Vertrauensleute tagen in Berlin

Siemens: Zusammenhalten und zusammen handeln

02.07.2019 | Transformation, Ausgliederung, 35 Stunden – für die 40 Vertrauensleute der Berliner Siemens-Standorte gab es wahrlich viel zu besprechen, als sie sich am 22. Juni 2019 unter dem Motto zusammenhalten und zusammen handeln trafen.

(c) Thomas Weber

Das Wetter war strandmäßig, doch nicht kompatibel mit der Themenliste, die sich Vertrauensleute, Betriebsräte und Betriebsrätinnen der Berliner Siemensstandorte für diesen Tag vorgenommen hatten. Ein Thema: Die Ausgliederung der Gas- & Powersparte aus der Siemens AG. Sie wird in Berlin annähernd 5.700 Beschäftigte betreffen, knapp 2.000 davon sind aus der Hochspannung des Schaltwerks.

Für die Schaltwerker und -werkinnen aus der Hochspannung stellt sich die Situation dramatisch dar: denn was bisher ein Betrieb war, werden künftig zwei Betriebe. Die Vorstandspläne trennen sie von ihren bisherigen Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie in ihrem Schaltwerk gearbeitet haben. Der angekündigte Personalabbau von 470 Stellen für diesen Bereich fordert Vertrauensleute, Betriebsrat und IG Metall; die Verhandlungen dazu haben gerade begonnen.  

Eine weitere Diskussion: Just in der Nacht vor dem Vertrauensleutetreffen der Siemens Kolleginnen und Kollegen war die 6. Gesprächsrunde zwischen Arbeitgebern und IG Metall zur Angleichung der Arbeitszeit in Ostdeutschland ergebnislos beendet worden. Alle Vertrauensleute schüttelten ob der Ignoranz der Arbeitgeber den Kopf und verstehen nicht, wie man 30 Jahre nach Mauerfall an der Arbeitszeitmauer weiter festhalten kann.

Verhindern oder mitgestalten?
Und dann stecken alle in der Transformation. Was aber tun? „Natürlich gingen die Standpunkte weit auseinander. Sollen wir als Metallerinnen und Metaller überhaupt technologische Umwälzungen mitgestalten und versuchen damit wirtschaftliche Entscheidungen zu beeinflussen? Oder ist es angemessener, eine fundamentale Opposition aufzubauen?“, beschreibt Regina Katerndahl die Pole der Diskussion. Die meisten Teilnehmenden sprachen sich für den ersten Weg aus.

Gleichwohl gab es bei allen Unterschieden den gemeinsamen Tenor: Es ist gut, diese Diskussionen zu führen – denn unabhängig, wo die Einzelnen stehen, eines wurde sehr deutlich: in Berlin werden die Siemens-Beschäftigten weiterhin an einem Strang ziehen. Das Motto „Zusammenhalten, zusammen handeln“ gilt also auch in Zukunft.
 

Zusammenhalten und Transformation gestalten
Und so war es den Vertrauensleuten auch sehr wichtig, das unterschiedliche Wissen anzugleichen. Schließlich saßen neben erfahrenen Vertrauensleuten auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen im Plenum, die sich hier erstmals austauschten. Für sie war es wichtig zu erfahren, was die einzelnen Standorte produzieren oder leisten.

Schlussendlich gab es nicht nur eine Bestandaufnahme, sondern auch einen Blick nach vorne. Die Digitalisierung verändert Berufe, Arbeitsabläufe und Anforderungen. Bisherige Qualifikationen müssen erweitert werden oder Beschäftigte müssen gänzlich neue Fertigkeiten erlernen. Wie sich Arbeit konkret in den Büros oder in den Werken verändert, ist gestaltbar und nicht determiniert. Das gilt auch für Vertrauensleute und Betriebsratsgremien. In der Transformation werden Betriebsrätinnen und Betriebsräte immer mehr gestaltend agieren müssen. „Dafür müssen wir aber verstehen, wie diese abläuft, uns in diese Themen einarbeiten und lernen, lernen, lernen“, sagt Irina Mann, Betriebsrätin in der Siemens-Niederlassung.

Der Transformationsatlas, an dem sich in Berlin auch mehrere Siemensbetriebe beteiligt haben, belegt dies. An diesen Themen wollen die Vertrauensleute weiterarbeiten. „Wir brauchen die Vertrauensleute an der Seite der Betriebsräte, ansonsten ist die Transformation aus unserer Arbeitnehmersicht nicht zu stemmen“, fasst Martin Streitberger, Vertrauenskörperleiter Siemens Schaltwerk und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender die Idee zusammen.     

Was die Vertrauensleute demnächst machen werden, haben sie an diesem Tag auch noch festgelegt: „Wir konzipieren eine Workshop Reihe auf der Basis des Transformationsatlas. Wir wollen die Beschäftigten mitnehmen, Arbeit mitgestalten und Qualifizierungsbedarf konkret formulieren“, sagt Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall.

Von: rk

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