Transformationskongress - Mit Bildergalerie

Spannender erster Tag: Gute Inputs und Diskussionen rund um die Transformation

20.10.2022 | Am ersten Tag des Transformationskongresses diskutierten mehr als 150 Betriebsrätinnen und Betriebsräte, Wissenschaftler/-innen, Politiker/-innen, Politikwissenschaftler, Gewerkschafter/-innen in Berlin über die industrielle Transformation in unsicheren Zeiten. Wie kann eine sozial-ökologische industrielle Transformation gelingen? Dazu gab es spannende Inputs, eine erste Podiumsdiskussion und am Nachmittag intensive Foren.

Diskussion am ersten Tag des Transformationskongresses der IG Metall Berlin - Fotos: Christian von Polentz/transitfoto.de

Albrecht von Lucke, Politologe und Publizist, Blätter für deutsche und internationale Politik

Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin

Bettina Jarasch, Senatorin Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) betonte in ihrem Grußwort die hohe Bedeutung der Industrie für Berlin. Die IG Metall Berlin sei ein guter Partner in Zeiten, in denen die Industrie vor riesigen Herausforderungen stehe.

Albrecht von Lucke, Politologe und Publizist bei den Blättern für deutsche und internationale Politik, forderte die Gewerkschaften in seinem Input auf, in der aktuellen Krise stärker Verantwortung zu übernehmen – im Betrieb und in der Gesellschaft. „Angesichts der größten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs und einer ersichtlich schwachen, nicht stringenten Regierung brauchen wir eine konzertierte Aktion der starken gesellschaftlichen Kräfte – mit den Gewerkschaften als zentralem Akteur und der wichtigsten Vorfeldorganisation im Bereich der Arbeit. Es kommt darauf an, die historische Krise als Chance zu nutzen und nicht - wie die letzten 16 Jahre unter Angela Merkel - zu vergeben. Ansonsten verspielen wir die für die ökologische und ökonomische Transformation entscheidende Dekade.“

Die Arbeitssoziologin Prof. Dr. Sabine Pfeiffer begeisterte mit einem Vortrag „Gute Arbeit in der Transformation gestalten!“ Ihr Fazit: Gute Arbeit zu gestalten, wird konfliktreicher und vielfältiger. Beschäftigte können und wollen Transformation gestalten. Ohne die Beschäftigten geht Transformation nicht – das kann/muss interessenspolitischer Hebel zur Gestaltung guter Arbeit sein. Transformation kann nur mit Partizipation robust & zukunftsfähig werden. Partizipation kann fragmentierte/polarisierte Belegschaften zusammenbringen und Betriebsräte entlasten. Partizipation braucht (Zeit-)Ressourcen – sonst wird wird sie zur Belastung!“

„Industrielle Transformation: Fluch oder Segen für Beschäftigte und Gesellschaft“ lautete das Thema der Podiumsdiskussion am Vormittag mit Bettina Jarasch, Berliner Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (Grüne), Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der IGBCE, Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, Albrecht von Lucke und Prof. Dr. Sabine Pfeiffer.

 „Berlin kann Zukunft: Die klimagerechte Transformation unserer Industrie ist eine Chance für unsere Region und für neue, zusätzliche Arbeitsplätze. Den Wandel müssen wir aktiv gestalten und alle Akteure mit Transformationsbündnissen in die Verantwortung nehmen. Mit erneuerbaren Energien und Wasserstoff sichern wir Wohlstand, Arbeitsplätze und sorgen für Versorgungssicherheit. Gemeinsam mit Brandenburg kann Berlin zur klimaneutralen Hauptstadt werden – mit innovativer und nachhaltiger Industrie als Partner“, fasste Senatorin Bettina Jarasch zusammen.

 „Der Klimawandel wartet nicht. Bei aller notwendigen Konzentration auf die Bewältigung der akuten Krisen darf der langfristige klimagerechte Umbau unserer Industrie nicht aus dem Blick geraten“, so Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. „Dafür muss die Politik jetzt die Weichen stellen: Wir brauchen klare und verlässliche Rahmenbedingungen als Grundlage für die massiven Investitionen in Produkte, Geschäftsmodelle und Märkte der Zukunft, die jetzt erfolgen müssen. Nur wenn die Industrie entschlossen in den grünen Produktionsstandort Deutschland investiert, Arbeitgeber die Transformation gemeinsam mit Gewerkschaften sozial gerecht gestalten und die Politik diesen Umbau flankiert, werden wir gut bezahlte Arbeitsplätze in Deutschland sichern.“

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin fasste in der Diskussion zusammen: „In den nächsten 5 bis 10 Jahren wird sich entscheiden, ob wir die Transformation der deutschen Industrie so gestalten können, dass wir nicht nur Beschäftigung erhalten und aufbauen können, sondern sogar Treiber für Innovation und Zukunftsprodukte sind. Es kann uns gelingen, dem Label „Made in Germany“ neues Leben einzuhauchen, wenn wir nicht nur auf die bestehende Industrie schauen, sondern auch mutig Pionierarbeit leisten und neue Produkte entwickeln. Berlin steht für Innovation und den Mut, neue Wege zu beschreiten, die noch nie jemand zuvor gegangen ist. Die einmalige Chance in Berlin als Metropolregion besteht darin, dass wir die Fachkräfte der Welt zu uns einladen können.“

In vier Foren diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensiv einen Zukunfts-Check aus Baden-Württemberg, die zukünftige Energieversorgung, Mobilität der Zukunft und deren Bedeutung für Beschäftigte und neue Netzwerke zwischen Wissenschaft und Betrieb.

Jan Otto stellte am späten Nachmittag fest: Es gibt einen hohen Bedarf, über die Transformation zu diskutieren. „Wir müssen den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Transformation und Technik müssen dem Menschen dienen. Wir erwarten, dass die Industrie auch der Schlüssel für die Transformation ist. Das kostet vielleicht Geld, sollte aber keine Arbeitsplätze kosten. Es kann nicht sein, dass in dieser Stapelkrise unsere Kolleginnen und Kollegen auch noch Verzicht leisten müssen. Die Beschäftigten müssen einen Anteil an den Gewinnen der Unternehmen bekommen.“

 

Von: aw

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