Menschen statt Marge

Siemens-Betriebsräte warnen vor Werksschließungen

10.11.2017 | Am Freitag positionierten sich die Betriebsratsvorsitzenden der Berliner Siemens-Standorte. Sollte der Siemensvorstand Werke in Berlin schließen oder verlagern wollen, kündigten Betriebsräte und IG Metall heftigen Widerstand an. Siemens müsse, statt Standorte zu schließen in diese investieren. Das sei der Schlüssel für die Zukunft.

Der Betriebsratsvorsitzende Predrag Savic ...

und Regina Katerndahl sprechen zur Belegschaft im Dynamowerk am 27.10.2017

Siemens-Beschäftigte stehen vor dem Eingang zur Bilanzpressekonferenz am 8.11.2017 und geben den Kahlschlagplänen des Vorstandes Gesichter.

„Wenn der Vorstand glaubt, Werke in Berlin schließen oder verlagern zu müssen, muss sich Siemens auf eine harte Auseinandersetzung einstellen“, sagte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Bislang ist noch unklar, welche Werke und Beschäftigten von den „schmerzhaften Einschnitten“ betroffen sein werden, die der Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser auf der Bilanzpressekonferenz angekündigt hatte. Vorab wurden die Pläne schon an die Medien durchgestochen.

Die Beschäftigten will er frühestens nächste Woche informieren. Solange aber werden die Beschäftigten nicht warten – weder in Berlin, Görlitz, Leipzig, noch in Erfurt. In den Werken der Republik organisieren Beschäftigte, Betriebsräte und IG Metall den Widerstand. Und ob in Görlitz oder Berlin, die Politik steht ihnen bei. Berlin ist mit 11.500 Beschäftigten der größte Produktionsstandort von Siemens.

Was befürchten IG Metall und Betriebsräte? Kolportiert werden Pläne, nach denen Siemens Beschäftigte im vierstelligen Bereich abbauen will. Betroffen sein könnten die Standorte Görlitz, Leipzig, Erfurt - und das Dynamowerk in Berlin. „Die Beschäftigten im Dynamowerk werden seit dem Frühjahr von der Betriebsleitung im Unklaren gelassen. Unsere Beschäftigten sind produktiv wütend und werden an der Seite der IG Metall um ihre Arbeitsplätze kämpfen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende im Dynamowerk, Predrag Savic.

In seinem Werk bauen die Beschäftigten die größten Elektromotoren der Welt. Zwar ist es unstrittig, dass das Geschäft mit Elektromotoren schwächelt, gleichzeitig ist die Kompetenz der Beschäftigten und das in den Werken vorhandene Know-how weltweit einmalig. „Wenn man die Fertigung schließt, dann kann man auch nicht mehr vernünftig forschen und weiterentwickeln. Mit dem Werk verschwindet dann auch das Know-how“, sagt Predrag Savic, Betriebsratsvorsitzender im Dynamowerk.

Wie innovativ die Beschäftigten im Dynamowerk sind, zeigt sich an den Projekten, die aus dem Innovationsfonds gefördert werden. Diesen Fonds hatten IG Metall, Gesamtbetriebsrat und Vorstand beschlossen, Siemens hatte dafür 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Wir haben drei Projekte eingereicht und jedes wird gefördert“, erklärt Predrag Savic.  

Genau diese Innovationen, die es im erheblichen Umfang auch im Gasturbinenwerk im für Fertigungstechnologie, additive Fertigung und Keramik gebe, müsse das Unternehmen nutzen, um die deutschen Standorte stärker zukunftsfähig aufzustellen; mit den Beschäftigten. Das verlangte auch Günter Augustat, Sprecher der Berliner Siemens-Betriebsräte und Betriebsratsvorsitzender des Gasturbinenwerkes. „Siemens muss weiter in die Entwicklung effizienter Gasturbinenprodukte investieren, unterstützt durch die Entwicklungs- und Testmöglichkeiten und die Turbinen- und Fertigungstechnologie im Gasturbinenwerk. Dann werden diese auf der Welt geschätzten Produkte auch künftig Abnehmer finden.“

Know-how und Erfahrung sind Fähigkeiten, an denen der an Margen orientierte Vorstand nicht interessiert scheint. Umso wichtiger, dass es die Beschäftigten tun, sagte Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin und zuständig für die Siemens-Standorte in der Stadt: "Deshalb werden wir zusammen mit allen Siemens-Beschäftigten in Berlin um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen und darum, dass ihr Know-how auch in Zukunft an den Siemens-Standorten zur Verfügung stehen wird."

 

 

Von: igm

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