraft zu stärken. Insbesondere die unteren Entgeltgruppen profitieren überproportional von dem Ergebnis. „Wir sind mit dem Ziel angetreten, die Tabellen deutlich und nachhaltig zu erhöhen. Das ist uns gelungen.“
„Das ist ein hervorragendes Verhandlungsergebnis in schwierigen Zeiten – Glückwunsch nach Baden-Württemberg!“ sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Die Vorbereitungen zur weiteren Eskalation liefen bereits auf Hochtouren – das haben auch die Arbeitgeber gespürt und mussten deshalb einlenken. 7.000 Euro mehr hat ein Facharbeiter – davon 3.000 Euro steuerfrei, so hat es der Vorstand errechnet. Aus dieser Tarifrunde kann man schon jetzt Mut und Optimismus für die nächste Tarifrunde ziehen, denn wir sind massiv stärker geworden und haben mehr als 500 neue Mitglieder allein in den letzten drei Wochen begrüßen dürfen.“
Angesichts der stark gestiegenen Preise hatte die IG Metall parallel zur Tarifrunde im politischen Berlin erfolgreich Druck für spürbare Entlastungen gemacht. Hunderttausende Metallerinnen und Metaller setzten sich unter anderem für eine wirksame Gas- und Strompreisbremse ein.
„So ist es in einer äußerst herausfordernden Zeit gelungen, die Beschäftigten spürbar zu entlasten, Einkommen nachhaltig zu stabilisieren und die Kaufkraft zu stärken. Das heute erzielte Tarifergebnis stützt somit auch die Konjunktur in Deutschland“, so Jörg Hofmann.
Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2024. Der Vorstand der IG Metall empfiehlt die Übernahme des Pilotergebnisses in allen Tarifgebieten. In Berlin wurde am 18. November die Tarifkomission über das Ergebnis informiert. Am 23. November diskutiert die Tarifkommission das Ergebnis. Nach der Übernahmeverhandlung mit dem Arbeitgeberverband VME muss die Tarifkommission dann dem Verhandlungsergebnis für Berlin-Brandenburg zustimmen.