Delegiertenversammlung

Ruhe war gestern

13.06.2018 | Politische Gewissheiten schwinden, Unwägbarkeiten nehmen zu. Vor diesem Hintergrund diskutierten Metaller und Metallerinnen auf der Delegiertenversammlung am 12. Juni 2018 über die Zukunft der Altersversorgung, über Transformation und AnKER-Zentren. Bei allem Getöse: Beschäftigte, Betriebsräte und IG Metall haben einiges bewegt.

Klima und Umweltpolitik, Globalisierung und die digitale Transformation von Produkten und Prozessen sind Entwicklungen, die nicht nur die deutsche Gesellschaft radikal verändern werden. „Diese Megatrends treffen auf eine Gesellschaft, die zunehmend ungerecht ist und auch so empfunden wird“, sagte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Dafür lieferte er Zahlen. So sind die Einkommen der Gruppen am unteren Ende der Verteilung seit 1991 gesunken.

Wie wirkt sich die Transformation, die Digitalisierung von Produkten und Prozessen auf diese Entwicklung aus? Antworten auf diese Fragen will die IG Metall bis zum Gewerkschaftstag der IG Metall im Oktober 2019 entwickeln. Dazu organisiert sie zum Beispiel in Berlin am 19. Juni ein Zukunftsforum und im Oktober in Bonn einen zweitägigen Transformationskongress. „Damit wollen wir eine beteiligungsorientierte Debatte anstoßen, die am Gewerkschaftstag im Oktober 2019 in eine Programmatik zum Thema Transformation mündet“, sagte Klaus Abel.

Ingenieure und Softwareentwicklerinnen können Warnstreik
Die Zukunft hat längst begonnen. Sie schlägt sich auch in den betrieblichen Auseinandersetzungen um Tarife, Arbeitsbedingungen, Standorte nieder. So kennzeichneten harte Kämpfe die vergangenen Monate, sei es bei GE oder Siemens, bei Ledvance, IAV, Alba oder Total Walther. In der Auseinandersetzung um die Schließungspläne des Siemens-Vorstandes hat dieser zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall ein Eckpunktepapier verabschiedet, indem Einsparungen einerseits akzeptiert werden, andererseits der Vorstand auf Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Auch bei Ledvance ist der Standort erst einmal abgesichert. Der Preis dafür ist allerdings hoch, denn rund 80 Beschäftigte müssen „freiwillig“ gehen, viele von ihnen haben ihr ganzes Berufsleben bei Osram und heute bei Ledvance verbracht. Es sind Abwehrkämpfe, die an die Nieren gehen. „Umso mehr möchte ich mich für Euren unermüdlichen und häufig selbstlosen Einsatz, für Eure Aktionen und Initiativen danken“, sagte Klaus Abel in Richtung der betroffenen Beschäftigten.

Beschäftigte und IG Metall haben aber nicht nur Abwehrkämpfe bestritten. So haben sich – unterstützt von der IG Metall -  in Berlin allein von Ende April bis Anfang Juni vier neue Betriebsräte gegründet und das vor allem in jungen Unternehmen mit hochqualifizierten Beschäftigten. Diese erkennen, dass all ihr Wissen allein wenig nutzt, um Arbeitsbedingungen beeinflussen zu können. Die dafür notwendige Gestaltungs- und Durchsetzungsmacht können sie jedoch mit der IG Metall erzeugen.

Die Zukunft der Altersversorgung
Viel Zeit widmeten die Delegierten der Altersversorgung, dem Hauptthema der Versammlung. Klar ist, dass sich das aktuelle Rentenniveau von 53 Prozent im Jahr 2000 auf 43 Prozent dreißig Jahre später absenken wird. Ein Durchschnittsverdiener erhält nach 45 Jahren dann nicht mehr 1.530 Euro wie noch bei der Jahrtausendwende, sondern nur noch 1.240 Euro, sprich 300 Euro weniger bei gleichzeitig steigenden Kosten, rechnete Martin Kamp, der Leiter des Berliner Vorstandsbüros der IG Metall den Delegierten vor. Die IG Metall fordert deshalb seit langem, dass die Renten stabilisiert, an die Lohnentwicklung angekoppelt und schrittweise auch angehoben werden müssen. Was positiv stimmt: Die große Koalition will das heutige Rentenniveau erhalten, eine Rentenkommission mit dem Namen „Verlässlicher Generationenvertrag“ soll die gesetzliche Rentenversicherung in diesem Sinne absichern. Martin Kamp schilderte den Delegierten, in welchem Zeitkorridor die Rentenreform erfolgen soll.

Eine Lanze für mehr Beisitznde in Prüfungsausschüssen
Jugendsekretär Simon Sternheimer und Nico Augner, örtlicher Vertrauenskörperleiter bei General Electric (GE) informierten die Delegierten über die Möglichkeit, als Beisitzer in Prüfungsausschüssen für eine faire Prüfung von Auszubildenden zu sorgen. Wer sich für einen Job als Beisitzerinnen und Beisitzer interessiert, der kann sich über die IG Metall bewerben.


Nein zu AnKER-Zentren - Delegierte verabschieden Solidaritätsadresse
Die Delegierten diskutierten schließlich auch über eine Resolution, die die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Ende April verfasst hatte. Darin lehnt die GdP AnKER-Zentren aus grundsätzlichen, sachlichen und verfassungsrechtlichen Gründen ab. Die Berliner Delegierten haben sich dieser Resolution angeschlossen.

 

Von: igm

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